Am 15. Oktober 2024 verstarb die langjährige Oberbürgermeisterin der Stadt Bochum, Dr. Ottilie Scholz. Viele Bochumerinnen und Bochumer, Mitarbeitende der Stadtverwaltung und insbesondere ihre engsten Freundinnen und Freunde erfüllt ihr Tod mit tiefer Trauer.
Im August 1999 war die studierte Sozial- und Verwaltungswissenschaftlerin zunächst als Kämmerin und Bezirksdezernentin nach Bochum gekommen. Sie leitete dieses Dezernat, bis die Bochumerinnen und Bochumer sie am 10. Oktober 2004 zur neuen Oberbürgermeisterin wählten. Sie trat damit die Nachfolge von Ernst-Otto Stüber an und war die erste Frau in der Stadtgeschichte, die dieses höchste Amt, das die Stadt zu vergeben hat, innehatte.
Die Amtszeit von Ottilie Scholz war geprägt von großen Herausforderungen für unsere Stadt und durch eine grundlegende Umstrukturierung des Wirtschaftsstandortes Bochum. Diese begann mit einem Paukenschlag: der Ankündigung weitreichender Restrukturierungsmaßnahmen und eines drastischen Arbeitsplatzabbaus beim Automobilbauer Opel. Eine große Solidaritätskundgebung am Schauspielhaus war der erste dienstliche Termin der neuen Oberbürgermeisterin. Gemeinsam mit der Unternehmensleitung und den Beschäftigten gelang es zunächst, den Standort zu sichern. Doch 2014 folgte das endgültige Aus. Als der letzte Opel-Zafira vom Band lief und die Ära der Autoproduktion in Bochum nach 53 Jahren beendet war, setzte sich Ottilie Scholz für die Gründung einer Entwicklungsgesellschaft ein. Mit der „Bochum Perspektive 2022“ wurde der Grundstein gelegt für Umbau, Entwicklung und Vermarktung des ehemaligen Opel-Areals.
Die vielleicht größte Herausforderung der gesamten Amtszeit von Ottilie Scholz war die schwierige Haushaltslage. Trotz knapper Kassen ist es der Stadt unter ihrer Führung jedoch gelungen, wichtige Projekte auf den Weg zu bringen bzw. zu realisieren. So wurde beispielsweise die Sanierung und die Grundstücksentwicklung alt-industrieller Brachen wie Lothringen IV in Gerthe abgeschlossen. Das BioMedizinZentrum wurde eröffnet und im Mai 2009 bekam Bochum von der Landesregierung den Zuschlag für den Gesundheitscampus NRW. Im November desselben Jahres konnte mit der Gründung der hsg, der ersten staatlichen Hochschule für Gesundheitsberufe, ein weiterer Meilenstein in der Entwicklung des Gesundheitsstandortes Bochum gesetzt werden.
Ottilie Scholz wusste um die Bedeutung der Hochschulen für die Entwicklung der Stadt. Die Weiterentwicklung des Hochschulverbundes „Bochum-hoch-vier“ war ihr deshalb ein Anliegen. 2009 wurde es realisiert: Sieben Bochumer Hochschulen unterzeichneten gemeinsam mit der Stadt und weiteren Akteuren der Stadtgesellschaft ein Missionspapier, das die Kernbotschaften und Ziele der gemeinsamen Dachmarke „UniverCity“ zusammenfasst.
Ein weiteres großes Feld, das der Alt-Oberbürgermeisterin besonders am Herzen lag, war die Integration. Sich hier zu engagieren, war für sie eine Selbstverständlichkeit. Davon zeugen nicht zuletzt die ersten großen Bochumer Integrationskonferenzen, bei denen wichtige Vorschläge entwickelt wurden für ein besseres Zusammenleben aller Menschen in Bochum, mit und ohne internationale Familiengeschichte.
Wie wichtig auch die Kultur Ottilie Scholz war, davon zeugt unter anderem das erfolgreiche Agieren Bochums bei der Ausgestaltung der Kulturhauptstadt Ruhr.2010. Höhepunkte in Bochum waren dabei unter anderem die weit sichtbare Aktion „Schachtzeichen“, der Day of Song, Urbanatix und das Still-Leben auf der A 40. Darüber hinaus fallen wichtige Impulse für die Entwicklung der Veranstaltungskultur in der Innenstadt, insbesondere auf dem neuen Boulevard, in die Amtszeit von Ottilie Scholz: So feierte 2007 der beliebte „Bochumer Musiksommer“ hier seine Premiere und auch „Bochum kulinarisch“ zog um auf die Innenstadtmeile.
Das größte Kultur-Projekt der Amtszeit Scholz war jedoch die Schaffung einer Spielstätte für die Bochumer Symphoniker. Nach langjähriger Planungszeit und mit großem bürgerschaftlichem Engagement auf der einen sowie Protesten auf der anderen Seite, erfolgte im April 2013 der Spatenstich für das Anneliese Brost Musikforum Ruhr, das heute aus der Bochumer Kulturlandschaft nicht mehr wegzudenken ist.
Bedeutsam wurde für Ottilie Scholz zudem die Absage der Loveparade in Bochum 2009, für die sie zunächst Häme und Kritik einstecken musste. Nach der schmerzlichen Tragödie in Duisburg 2010 wurde ihre Entscheidung dann allerdings bundesweit als weitsichtig und verantwortungsvoll anerkannt.
„Unsere Stadt hat mit Dr. Ottilie Scholz eine engagierte Kommunalpolitikerin verloren. Sie war eine Oberbürgermeisterin zum Anfassen, die ein Gespür hatte für die Sorgen und Nöte der Bochumerinnen und Bochumer – für ihre Wünsche und Erwartungen“, so Oberbürgermeister Thomas Eiskirch. „Bei unzähligen Anlässen konnten die Menschen mit ihr direkt ins Gespräch kommen. Das erklärte ihre Popularität und Beliebtheit in der Bevölkerung. Bochum wird Ottilie Scholz nicht vergessen.“
Eine Möglichkeit, der Trauer Ausdruck zu verleihen, schaffen wir ab Montag, 21. Oktober: Im Repräsentationstrakt in der zweiten Etage des Historischen Rathauses liegt in der kommenden Woche von Montag bis Freitag in der Zeit von 10 bis 18 Uhr ein Kondolenzbuch bereit.