„Sich für die Demokratie einzusetzen, ist mutig. Es ist eine Arbeit, in der man sich angreifbar macht, wenn man für seine Werte einsteht. Und die Geschichte hat uns gelehrt, dass es nicht immer ungefährlich ist, sich für eine pluralistische und demokratische Gesellschaft einzusetzen.“ Mit diesen Worten würdigte Oberbürgermeister Thomas Eiskirch am Samstag, 30. Oktober, in einer feierlichen Zeremonie 19 Persönlichkeiten aus der Bochumer Kommunalpolitik und verlieh ihnen im Ratssaal des Historischen Rathauses den Ehrenring der Stadt Bochum.
„Gerade ein so starker und kontinuierlicher Einsatz, wie ihn die heute zu Ehrenden in mindestens 25 Jahren als gewählte Vertreterinnen und Vertreter im Rat oder in den Bezirksvertretungen gezeigt haben, ist nichts, was ,so nebenbei‘ funktioniert. Es benötigt Verantwortungsgefühl und ein entsprechendes Wertegerüst,“ so Bochums Oberbürgermeister. Mit dem Ehrenring der Stadt Bochum zeichnete er aus:
Gabriele Ankenbrand gehörte 31 Jahre dem Rat der Stadt Bochum an und nahm während dieser Zeit viele unterschiedliche weitere Aufgaben wahr. Insbesondere hervorzuheben ist ihr großes Engagement für den Sport, für das sie 2016 auch als Sportbürgerin des Jahres geehrt worden ist. Viele Jahre hat sie die CDU-Fraktion im Sportausschuss als sportpolitische Sprecherin vertreten und sich immer für den Bereich Schule und Bildung eingesetzt – als ehemalige Lehrerin hatte Gabriele Ankenbrand dafür die besten Voraussetzungen.
Wolfgang Breßlein gehörte insgesamt 45 Jahre der Bezirksvertretung Bochum-Nord und dem Rat an. In dieser langen Zeit hat er viele Veränderungen in unserer Stadt erlebt und gestaltet. Insbesondere ist auch bei ihm der Sport hervorzuheben: Ganze 20 Jahre – von 1989 bis 2009 – war Wolfgang Breßlein Mitglied im Sportausschuss. Nicht zuletzt hat er von 1999 bis 2020 dem Rechnungsprüfungsausschuss angehört und war dessen stellvertretender Vorsitzender.
Angelika Dümenil war insgesamt 26 Jahre zunächst in der Bezirksvertretung Bochum-Mitte und anschließend im Rat aktiv. In besonderem Maße hat sie sich in dieser Zeit für die Stadtentwicklung eingebracht und war darüber hinaus unter anderem langjähriges Mitglied im Betriebsausschuss für die Eigenbetriebe. Außerhalb ihres kommunalpolitischen Engagements war sie 16 Jahre Mitglied in der LWL-Landschaftsversammlung.
Monika Gärtner war 26 Jahre Mitglied der Bezirksvertretung Bochum-Süd. Dort hat sie sich als Bezirksfraktionsvorsitzende stark eingebracht und in dieser Zeit immer ganz besonders für ein starkes Querenburg engagiert, das sie mal als „schlafenden Riesen“ bezeichnet hat – „Ruhr-Universität, Hochschule Bochum, Gesundheitscampus, Technologie-Quartier, Hustadt, jede Menge Natur und nicht zuletzt fast 20.000 Einwohnerinnen und Einwohner“ inklusive.
Dr. Wolfgang Heinemann war 45 Jahre Mitglied der Bezirksvertretung Bochum-Ost und somit von Beginn an dabei, als die Bezirksvertretungen gegründet wurden. In den ersten vier Jahren als Sprecher der SPD in der Bezirksvertretung Ost, dann 1979 bis 1984 fünf Jahre als Bezirksvorsteher und anschließend als Mitglied hat er den Wandel des Bochumer Ostens gestaltet und begleitet. Darunter fiel unter anderem die Diskussion um den Ümminger See oder auch die Entwicklung des Bahnhofs Langendreer.
Klaus-Peter Hülder war fünf Jahre im Rat der Stadt Wattenscheid, anschließend 42 Jahre Mitglied der Bezirksvertretung Bochum-Wattenscheid sowie in derselben Zeit auch 15 Jahre Mitglied des Bochumer Rates. Zudem war er lange Bezirks- und Ratsfraktionsvorsitzender und Mitglied zahlreicher Ausschüsse. Wichtig war Klaus-Peter Hülder stets, dass politische Diskussionen trotz unterschiedlicher Parteipositionen immer auf Augenhöhe im Sinne der Sache geführt wurden. Zu seinem Abschied hat er gesagt: „Wattenscheid hat zwar seine Eigenständigkeit verloren, aber nie sein Gesicht.“ Daran hatte er ohne Frage großen Anteil.
Auch Reinhold Hundrieser war in der Bezirksvertretung Bochum-Wattenscheid aktiv: 26 Jahre hat er sich vor Ort engagiert. Lange Zeit war er Bezirksfraktionsvorsitzender, von 2014 bis 2020 stellvertretender Bezirksbürgermeister und in dieser Zeit überall dabei – sei es bei den Interkulturellen Wochen im Einsatz für die Vielfalt oder bei der Einweihung des neuen Gemeindezentrums Alte Kirche, mit dem ein neuer Treffpunkt in der Wattenscheider Innenstadt geschaffen wurde.
Christina Knappe hat sich ebenfalls 26 Jahre lang in der Kommunalpolitik engagiert, davon zunächst zehn Jahre in der Bezirksvertretung Bochum-Wattenscheid und dann weitere 16 Jahre als Ratsmitglied. Insbesondere hat sie sich für die Themen Migration und Soziales eingesetzt und auch für die Inklusion von Menschen mit Behinderungen. Ihr jahrzehntelanges Engagement war ein wichtiger Beitrag zur Gestaltung des sozialen Bochums.
Ulrich Küpper war 26 Jahre Mitglied des Rats der Stadt Bochum. Dabei lagen ihm die Themen Bildung und Kultur immer besonders am Herzen. Küpper war unter anderem schul- und bildungspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Rat der Stadt Bochum. Dort hat er sich ganz besonders intensiv auch für Schulsanierungen eingesetzt. Von 1999 bis 2004 war Küpper Vorsitzender des Ausschusses für Kultur und Wissenschaft, in dem er sich insgesamt 26 Jahre für die Kultur in Bochum engagierte. Wie sehr ihm zudem europäische Themen am Herzen liegen, zeigt seine engagierte Mitarbeit am „Blauen Tisch“.
Friedhelm Lueg hat 26 Jahre dem Rat der Stadt Bochum angehört, war im Haupt- und Finanzausschuss und insbesondere im Ausschuss für Sport und Kultur lange Zeit aktiv. Besonders am Herzen lag ihm darüber hinaus die Arbeit im Bauausschuss – zum Beispiel der Bau des RuhrCongresses. Mit Leidenschaft hat er sich zudem immer für das Ehrenfeld eingesetzt, unter anderem für den Ehrenfelder Frischemarkt. Seinem Motto „Ich freue mich, wenn ich anderen Menschen bei Ihren Problemen helfen kann“ ist er stets treu geblieben.
Manfred Molszich war 36 Jahre in der Bezirksvertretung Bochum-Wattenscheid, davon seit 1994 Fraktionsvorsitzender, bevor er die letzten sechs Jahre das Amt des Bezirksbürgermeisters ausübte. Dabei hat Manfred Molszich sich unter anderem besonders in das Förderprogramm „Soziale Stadt Wattenscheid-Mitte“ eingebracht und immer versucht, die Bürgerinnen und Bürger bei Veränderungen einzubinden.
Erika Post war 26 Jahre als Mitglied der Bezirksvertretung Bochum-Süd aktiv. Von 1999 bis 2004 als Bezirksvorsteherin, anschließend 16 Jahre stellvertretende Bezirksbürgermeisterin. Sie ist für die Belange des Bochumer Südens eingetreten und hatte für die Bürgerinnen und Bürger immer ein offenes Ohr.
Hans-Dieter Rakowski saß von 1994 bis 2004 im Rat der Stadt Bochum und anschließend bis 2020 in der Bezirksvertretung Bochum-Wattenscheid. Insgesamt war Hans-Dieter Rakowski also 36 Jahre in der Bochumer Kommunalpolitik aktiv und davon unter anderem zehn Jahre im Bau- und Gestaltungsausschuss. Außerdem hat er sich nie gescheut, bei Ortsbegehungen eventuelle Probleme selbst unter die Lupe zu nehmen.
Karl-Josef Schiffer war insgesamt 26 Jahre im Rat sowie in der Bezirksvertretung Bochum-Ost aktiv. Besonders hat er sich für die Themen Stadtentwicklung und Bau eingesetzt und war unter anderem zehn Jahre im Bau- und Gestaltungsausschuss. Auch jetzt bleibt er der Bochumer Politik als sachkundiger Einwohner im Ausschuss für Strukturentwicklung, Digitalisierung und Europa erhalten.
Johannes Scholz-Wittek war insgesamt 36 Jahre Mitglied in der Bezirksvertretung Bochum-Mitte und im Rat der Stadt Bochum. Er hat sich in dieser Zeit auf ganz unterschiedliche Art und Weise engagiert, sei es im Jugendhilfeausschuss oder insbesondere auch in seinen knapp zehn Jahren als Vorsitzender des Ausschusses für Migration und Integration und hat dabei immer den Dialog in den Vordergrund gestellt.
Katharina Schubert-Loy war insgesamt 31 Jahre bei der Bezirksvertretung Bochum-Ost und im Rat der Stadt Bochum aktiv. In ihren 26 Jahren in der Bezirksvertretung war sie lange Bezirksfraktionsvorsitzende und hat sich auch im Rat immer für örtliche Interessen eingesetzt.
Gabriele Schuh war zehn Jahre – bis 1994 – Mitglied der Bezirksvertretung Bochum-Mitte und anschließend bis 2020 im Rat der Stadt Bochum. Sie hat insgesamt 36 Jahre kommunalpolitische Arbeit geleistet. Sie hat sich in dieser Zeit unter anderem für die Verbesserung der Infrastruktur eingesetzt und war zum Beispiel lange Zeit im Bau- und Gestaltungsausschuss aktiv. Von 2009 bis 2014 war sie stellvertretende Vorsitzende im Ausschuss für Anregungen und Beschwerden und hat sich dort für die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger tatkräftig eingesetzt.
Günter Sieg war 29 Jahre – von 1991 bis 2020 – in der Bezirksvertretung Bochum-Nord aktiv. Als Lokalpolitiker direkt vor Ort hat er sich für die Belange seiner Mitbürgerinnen und Mitbürger eingesetzt. Dabei waren und sind die Themen im Bochumer Norden vielfältig: Die Entwicklung des Rosenberg-Viertels, Sanierungen im Volkspark Hiltrop, das Amtshaus Harpen und vieles mehr. Seine feste Überzeugung war immer, dass sich die Zukunft des Stadtbezirks und seiner Quartiere nur gemeinsam gestalten lässt.
Erika Stahl war insgesamt 31 Jahre im Rat der Stadt Bochum. In dieser Zeit hat sie sich in unzähligen Ausschüssen engagiert. 16 Jahre war sie Bürgermeisterin Bochums und setzte sich insbesondere für die Städtepartnerschaften ein. Es lag ihr immer besonders am Herzen, dass die Menschen das Rathaus kennenlernen – gerade junge. Ihre Rathausführungen werden schmerzlich vermisst. Bei all ihrer politischen Arbeit war sie immer sehr bürgernah. Sie wird als sachkundige Bürgerin und Beraterin der Bochumer Politik unter anderem im Ausschuss für Arbeit, Gesundheit und Soziales und im Ausschuss für Kultur und Tourismus sowie als Mitglied im Beirat „Frauen, Geschlechtergerechtigkeit und Emanzipation“ erhalten bleiben.
Oberbürgermeister Thomas Eiskirch dankte den Ausgezeichneten: „Bochum wird getragen von den Menschen, die sich in und für unsere Stadt engagieren, die Demokratie wagen – von Menschen wie den heute hier ausgezeichneten Persönlichkeiten!“
Den 30. Oktober hatte die Stadt als Datum für die Verleihung bewusst gewählt: Genau vor 75 Jahren waren an diesem Tag die ersten nach dem Zweiten Weltkrieg frei gewählten Stadträte zu ihren konstituierenden Sitzungen zusammengekommen. Romy Vreden und Risto Kübar vom Ensemble des Bochumer Schauspielhauses lasen aus diesem Anlass Auszüge aus der Rede der Stadtkommandanten von 1945, Lieutenant Colonel Denton in Bochum und Major Lacey in Wattenscheid. Darin hieß es mahnend an die Mandatsträgerinnen und –träger von 1946: „Auch wenn nicht alle Sie gewählt haben, müssen Sie die Interessen einer und eines jeden im Blick haben.“ Vor allem Arme, Schwache und Minderheiten seien zu schützen. Oberbürgermeister Thomas Eiskirch nahm diesen Gedanken auf: „Was essenziell ist für Demokratie und 1946 hier schon so festgehalten wurde – das Verständnis, worauf man zu achten hat, und Themen wie die Flüchtlings- und Wohnungsfrage, die damals die Menschen stark bewegt haben, begleiten uns – in anderer Ausprägung – bis heute.“ Musikalisch gestaltete das Streichquartett der Musikschule Bochum unter der Leitung von Norbert Koop die Ehrung und ließ sie mit der deutschen Nationalhymne ausklingen.
Quelle: Stadt Bochum