VfL erleidet gegen Wolfsburg herben Rückschlag im Abstiegskampf, verliert aber nicht die Moral
Im Fußball wird nach einer hohen Niederlage gerne von einem „gebrauchten Tag“ gesprochen. Und auf die gestrige 1:5 Heimspiel-Niederlage des VfL Bochum gegen den VfL Wolfsburg stimmt dies einerseits zu: Besonders die Abwehr von Bochum hatte einen rabenschwarzen Tag erwischt, dazu kamen individuelle Fehler, die vom effizienten VfL Wolfsburg bestraft wurden. Andererseits hat die Bochumer Mannschaft Moral bewiesen und nicht aufgesteckt. Der besten Mann gestern im Stadion? Das waren eindeutig die erstklassigen Bochumer Fans. Das macht Mut für das Revierderby gegen Dortmund (28.04) und zeigt den Weg zum Klassenerhalt des VfL auf: Durch Kampf und Gemeinschaft.
In der Pressekonferenz nach der 1:5 Niederlage des VfL Bochum gegen den VfL Wolfsburg sah man den Bochumer Trainer Thomas Letsch in einer zweigespaltenen Lage. Weniger wegen der klaren Niederlage, bei der die Wölfe in die teilweise wie Schafe agierende Bochumer Abwehr einfielen und Löcher für individuelle Fehler und ganze fünf Gegentore (auch beim Hinspiel kassierte der VfL Bochum bereits vier Gegentore in Wolfsburg) rissen. Sondern weil das Spiel seiner Mannschaft im Vonovia-Ruhrstadion gerade zwei ganz unterschiedliche Gesichter gezeigt hatte:
Einerseits die nüchterne Analyse der Fehler in der 1. Halbzeit: „Das brauchen wir auch nicht schönreden, da haben wir zu viele Fehler gemacht und es dem Gegner zu einfach gemacht“. Andererseits: „So gehst du mit einem 0:3 in die Halbzeit, aber es fühlte sich auf dem Platz nicht nach einem 0:3 an.“ Denn mit etwas Spielglück und mehr Konsequenz vorm Tor wäre in der 2. Halbzeit ein 3:3 möglich gewesen. Stattdessen kam es nach einer Druckphase der Bochumer zu einem erneuten „katastrophalen Fehler“ und es stand 0:4. Dann hätte der VfL früherer Tage wahrscheinlich aufgegeben, nicht gestern.
Den andererseits hat die Mannschaft von Thomas Letsch zu keinem Zeitpunkt im Heimspiel gegen Wolfsburg aufgegeben. Stattdessen hat sie gekämpft und Moral bewiesen. „Wenn ich die Atmosphäre hier sehe und auch die Art und Weise, wie die Mannschaft gefightet hat, das Stadion und die Fans hinter der Mannschaft standen, dann stimmt mich das optimistisch“, so Cheftrainer Thomas Letsch.
Hat Bochum gegen den Tabellenführer Dortmund eine Chance?
„Die Niederlage tut weh. Aber wenn wir diese Atmosphäre und Stimmung mitnehmen, dann ist mir nicht Bange und wir haben am Freitag schon die Möglichkeit, es im Derby gegen den BVB besser zu machen als heute“, blickte der VfL-Trainer bereits nach vorne. Und auch für VfL – Stürmer Simon Zoller steht fest, dass im Revierderby am (Maischützen-) Wochenende noch was geht: „Es werden weniger Spiele, aber nach den heutigen Ergebnissen haben wir es weiter selber in der Hand.“
Rückenwind gibt dem VfL auch, dass keiner der anderen Abstiegskandidaten bisher an diesem Spieltag drei Punkte einfahren konnte (der FC Schalke 04 spielt erst am heutigen Tag auswärts in Freiburg) und die Erinnerung, dass der VfL beim legendaren 4:3 Sieg in Dortmund schon einmal den Klassenerhalt festmachen konnte. „In den letzten anderthalb, zwei Jahren haben wir bewiesen, dass wir genug Qualität in der Mannschaft haben, um in den nächsten Partien wieder zu punkten. Wille und Zweikampfverhalten waren heute schon da, das haben auch die Fans gespürt“, betonte Simon Zoller. Und mit Hilfe der Fans des VfL Bochum – die bereits an früheren Spieltagen besonders bei Heimspielen aber auch auswärts – ihre Erstklassigkeit klar bewiesen haben, kann der VfL Bochum die Mission „Klassenerhalt“ noch aus eigener Kraft schaffen. Und durch die Fanfreundschaft mit den Fans des FC Bayern würde ein Sieg des VfL gegen den BVB am kommenden Freitag doppelt Freude bringen.
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