Der Clubraum der Volkshochschule Bochum hat einen neuen Namen bekommen: Lore-Agnes-Raum. Der Beirat „Frauen, Geschlechtergerechtigkeit und Emanzipation“ hatte angeregt, den Raum nach der Sozialdemokratin zu benennen.
Wie weit Lore Agnes, geboren als Laura Benning, Tochter eines Bochumer Bergmanns und Fabrikarbeiters, es einmal bringen würde ahnt zunächst niemand. Am 4. Juni 1876 wird sie als eines von vielen Kindern der Eheleute Martin und Laura (geb. Müller) Benning geboren. Der Vater stirbt früh, die Familie ist arm. Nach ihrem Volksschulbesuch wird Lore – wie für Arbeitertöchter oft üblich – Dienstmädchen. Zurück in Bochum heiratet Lore Benning 1894 den Schneidermeister Wilhelm August Herzig, von dem sie schwanger ist. Sechs Monate später kommt ihr Sohn Wilhelm zur Welt. In den folgenden Jahren ist Lore Herzig Hausfrau und Mutter. Sie lebte von 1896 bis 1906 mit Ehemann und Kind wieder in Bochum, ließ sich 1906 aber scheiden und ging mit ihrem zweiten Ehemann, dem Gewerkschaftssekretär Peter Agnes, nach Düsseldorf.
Lore Agnes war eine überragende Rednerin, gründete den Verband der Hausangestellten mit, engagierte sich in Bochum für die AWO, und war Kriegsgegnerin. Als Mitglied in der USPD wurde sie 1919 in die Weimarer Nationalversammlung gewählt und saß von 1920 bis 1933 im Reichstag. Während der NS-Zeit wurde sie vielfach verhaftet und lebte zum Teil im Untergrund. Nach dem Krieg wurde sie wieder als Sozialdemokratin politisch aktiv. Lore Agnes starb am 9. Juni 1953 in Köln.
Quelle: Stadt Bochum