Alt-OB Ernst-Otto Stüber und OB Thomas Eiskirch erinnern an Schicksal ihres Amtsvorgängers und reinigen Stolperstein am Rathaus
Damit er nicht in Vergessenheit gerät und sein Schicksal sichtbar bleibt, haben Alt-OB Ernst-Otto Stüber und Oberbürgermeister Thomas Eiskirch zum 90. Todestag ihres Amtsvorgängers den Stolperstein von Dr. Otto Ruer gereinigt und poliert.
„Wir wollen die Bochumer Stolpersteine sichtbar halten und auf die Geschichte der Menschen aufmerksam machen, die unsere Stadt mitgeprägt haben – dazu zählt Dr. Otto Ruer, der als Oberbürgermeister von den Nazis verleumdet und aus dem Amt und dem Leben getrieben wurde“, so Thomas Eiskirch. Die Inschrift für seinen Amtsvorgänger lautet: „Hier wirkte Dr. Otto Ruer, Jahrgang 1879, Oberbürgermeister 1925-1933, Flucht in den Tod.“
„Wir möchten an den Menschen und an den Amtsinhaber erinnern“, sagt Alt OB Ernst-Otto Stüber. „Es ist beachtlich, was in seiner Amtszeit als Oberbürgermeister geleistet worden ist, zum Beispiel die Gründung des Deutschen Bergbau-Museums.“
Dr. Otto Ruer war Jurist und wirkte zuvor unter anderem als Stadt- und Ministerialrat, bevor er im Oktober 1924 zum Bochumer Oberbürgermeister gewählt wurde. Das parteilose Stadtoberhaupt, das der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) nahestand, sorgte für die Umsetzung vieler sozial-, bildungs- und kultur-, aber auch verkehrspolitischer Konzepte. Dazu zählten Schulen, Straßen, Spiel- und Sportplätze, aber zum Beispiel auch der Bau eines Milchhofes, um die Kindersterblichkeit in Bochum zu senken, und die Einrichtung einer Mädchenberufs- und Haushaltsschule. In seiner Amtszeit entstand auch das heutige Bochumer Rathaus.
Dort, an seiner alten Wirkungsstätte, setzte Künstler Gunter Demnig 2006 den Stolperstein, um an die demokratische Arbeit Dr. Otto Ruers und den tödlichen Terror des Nazis-Regimes zu erinnern. Die Recherche und Patenschaft für den Stolperstein übernahm Alt-OB Ernst-Otto Stüber.
Danach wurde Dr. Otto Ruer bereits Ende der 1920er-Jahre – auch aufgrund seiner jüdischen Herkunft – zur Zielscheibe nationalsozialistischer Angriffe. Die Nazis behaupteten, er habe als Oberbürgermeister die Amtsgeschäfte unkorrekt geführt und öffentliche Gelder, unter anderem beim Bau des Rathauses, verschwendet. Am 11. März 1933 drängten sie Dr. Otto Ruer aus dem Amt. Dieser floh nach Berlin, wo er am 13. März 1933 verhaftet und ins Bochumer Amtsgefängnis überstellt wurde. Nachdem er am 11. Mai 1933 aus der Haft entlassen worden war, ging Dr. Otto Ruer zurück nach Berlin und kämpfte dort erfolglos für seine Rehabilitierung. In seiner Verzweiflung nahm er sich zwei Monate später, am 29. Juli 1933, das Leben.
Seit 1959 ist einer der beiden zentralen Plätze der Innenstadt nach Dr. Otto Ruer benannt. Dort erinnert eine Gedenkplatte an ihn. Auch die Dr. Ruer-Medaille trägt den Namen des früheren Oberbürgermeisters; mit ihr ehrt die jüdische Gemeinde Bochum, Herne, Hattingen nicht jüdische Persönlichkeiten, die sich um die jüdische Gemeinschaft verdient gemacht haben. Mit ihr wurde als erster 2004 der damalige Oberbürgermeister Ernst-Otto Stüber ausgezeichnet, der sich für den Neubau der Bochumer Synagoge eingesetzt hatte.
Quelle: Stadt Bochum