VfL kämpft mit alten Problemen, hat sich aber auch neue Chancen erarbeitet
Das Trainingslager des VfL endete hoffnungsvoll: Mit einem 4:0 Sieg gegen einen italienischen Champions League Teilnehmer FC Bologna, bei dem der VfL – nach zuvor eher durchwachsenen Testspielen – über 60 Minuten eine starke Leistung und vor allem eine neue Spielweise zeigte. Trainer Peter Zeidler will, dass seine Mannschaft schneller und variabler agiert und setzt dabei auf frühes Pressing und schnelles Umschaltspiel. Weniger berechenbar als in der letzten Saison, bei dem das VfL-Spiel oft durch „lange Bälle“ geprägt war. 2023/2024 hatte sich des VfL sowohl anfällig für Gegentore als auch nicht entschlossen genug vor dem gegnerischen Tor gezeigt. Ein Problem, welches auch beim Test des VfL gegen La Spezia deutlich wurde. In Südtirol wurde aber auch deutlich: Bochum hat sich, nicht nur durch Transfers, neue Chancen erarbeitet.
Die Sommertransfers werden derzeit in den sozialen Netzwerken heiß diskutiert. Nach den frühen „Königstransfers“ mit den Mittelfeld- und Kreativspielern De Witt und Sissoko folgte mit Drewes eine neue Nummer 1 fürs Bochumer Tor. Doch nach dem Abgang von Leistungsträgern wie Stöger, Schlotterbeck, Asano und de facto Riemann warten das Fanlager und auch Peter Zeidler auf weitere Verstärkung. Im Gegensatz zu machen Fans zeigt sich der VfL–Chefcoach aber noch entspannt, die Transferperiode geht bis Ende August. Und Sportdirektor Marc Lettau hat mit der Verpflichtung von Timo Horn als neue Nummer 2 der Torhüter „geliefert“.
Doch weiterhin fehlen noch zwei bis drei Verstärkungen, die dem VfL sofort weiterhelfen können. Allen voran in der Offensive. In der letzten Wintertransferperiode hatte der VfL keinen zusätzlichen Stürmer verpflichtet. Eine Entscheidung die unter Medienschaffenden rückblickend als Fehler angesehen wird, zumal mit Stöger und Asano wichtige Torschützen der letzten Saison den VfL in diesem Sommer verlassen haben (Broschinski und Hoffmann sind weiterhin im 1. Kader).
Bochum braucht zusätzliches Geld
Die Ausgangslage ist einfach: Bochum braucht zusätzliches Geld. Sei es durch Spielerverkäufe (Stichwort: Bernado-Verkauf), Kostenreduzierung (Stichwort: Gehalt Riemann), TV-Gelder (Stichwort: Erreichen der zweiten Runde des DFB-Pokals) oder durch einen Sponsor für den Verein (hier war es zuletzt recht ruhig). Der VfL kann und will nicht wie andere Vereine „auf Pump leben“ und setzt(e) daher vor allem auf ablösefreie Spieler und Leihen sowie auf eine kontinuierliche Nachwuchsförderung. Doch trotz ausreichend „Perspektivspieler“ zeigte das Trainingslager auch: Es gibt einen Leistungsabfall in der „zweiten Reihe“ und für einen weiteren Klassenerhalt benötigt die Bochumer Mannschaft noch zusätzliche Spieler mit Bundesliga-Erfahrung.
Zeidlers Ideen tragen Früchte
Nach dem Trainingslager in Südtirol ist auffällig: Die neuen Chancen des VfL sind vor allem der Arbeit des neuen Chefcoachs Peter Zeidler und seinem Team zuzurechnen. Sie betreffen nicht nur die Änderung der Spielweise, sondern auch die Moral und die Gemeinschaft in der Mannschaft, wie Zeidler gegenüber Medienvertretern mehrfach betonte. Infolgedessen wollen und sollen auch mehr Spieler Verantwortung in der Mannschaft übernehmen, auch abseits der derzeit noch ungeklärten Frage nach dem alten / neuen VfL-Kapitän und den beiden Vize-Kapitänen.
Auf die grandiose Unterstützung der Fans, die leider aufgrund des DFL-Spielplans sowohl zum Auftakt als auch beim Saisonabschluss auf ein Heimspiel verzichten müssen, wird Zeidler, ebenso wie seine Vorgänger, Vertrauen können. Wenn das Ruhrstadion wieder zu einer Festung wird, die auch in der Nachspielzeit noch hält, kann dem „Unentschieden-König“ der letzten Saison die Mission Klassenerhalt erneut gelingen. Wenn der VfL seine (neuen) Chancen ergreift.
Ein Kommentar von Christian Schnaubelt.