Hunde springen ins kühle Nass, Familien spazieren im Park und Kinder spielen am See: Der neue Landschaftssee im Havkenscheider Park auf dem ehemaligen Ascheplatz des LFC Laer ist seit dem Frühjahr fertiggestellt und ist im Sommer zu einem beliebten Ausflugsziel geworden.
Der See mit einer angrenzenden Parkanlage zwischen den neu entstehenden Wohnquartieren Feldmark und Havkenscheider Höhe im OSTPARK hat nicht nur einen hohen Freizeitwert, sondern ist auch ein zentrales Element des innovativen Regenwassermanagements im OSTPARK. Der See dient mit seiner Wasserrückhaltungsfunktion vor allem dem Hochwasserschutz und ist Teil eines Wasserkreislaufs. Beide Quartiere im OSTPARK werden nach dem Schwammstadt-Prinzip realisiert, die Regenwasser ähnlich wie ein Schwamm aufnehmen, speichern und nutzen können. Grünflächen zur Retention, oberirdische Entwässerungsrinnen, eine Gracht sowie Wasserrückhaltebecken helfen dabei, die Auswirkungen von Überschwemmungen und starken Regenfällen zu minimieren. Damit ist der OSTPARK und die Stadt Bochum ein Best-Practice-Beispiel für zukunftsweisenden Städtebau. „Wir haben mit dem Quartier Feldmark das erste klimaresiliente Quartier Bochums erschaffen. Damit können wir andere Städte und Gemeinden zu vergleichbaren Konzepten ermutigen“, sagt Bochums Stadtbaurat Dr. Markus Bradtke.
Der Klimawandel ist längst Realität: Zunehmend erleben wir extreme Wetterereignisse wie Hitzewellen und Überschwemmungen durch Starkregen. „Diese Entwicklungen unterstreichen die Dringlichkeit, jetzt zu handeln und nachhaltige Maßnahmen zu ergreifen. Hier in Bochum reagieren wir mit unserer Stadtplanung auf die klimatischen Veränderungen, damit wir besser gegen Hitze, Trockenheit und Starkregen gewappnet sind – und letztlich zu einem lebenswerteren Ort werden“, erklärt Dr. Markus Bradtke. Bis 2035 möchte die Stadt Bochum klimaneutral und zu 100 Prozent erneuerbar sein. Und so schnell wie möglich solle Bochum zu einer klimaresilienten Stadt werden, so der Stadtbaurat. Mit dem Quartier Feldmark im OSTPARK ist der erste Schritt bereits getan.
Die Besonderheit des Quartiers Feldmark ist der Umgang mit dem Wasser. Regenwasser wird hier komplett an der Oberfläche gehalten und nicht mehr – wie bisher üblich – kanalisiert und abgeleitet. Im neuen Wohnquartier in Altenbochum rund um den historischen Friedhof wird Wasser vielmehr aufgefangen und gespeichert, es kann versickern und wird Bachläufen zugeführt. Durch die Versickerung des Regenwassers in Mulden und Rigolen entsteht neues sauberes Trinkwasser im Grundwasserspeicher. Wenn es im Quartier Feldmark regnet, wird überschüssiges Wasser von Dächern und Wegen gesammelt und durch offene Entwässerungsrinnen- und Gräben in eine Gracht geführt. Die Gracht mit Promenade ist das Herzstück des Quartiers – und Kernelemente der Schwammstadt in Altenbochum. Die Verdunstung des Wassers hat einen kühlenden Effekt auf die unmittelbare Umgebung. Gleichzeitig wertet der offene Wasserlauf die Umgebung deutlich auf: An der Promenade kann man spazieren gehen, gemütlich ein Buch lesen, Sport treiben, spielen oder einfach nur die schöne Umgebung genießen.
Von der Gracht fließt das gesammelte Wasser zu einem Wasserplatz im Nordosten des Quartiers. Dort wird es mechanisch und biologisch gereinigt – ähnlich wie bei einem Filter im Aquarium. Unter der bis zu 40 Zentimeter hohen Wasseroberfläche liegen verschiedene Kiesschichten, unter denen sich spezielle Kästen befinden. Diese halten das Wasser zurück und speichern es. Eine Pumpstation leitet das Wasser unterirdisch zurück zum Beginn der Gracht, wo es aus Quelltöpfen heraussprudelt und wieder in den Wasserlauf fließt. Ein in die Pumpe eingebauter Wasserstandssensor sorgt dafür, dass das Wasser nur bei Bedarf zurückgepumpt wird. „Dieses Regenwassermanagement ist ziemlich fortschrittlich. Wir haben einen Wasserkreislauf realisiert, der es ermöglicht, dass Wasser im Quartier durchgehend verdunsten kann“, erklärt die Amtsleiterin des Bochumer Tiefbauamts Susanne Düwel, die mit ihrem Team an der Entwicklung und Realisierung des Regenwassermanagements beteiligt war.
Wenn die Speicherkapazitäten bei stärkeren Regenfällen im Wasserplatz nicht mehr ausreichen, fließt überschüssiges Wasser durch den einzigen Regenwasserkanal im Quartier unter den Donezk-Ring (ehemals Sheffield-Ring) in den Havkenscheider Park. „Dort wird es über viele Gräben und Mulden sowie durch den Landschaftssee geführt. Wir haben im Park viele Flächen geschaffen, auf denen das Wasser stehen und sich bei Starkregen verteilen kann. Vom Park aus wird das Wasser in das zukünftige Quartier Havkenscheider Höhe geleitet. Auch dort verläuft es größtenteils an der Oberfläche und wird letztendlich bis zur A 43 geschickt. Dort verschwindet das Wasser in einem vorhandenen Rohr, das direkt den Harpener Bach einspeist“, so Susanne Düwel.
Direkt neben dem historischen Friedhof im Zentrum des Quartiers Feldmark entsteht bis Sommer 2025 ein multifunktionaler Wasserspielplatz mit einer Gesamtfläche von 4.800 Quadratmetern. Sechs verschiedene Stationen zum Sand- und Wasserspiel, Schaukeln und Klettern fördern Bewegung, wecken Mut sowie Neugier und bieten Platz für Regeneration. Auch der Spielplatz entspricht dem städtischen Schwammstadtprinzip. Johanna Reisch von der Henning Larsen GmbH Hamburg, dem Architekturbüro, das mit der Planung des Wasserspielplatzes beauftragt wurde, erläutert: „Die Fontänen auf dem Wasserspielplatz werden aus Hygienegründen mit Trinkwasser bespeist, während die bodenbündigen Quellpunkte mit aufbereitetem Regenwasser bespielt werden. Überschüssiges Wasser fließt direkt von der Spielfläche in die Gracht ab. Dadurch wird das Wasser des Wasserspielplatzes nahtlos in den Wasserkreislauf integriert.“
Das Quartier Feldmark im OSTPARK: ein attraktiver Wohnort in Bochum, der bewährte Mechanismen der Natur nutzt, um urbane Wasserbewirtschaftung nachhaltiger und resilienter zu gestalten. Jennifer Sender, Projektleiterin des OSTPARKs aus dem Amt für Stadtplanung und Wohnen: „Wir nutzen Regenwasser als Ressource und halten es kontinuierlich im Quartier. Dadurch verbessern wir das Klima vor Ort und fördern die ökologische Vielfalt sowie die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner.“
Quelle: Stadt Bochum