Der VfL Bochum hat beim 1:1 gegen Union Berlin in einer hitzigen Partie einen Punkt geholt. Ein früher Platzverweis für Bochum und ein Vorfall in der Nachspielzeit bestimmten die Schlagzeilen.
Bochum startet mutig – Platzverweis ändert alles
Bochum begann selbstbewusst und wollte sich nicht in die Defensive drängen lassen. Union hatte bereits nach 30 Sekunden eine Großchance, als ein Schuss aus kurzer Distanz knapp über das Tor ging. Danach fand der VfL besser ins Spiel und hielt den Ball phasenweise gut vom eigenen Tor fern. Doch in der 13. Minute der erste Einschnitt: Takuma Miyoshi foulte Unions Schäfer im Mittelfeld mit offener Sohle am Schienbein. Schiedsrichter Martin Petersen zögerte nicht und zeigte dem Bochumer Mittelfeldspieler die Rote Karte. „Vollkommen berechtigt“, gestand Bochums Trainer Dieter Hecking nach dem Spiel ein.
Die Unterzahl änderte wenig am kämpferischen Auftritt der Gäste. Union wirkte nach dem Platzverweis fahrig und kassierte in der 23. Minute das 0:1. Felix Passlack eroberte einen abgeblockten Freistoß, sprintete zur Seitenlinie und flankte präzise ins Zentrum. Sissoko setzte sich im Kopfballduell gegen Khedira durch und platzierte den Ball unhaltbar ins rechte Eck.
Union gleicht unerwartet aus
Nach dem Führungstreffer übernahm Union zunehmend die Kontrolle, blieb jedoch lange ungefährlich. Der Ausgleich fiel überraschend in der 33. Minute. Ein schwach getretener Schuss von Hollerbach, der Drewes durch mehrere Spieler hindurch die Sicht nahm, trudelte ins linke Eck. Bochum, bis dahin defensiv kompakt, zeigte sich erstmals unaufmerksam.
Nach dem Seitenwechsel entwickelte sich ein Spiel, das vor allem von Zweikämpfen und taktischer Disziplin geprägt war. Union fand keine Mittel, um die leidenschaftliche Bochumer Defensive ernsthaft zu gefährden. Trotz Unterzahl gelang es Bochum immer wieder, durch Konter Entlastung zu schaffen. Die „unkreativsten Teams der Liga“, wie sie vor der Partie bezeichnet wurden, bestätigten ihren Ruf und blieben im Abschluss harmlos.
Eklat in der Nachspielzeit
In der 90. Minute sorgte ein Vorfall abseits des Spielfelds für Entsetzen. Nach einem verzögerten Abstoß flog ein Feuerzeug aus dem Union-Block und traf Torhüter Patrick Drewes am Kopf. Der Bochumer Keeper hielt sich benommen den Kopf, während Schiedsrichter Petersen die Partie unterbrach und mit den Teams in die Kabine verschwand.
Nach 28 Minuten Unterbrechung kehrten beide Teams auf den Platz zurück. Bochum konnte nicht wechseln, weshalb Stürmer Philipp Hofmann das Tor hüten musste. Die verbleibenden Minuten verliefen ereignislos, da sich die Spieler darauf einigten, die Partie ohne Angriffsversuche zu Ende zu bringen.
Reaktionen und Konsequenzen
Nach Abpfiff blieb die Stimmung angespannt. Die Union-Spieler verzichteten erstmals in ihrer Vereinsgeschichte darauf, sich bei den Fans zu bedanken. Pfiffe begleiteten sie in die Kabine. Bochums Spieler suchten hingegen den Weg zu ihren Anhängern.
Union Berlin teilte nach der Partie mit, dass der Täter identifiziert und Anzeige erstattet wurde. Bochum kündigte an, Einspruch gegen die Wertung des Spiels einzulegen. „Aus unserer Sicht hätte der Schiedsrichter das Spiel abbrechen müssen“, erklärte Bochums Geschäftsführer Ilja Kaenzig.
Trainerstimmen zum Spiel
Bochums Trainer Dieter Hecking zeigte sich trotz der Umstände zufrieden mit der Leistung seiner Mannschaft: „Die Reaktion auf den Platzverweis war beeindruckend. Wir haben gezeigt, dass wir nie aufgeben und an uns glauben.“
Union-Trainer Bo Svensson sparte nicht mit Kritik: „Wir hatten zu wenig Durchschlagskraft und haben es nach dem Gegentor nicht gut gemacht. Das war von uns enttäuschend.“
Fazit
Das Spiel bot viele Emotionen, aber wenig spielerische Highlights. Bochum zeigte in Unterzahl eine kämpferische Leistung und verdiente sich den Punkt. Mit Koji Miyoshi fehlt Bochum mindestens ein Schlüsselspieler am 4. Advent gegen Heidenheim aufgrund der abzusitzenden Rot-Sperre. Neben ihm könnte mit Gerrit Holtmann eine weitere Stütze verletzungsbedingt ausfallen.
Union enttäuschte vor allem offensiv und ließ die notwendige Kreativität vermissen. Der Vorfall in der Nachspielzeit überschattete das Spiel und wirft erneut Fragen zum Umgang mit Fanverhalten in Stadien auf.