Der Rat der Stadt Bochum hat in seiner Sitzung am Donnerstag, 10. Oktober, das fortgeschriebene Handlungskonzept Wohnen Bochum beschlossen. Es bildet die kommunale wohnungspolitische Strategie mit dem Ziel, Bochum als lebenswerten Wohnstandort weiterzuentwickeln.
Wie wollen wir künftig wohnen? Wie wird sich die Bevölkerung in Bochum entwickeln? Wie groß ist der Bedarf an Wohnungen in den nächsten Jahren? Welche Arten von Wohnungen werden besonders gebraucht? Um Antworten auf diese und weitere Fragen zu finden, wurde in den Jahren 2016 und 2017 erstmalig ein kommunales Handlungskonzept Wohnen für Bochum aufgestellt. Nun liegt die Neuauflage vor.
Ergebnis des gut 18-monatigen Aufstellungsprozesses ist ein rund 200 Seiten starker Bericht. Wesentliche Bausteine sind die Evaluation der seit Ende 2017 umgesetzten Maßnahmen, die Prognose des zukünftigen Wohnungsbedarfs sowie die eingehende Betrachtung von acht Vertiefungsthemen, die besondere Relevanz für die Entwicklung des Bochumer Wohnungsmarktes haben und gesondert zu untersuchen waren. Auf diesen Bausteinen aufbauend wurde ein Handlungsprogramm mit Maßnahmenempfehlungen für die Vertiefungsthemen entwickelt. Das Konzept wurde mit breiter Beteiligung von lokalen Stakeholdern, überregionalen Fachexpertinnen und -experten, Bürgerinnen und Bürgern sowie Akteurinnen und Akteuren aus Politik und Verwaltung erstellt.
Für die Stadt Bochum gilt es, den 2017 eingeschlagenen Weg zusammen mit den Partnerinnen und Partnern der Bochumer Allianz für Wohnen weiter zu beschreiten: Die Evaluation bescheinigt eine deutlich intensivierte Wohnbautätigkeit in den letzten fünf Jahren. Diese hat sehr wahrscheinlich einen maßgeblichen Beitrag dazu geleistet, dass trotz der langjährig angespannten Marktlage die durchschnittliche Mietbelastung der Bochumer Haushalte zwischen 2018 und 2022 leicht gesunken ist. Im Ergebnis bescheinigen die aktualisierten Prognosen, dass auch zukünftig weiterhin rund 800 Wohnungen jährlich in Bochum neu zu schaffen sind. Allerdings stand die Erstellung des Konzeptes unter dem Einfluss der anhaltenden Baukrise. In mittelfristiger Perspektive wird daher im Neubau nur ein Teil des benötigten Wohnraums geschaffen werden können, so dass zusätzlich ein Fokus auf die bereits bestehenden Wohnquartiere zu richten ist.
Als gesonderter Teil des Handlungskonzeptes Wohnen wurde daher eine „Potenzialanalyse für Wohnraumschaffung durch Bestands- und Quartiersentwicklung“ erstellt. Auf Basis dieser Analyse wird ein Innenentwicklungsprogramm aufgestellt, welches das 2018 eingeführte Wohnbauflächenprogramm künftig ergänzt. Das Innenentwicklungsprogramm soll aufzeigen, wo zusätzlicher Wohnraum in den bestehenden Wohnquartieren und -gebäuden auf Bochumer Stadtgebiet geschaffen werden kann, zum Beispiel durch Baulückenschließung, Dachgeschossausbau oder -aufstockung. Ergänzend soll mit dem Erlass einer Wohnraumschutzsatzung bestehender Wohnraum in Bochum gesichert werden. Zudem soll das im Jahr 2020 gestartete kommunale Modernisierungsprogramm fortgeführt werden.
„Die Nutzung bestehender, kleinteiliger Potenziale im gebauten Bestand ist in Anbetracht von Baukrise einerseits und kommunaler Nachhaltigkeitsstrategie andererseits der richtige Weg. Zur Wahrheit gehört jedoch auch, dass es häufig großer Anstrengungen bedarf, derartige Potenziale zu heben“, so Stadtbaurat Dr. Markus Bradtke.
Die Verfügbarkeit kostengünstigen Wohnraums war und ist ein weiteres Kernanliegen der Stadt Bochum. Die mit dem Handlungskonzept Wohnen 2017 beschlossene Quotierung des geförderten Wohnungsbaus für Neubauvorhaben wird begleitend zum Beschluss des fortgeschriebenen Konzeptes erhöht. Zudem rücken künftig auch in diesem Kontext verstärkt die bereits bestehenden Wohnquartiere und -gebäude in den Fokus: Durch die geförderte Bestandsmodernisierung und den Ankauf von Bindungen durch das Land sollen auch im Bestand weitere Mietpreis- und Belegungsbindungen generiert werden. Ziel sind 300 geförderte Wohneinheiten pro Jahr durch Bewilligungen für Neubauten sowie zusätzliche Bindungen im Bestand.
Auch bestimmten Zielgruppen widmet sich das Handlungskonzept Wohnen: Insbesondere aufgrund des demografischen Wandels nimmt seniorengerechtes und inklusives Wohnen stetig an Bedeutung zu. Daneben dürfen Wohnangebote für Familien mit Kindern in einer lebenswerten Großstadt nicht fehlen. Während für Studierende in den vergangenen Jahren bereits einige neue Wohnheime und Apartmentanlagen an den Markt gekommen sind, könnten auch für Auszubildende und neue Arbeitskräfte entsprechende Angebote entstehen. Die Stadt Bochum möchte zudem Wohnprojekte und Baugruppen fördern, welche auf ihre individuellen Wohnbedürfnisse zugeschnittene Projekte initiieren und damit das Wohnangebot in Bochum noch vielfältiger gestalten.
Um die Maßnahmen in die Umsetzung zu führen, bleibt die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit der 2021 gegründeten Bochumer Allianz für Wohnen zentraler Ankerpunkt. „Für die Intensivierung der Wohnungsbautätigkeit in den vergangenen Jahren zeichnen die Akteurinnen und Akteure der Allianz maßgeblich verantwortlich. Dafür gebührt Ihnen unser herzlicher Dank. Ich halte es für wichtig, im Austausch zu bleiben und gemeinschaftlich neue Wege zu prüfen, auch um Herausforderungen wie die Wärmewende auf Quartiersebene meistern zu können“, so Stadtbaurat Dr. Markus Bradtke.
Weitere Informationen zum Handlungskonzept Wohnen sind auf bochum.de unter dem Suchbegriff Handlungskonzept Wohnen zu finden.