In der Reihe „Schaufenster Stadtgeschichte“ präsentiert das Stadtarchiv – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte, Wittener Straße 47, einmal im Monat ein besonderes Dokument oder Objekt aus seinen Beständen. Auf diese Weise werden nicht nur historische Ereignisse oder Persönlichkeiten vorgestellt. Das „Schaufenster Stadtgeschichte“ gewährt auch einen Einblick in die bunte Vielfalt der historischen Zeugnisse, die zum kulturellen Erbe Bochums gehören und die im Stadtarchiv – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte verwahrt werden. In diesem Monat geht es um eine „Speisekarte des Restaurants im ehemaligen Kaufhaus Kortum“, die zu den Öffnungszeiten besichtigt werden kann.
Während die jüngere Generation der Bochumerinnen und Bochumer das Kaufhaus Kortum nur aus Erzählungen kennt, so vermissen insbesondere die älteren Einwohnerinnen und Einwohner oft schmerzlich ihr „Kaufhaus Kortum“, speziell die Vielfältigkeit der einzelnen Abteilungen sowie die Lebensmittelhalle. Besonders der „Erfrischungsraum“, ein im Kaufhaus integriertes Café-Restaurant, bot den Einkaufenden einen Rückzugsort zum Ausspannen und Erholen, sowie Gelegenheit für eine Stärkung. Es war insofern etwas Besonderes, da nicht jedes Kaufhaus mit einem eigenen Restaurant aufwarten konnte. Die Speisekarte des zum Kaufhaus gehörigen Restaurants wurde einem Kunden am letzten Öffnungstag im Jahr 1998 ausgehändigt und später dem Stadtarchiv zur Aufbewahrung übergeben.
Das Restaurant bot gutbürgerliche Küche und die Speisekarte zeigt, dass sich die Speisen, trotz der Tatsache, dass es sich um ein Kaufhausrestaurant handelte, auf relativ hohem Niveau bewegten. Kleine Mahlzeiten für zwischendurch fanden ebenso ihren Platz auf der Karte, wie kalorienreiche Gerichte für ein ausgiebiges Mittagessen. Viele Besucherinnen und Besucher gaben sich aber auch mit einem Kaffee oder einem Erfrischungsgetränk zufrieden.
Die Speisekarte trägt das „Kortum“-Logo, sowie das Logo der Moritz Fiege Brauerei. Der Innenteil zeigt das Logo und den Slogan „75 Jahre Kortum – Einkaufen mit Herz“, die im Zuge des 75-Jährigen Jubiläums 1996 entworfen wurden. Das Jubiläum geht zurück auf die Eröffnung am 08. Oktober 1921 als Warenhaus der Gebrüder Alsberg AG. Die Planungen begannen jedoch bereits zehn Jahre zuvor. Während 1913 das Grundstück erworben wurde, begannen die Arbeiten am Gebäude 1914. Der Rohbau war 1915 abgeschlossen. Viele Arbeiten mussten aufgrund des ersten Weltkrieges unterbrochen werden.
Während des Nationalsozialismus wurde das Kaufhaus im Zuge der Arisierung enteignet und in „Kaufhaus Kortum“ umbenannt. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Haus schwer beschädigt, konnte aber zwischen 1947 und 1949 wiederinstandgesetzt werden. Die Wiedereröffnung fand bereits vor den Instandsetzungsarbeiten 1946 statt.
In der Nachkriegszeit erlebte das Kaufhaus durch den Wirtschaftsaufschwung eine wahre Blütezeit. „Kortum“ wurde eines der bekanntesten Kaufhäuser Bochums, nicht nur durch das breite Sortiment – unter Anderem lockte eine große Lebensmittelabteilung durch den traditionellen und unverpackten Einzelverkauf von Butter, Mehl oder Süßwaren. Das Restaurant lud zum Verweilen und/oder zu einer Stärkung ein. Oft traten hier auch Live-Bands zur Unterhaltung des Publikums auf. Besonders bekannt waren auch die oft ausladenden und aufwändig gestalteten Schaufenster, an die sich frühere Kundinnen und Kunden noch bis heute erinnern.
In den 1980er Jahren ging der Umsatz deutlich zurück und man versuchte durch verschiedene Maßnahmen, das Einkaufen wieder zu einem Erlebnis zu machen. Durch Untervermietung der Räumlichkeiten an andere Firmen versuchte man, das Angebot für Kundinnen und Kunden attraktiv zu halten. Dennoch geriet das Kaufhaus in wirtschaftliche Not und konnte gegen die Konkurrenz nicht bestehen. 1996 wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt. Die Schließung erfolgte am 28. Februar 1998; die Wiedereröffnung mit einem neuen Konzept nach erneuten Umbauarbeiten am 03. September 1998.
Quelle: Stadt Bochum