VfL Bochum besiegt den FC Bayern München 3:2 und macht einen großen Schritt in Richtung Klassenerhalt.
In seinem 1.250 Bundesligaspiel gelang dem VfL Bochum 1848 ein wichtiger Schritt in der „Mission Klassenerhalt“. Denn zum Abschluss des 22. Spieltages besiegte der VfL Bochum den FC Bayern München mit 3:2. An der Castroper Straße, wo der VfL jetzt seit acht Spielen jeweils mindestens einen Punkt holte, gewann das Team von Cheftrainer Thomas Letsch mit „leidenschaftlichem Kampf und einem Quäntchen Glück“ gegen den Tabellenzweiten aus München, der jetzt drei Auswärtsspiele in Folge verloren hat. Der FC Bayern verpasste damit den Anschluss im Titelrennen, der VfL dagegen sprang auf Platz elf und hat jetzt zehn Punkte Vorsprung auf einen Abstiegsplatz bzw. neun Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz. „Es war ein sehr, sehr wichtiger Sieg. Wir können uns darüber sehr freuen. Es ist aber noch ein langer Weg. Das oberste Ziel ist der Klassenerhalt. Dafür müssen wir noch viel tun“, sagte der Torschütze Keven Schlotterbeck und lobte die Unterstützung der Fan sowie die „Magie des Vonovia-Ruhrstadions“.
Bei „David gegen Goliath“ fehlte beim Favoriten aus München zuletzt laut Bayern Cheftrainer Thomas Tuchel die „Leichtigkeit“. Das sorgt bei der besten Offensive der Liga zuletzt nur für eine geringe Torausbeute. VfL-Bochum-Chefcoach Thomas Letsch hatte nach der starken Leistung beim Auswärtsspiel (1:1) in Frankfurt die Hoffnung, ein „Stolperstein“ für den FC Bayern zu sein. Und dies gelang seinen Spielern bei diesem denkwürdigen Regen-Flutlichtspiel besser als gedacht.
Aber danach sah es am Anfang erst gar nicht aus. Nach einer schwungvollen Anfangsphase der Hausherren übernahmen die Gäste ab Minute zehn das Kommando, vergaben aber die erste Torchance durch Musiala. Bochum hatte zuvor in der sechsten Minute durch Losilla die erste Chance des Spiels gehabt. Bayern agierte erwartungsgemäß druckvoll und bereits die zweite Chance nutzte Musiala in der 14. Minute zum 0:1. Kurz zuvor hatte Ordets noch auf der Linie geklärt. Zwar brachte der frühe Rückstand Bochum aus dem Tritt und in der 18. Minute vergab Kane freistehend vor Riemann das zweite Münchener Tor nach Zuspiel des agilen Musiala.
„Einen Rückstand gegen Bayern darf man nicht unterschätzen. In München haben wir dann sieben Stück bekommen. Wie wir nach dem Gegentor zurückgekommen sind, war super“, bewertete VfL-Coach Thomas Letsch diese Spielphasen in der Pressekonferenz nach dem Spiel.
Nach einer Spielunterbrechung durch Fanproteste gegen die DFL, bei der Thomas Tuchel erstmals wechselte (Upamecano kam für Mazraoui), kam der VfL deutlich besser ins Spiel. Und ein schneller Gegenstoß brachte dann in der 38. Minute den viel bejubelten Ausgleich durch Asano nach Vorarbeit von Losilla. Das Tor beflügelte die Bochumer, die lautstark durch ihre Fans angefeuert wurden. Nach der zweiten Ecke köpfte Schlotterbeck nach Vorlage von Stöger das 2:1 und drehte damit das Ergebnis der ersten Halbzeit, die wegen der Spielunterbrechung um 14 Minuten in die Nachspielzeit ging.
In dieser schmissen sich die Spieler von Thomas Letsch in jeden Ball und trotz klarer Überlegenheit der Bayern blieben die großen Chancen für die Münchener aus. Bochum lief zudem früh an und erarbeitete sich kleinere Chancen. Somit blieb die Halbzeitführung mit 2:1 beim VfL.
Halbzeit: Nach Rückstand 2:1 Führung gegen Bayern München
Nach der Halbzeitpause, in der bei Bochum Gamboa für Oermann neu ins Spiel kam, merkte man den Bayern an, dass sie mit aller Macht das Spiel gewinnen wollten, um den Anschluss im Titelrennen nicht zu verlieren. Nach einer erneuten Spielunterbrechung wegen Fanprotesten gegen die DFL, bekam die VfL-Abwehr einiges zu tun. Schlotterbeck rettete in der 58. Minute und Bochum kam nur noch gelegentlich zu Entlastungsangriffen. Trotz der spielerischen Überlegenheit des Münchener wirkte der Tabellenzweite teilweise ideenlos gegen kompakt verteidigende Bochumer, bei denen jeder Ballgewinn von den VfL-Fans frenetisch gefeiert wurde. In der 63. Minute wechselte Bayern-Coach Thomas Tuchel doppelt (Zaragoza für Kimmich und Sané für Choupo-Moting) und erhöhte damit den Druck. Aber der starke Bernardo blockte in letzter Sekunde einen Schuss des eingewechselten Sané (64. Minute). So hielt die knappe Führung der Bochumer, die in der 71. Minute zu einer Chance durch Schlotterbeck kamen, aber Kim rettete noch vor der Torlinie.
Das beflügelte die in „fluchtlichtblau“ spielenden Bochumer, die in der 76. Minute per Foulelfmeter das 3:1 erzielten. Neuer ahnte zwar die Ecke, aber Stögers Schuss war zu gut platziert. Zudem spielte der FC Bayern München ab jetzt nur noch mit zehn Spielern. Denn Schiedsrichter Schlager zeigte dem Elfmeter-Verursacher Upamecano die gelb-rote Karte. Bayern-Choach Tuchel wechselte erneut doppelt: Dier für Guerreiro und Tel für Müller. Auf der anderen Seite wechselte Letsch auf Seiten der Bochumer Kwarteng für den emsigen Dauerläufer Antwi-Adjei ein.
Die Schlussphase wurde dann dramatisch. In der 85. Minute rettete Riemann erst spektakulär gegen Sané, aber kurz danach erzielte Kane nach Vorarbeit von Tel zu diesem Zeitpunkt in der Luft liegenden Anschlusstreffer zum 2:3 aus Münchener Sicht. Vor der achtminütigen Nachspielzeit kam bei Bochum Förster für Torschützen Asano. Riemann verteidigte erneut überragend gegen Kane. Auf der anderen Seite musste Neuer sein ganzes Können bei Kwartengs abgefälschten Schuss aufbringen. Beim VfL kam anschließend noch Loosli für Kapitän Losilla, um die Abwehr zu stärken. Riemann rettet erneut in letzter Sekunde mit dem Fuß vor Sané (97. Minute) und kurz danach ist Schluss.
Bochum schafft die Sensation und besiegt den Bayern München vor 26.000 Zuschauern im ausverkauften Vonovia-Ruhrstadion mit 3:2. Dessen „Magie“ lobte anschließende Torschütze Keven Schlotterbeck: „Das ist die Magie des Vonovia Ruhrstadions. Egal was passiert, wir können hier immer zurückkommen. Ich hatte von Beginn ein sehr gutes Gefühl.“
(c) Sebastian Sendlak / BOND
„Sieg der Mentalität gegen die Qualität“
Für VfL-Coach Thomas Letsch war der Sieg „insgesamt nicht unverdient. Wir haben mit Mann und Maus verteidigt. Mit leidenschaftlichem Kampf und einem Quäntchen Glück.“ Bayern-Coach Thomas Tuchel, der wegen des Rückflugs nicht an der Pressekonferenz teilnehmen konnte, betonte stattdessen auf der Vereinswebsite: „Ich finde, die Niederlage war heute nicht gerecht. Es ist viel gegen uns gelaufen (…), denn heute sind wir anders aufgetreten als in Leverkusen und in Rom. Wir haben nie den Glauben verloren.“ Hans-Christian Dressen, Vorstandsvorsitzender des FC Bayern München, brachte es in der „Mixed-Zone“ anders auf den Punkt: „Das Spiel wäre sicherlich noch zu drehen gewesen, aber letzten Endes hat heute die Mentalität über die Qualität gesiegt und von daher hat Bochum verdient gewonnen.“
Bochums Sportdirektor Marc Lettau betonte: „Wir haben drei wichtige und unerwartete Punkte im Kampf für den Klassenerhalt geholt. Es ist ein weiterer Schritt für uns. Es war sehr euphorisierend und natürlich leidenschaftlich erkämpft.“ Trotz aller Euphorie drückten die Spieler des VfL aber auch auf die Bremse: „Wir haben heute einen großen Schritt gemacht, müssen aber realistisch bleiben. Wir haben einen langen Kampf gegen den Abstieg vor uns“, sagte Bernardo.
Dieser Kampf führt den VfL Bochum am nächsten Spieltag zum Auswärtsspiel beim aktuell 15. der Tabelle: Borussia Mönchengladbach (24. Februar, 15:30 Uhr). Der FC Bayern München empfängt im Topspiel den RB Leipzig (24. Februar, 18:30 Uhr), der auch der nächste Heimspiel-Gegner des VfL Bochum sein wird (02. März, 15:30 Uhr).