Sepsis, umgangssprachlich als „Blutvergiftung“ bekannt, stellt auch in Bochum eine oft unterschätzte Gefahr dar. Anlässlich des Welt-Sepsistages am 13. September ruft die AOK NordWest die Bevölkerung zu erhöhter Wachsamkeit auf. Eine Sepsis ist ein lebensbedrohlicher Notfall, vergleichbar mit einem Schlaganfall oder Herzinfarkt. Eine rasche Behandlung ist entscheidend, um Leben zu retten.
„Unwissen über Sepsis kann tödlich sein“, warnt Jörg Kock, Serviceregionsleiter der AOK NordWest. Allein im vergangenen Jahr wurden in Westfalen-Lippe 1.787 AOK-Versicherte aufgrund einer Sepsis in akuter Lebensgefahr im Krankenhaus behandelt. Kock betont die Bedeutung von Prävention und Früherkennung: „Eine Sepsis kann in jeder Lebenssituation und in jedem Alter auftreten. Durch präventive Maßnahmen und eine schnelle, gezielte Behandlung wären viele Erkrankungen vermeidbar.“
Eine unterschätzte Gefahr
Sepsis ist nicht, wie der Begriff „Blutvergiftung“ suggeriert, eine klassische Vergiftung. Vielmehr handelt es sich um die schwerste Form einer Infektion, bei der das körpereigene Immunsystem außer Kontrolle gerät und beginnt, den eigenen Körper anzugreifen. Nicht nur bakterielle Infektionen können zu einer Sepsis führen, auch Virusinfektionen wie COVID-19, Lungenentzündungen oder Grippe zählen zu den möglichen Auslösern. Auch Entzündungen der Harnwege können zu einer lebensgefährlichen Sepsis führen.
Die Vorstellung, dass nur infizierte Wunden, etwa durch Schnittverletzungen oder Insektenstiche, die häufigste Ursache sind, ist falsch. Tatsächlich sind innere Infektionen die weitaus häufigeren Auslöser. Wird eine Sepsis nicht schnell erkannt und behandelt, endet sie immer tödlich. Zudem kann jede Verzögerung der Behandlung die Langzeitfolgen verschlimmern und die Überlebenschancen drastisch senken. Schätzungen zufolge leiden rund 75 Prozent der Sepsis-Überlebenden an langfristigen gesundheitlichen Folgen, die von Konzentrationsschwächen und Depressionen bis hin zu chronischen Schmerzen, Amputationen und Pflegebedürftigkeit reichen können.
Frühzeitige Erkennung kann Leben retten
Zu den typischen Warnzeichen einer Sepsis zählen Fieber, Schüttelfrost, erhöhter Puls, erschwerte Atmung und ein starkes Krankheitsgefühl in Verbindung mit einer akuten Infektion. „Wer bei einer Infektion eines dieser Symptome bemerkt, sollte nicht zögern, den ärztlichen Notdienst zu rufen“, rät Kock. Denn je schneller eine Sepsis behandelt wird, desto besser sind die Überlebenschancen und desto geringer das Risiko schwerwiegender Langzeitfolgen.
Vorbeugung durch Hygiene und Impfungen
Um einer Sepsis vorzubeugen, sind eine konsequente Hygiene, die richtige Desinfektion und Pflege von Wunden sowie eine frühzeitige Behandlung von Infektionen unerlässlich. Das Robert-Koch-Institut empfiehlt zudem Impfungen als wichtigen Schutz vor schweren Infektionen. Insbesondere Risikogruppen wie ältere Menschen, Kleinkinder und Personen mit geschwächtem Immunsystem sollten sich impfen lassen.
Sepsis – eine unterschätzte Epidemie
Die Zahlen sind erschreckend: Nach aktuellen Schätzungen der Sepsis-Stiftung erkranken bundesweit jährlich etwa eine halbe Million Menschen an einer Sepsis, von denen mehr als 140.000 im Krankenhaus versterben. Über 270.000 Überlebende kämpfen mit Langzeitfolgen, die ihre Lebensqualität drastisch einschränken können.
In Bochum wie auch im restlichen Deutschland bleibt Sepsis eine oft unterschätzte Bedrohung. Prävention, Aufklärung und schnelle medizinische Intervention können jedoch dazu beitragen, Leben zu retten und Langzeitschäden zu verhindern. Die AOK NordWest appelliert daher an die Bevölkerung, sich der Gefahr bewusst zu werden und bei den ersten Anzeichen schnell zu handeln.