Das 1:1 des VfL Bochum gegen Borussia Dortmund fühlt sich zumindest teilweise wie ein Sieg an. „Es war ein moralischer Punkt, den wir uns erkämpft haben“, sagte Thomas Reis nach dem Spiel. Passender hätte der Cheftrainer es kaum ausdrücken können, auch wenn das späte Gegentor ein wenig schmerzte.
In einer einseitigen Partie konnte Bochum die gewünschten Nadelstiche setzen und gleichzeitig den Sturm-Lauf des Reviernachbarn lange Zeit entschärfen. Die Defensive mit Leitsch, der nach Verletzungspause wieder dabei war, Masovic und Losilla im defensiven Zentrum machte einen fantastischen Job gegen Haaland, Bellingham und Reus, die von Beginn an für die Gäste aufliefen. Auch Stafilidis und natürlich Soares entschärften auf den Flügeln die Versuche der Borussen, einen Angriff zu starten.
Womit Dortmund wohl weniger gerechnet hatte, waren die Konter der Bochumer über die schnellen Antwi-Adjei und Holtmann. Nur das Zuspiel auf den zentral stehenden Sebastian Polter kamen zu selten an.
So war es auch Christopher Antwi-Adjei, der in der 38. Minute auf und davon war und nur noch vom heraneilenden Dortmunder Keeper Gregor Kobel gestoppt werden konnte. Kobel kam dabei einen ganzen Schritt zu spät und verursachte so einen Elfmeter, den Sebastian Polter zum 1:0 verwandeln konnte.
Das Stadion tobte.
Auch Erling Haaland und Abwehrchef Mats Hummels war die Unzufriedenheit anzusehen. Während sich der teuerste Stürmer der Liga (Marktwert 150 Mio €) noch zurückhalten konnte, kassierte Hummels nach einem Zweikampf im Mittelfeld wegen Meckerns die gelbe Karte von einem gut pfeifenden Unparteiischen Matthas Jöllenbeck, der nach der Pause auch die Schlüsselszene des Spiels korrekt bewertete.
In der 54. Minute bekommt die Abwehr in der Drangphase der Borussen den Ball nicht aus dem Strafraum geklärt. Über drei Stationen kommt dabei der Ball auf den zentral stehenden Wolf, der an Freund und feind vorbei ins Tor trifft. Erst der Videobeweis klärt dabei auf, dass der vor Riemann stehende Jude Bellingham die Sicht des Torhüters verdeckt und somit aktiv im Abseits stand. Das Tor wird annulliert und bremst dabei den BNV aus, der zuvor deutlich das Spiel beherrschte.
Die Situation sorgte zumindest kurz für Durchatmen auf Bochumer Seite. Ab der 70. Minute war der VfL Bochum in der Defensive gefangen udn man ahnte bereits, was in der 85. Minute Realität wurde. Eine Flanke quer durch den Strafraum auf den frei stehenden Julian Brand, der erst kurz zuvor eingewechselt wurde, sorgte für das 1:1. Manuel Riemann, der zuvor zahlreiche Chancen parierte, war aus 2 Metern machtlos.
Irgendwie wollte der VfL sich mit dem Punkt nicht zufrieden geben. Anstatt sich nur noch hinten reinzustellen, gab es in den folgenden zehn Minuten (inkl. 5 Minuten Nachspielzeit) zwar auch Chancen für den BVB, jedoch erspielte sich Bochum auch noch zwei Gelegenheiten durch Silvere Ganvoula und Antony Losilla, die Punkte im Ruhrstadion zu behalten.
Es blieb beim 1.1, was mehr als gerecht war. Dortmund tat mehr fürs Spiel, Bochum hielt aufopferungsvoll dagegen. Zufrieden war der BVB nach dem Spiel jedoch kaum, während die Bochumer sich trotz einem Chancenverhältnis von 2:12 Torschüssen, 0:15 Ecken und gerade einmal 32% Ballbesitz über das Unentschieden freuen durften. Was für Bochum jedoch sprach und für Zuversicht in den kommenden Wochen sorgen sollte war die Zweikampfquote von 55%. Dortmund konnte sich des Öfteren nicht anders helfen, als durch Fouls. 17 Mal konnte der VfL nur unfair vom Ball getrennt werden. Bochum hingegen foulte die Gäste nur acht mal in den 90 Minuten.
„Wir haben vorher von einem Bonusspiel gesprochen. Jetzt haben wir einen Bonuspunkt mitgenommen“, so Thomas Reis auf der pressekonferenz nach dem Spiel. „Dortmund hat eine riesige Qualität auf den Platz gebracht und von Anfang an versucht, uns unter Druck zu setzen. In der ersten Hälfte hatten wir Probleme und haben uns das Leben durch eigene Fehler schwer gemacht. Wir wollten in die Tiefe kommen und aus der ersten Situation resultierte dann direkt der Elfmeter. Im Moment haben wir eben das nötige Spielglück. Die Jungs haben eine super Mentalität an den Tag gelegt. Wir nehmen den Punkt gerne mit. Spielerisch war Dortmund klar überlegen und auch in allen Statistiken waren sie besser, das ist aber nicht entscheidend. Meine Mannschaft hat versucht, das Derby anzunehmen und Fußball zu spielen. Darauf bin ich stolz.“
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