Es gibt Abende, die sind für Bochumer etwas ganz Besonderes, besonders, wenn einer der größten Künstler dieses Jahrhunderts in seinem „Wohnzimmer“ auf der Bühne steht. So ist es Herbert Grönemeyer beim ersten Konzert von 40 Jahre Bochum im Vonovia Ruhrstadion ergangen.
Jubiläen müssen gefeiert werden. Das weiß Herbert Grönemeyer aus. So feiert der inzwischen 68-Jährige das vor 40 Jahren erschienene Album „4630 Bochum“ genau an dem Ort, der ihn geprägt hat. Im Vonovia Ruhrstadion. „Hier war ich zum ersten Mal mit sechs Jahren“, erinnert sich der Musiker. Auch sonst ist der gebürtige Göttinger an diesem Abend in Plauderlaune. Immer wieder erzählt er Anekdoten aus seiner Jugend, die er in Bochum verbracht hat. Oder auch, dass ein Plattenladen in der Kortumstraße das Album nicht haben und später bei anderen Händlern einkaufen wollte. „Der kriegt kein Album“ habe die Plattenfirma da gesagt.
Grönemeyer spielt alte und neue Songs im Ruhrstadion
Auch musikalisch hat der Abend einiges zu bieten gehabt. Neben neuem Material vom aktuellen Long Player wie dem Opener „Das ist los“, hat der inzwischen in Berlin lebende Grönemeyer das komplette Album „Bochum“ gespielt. Bei „Flugzeuge im Bauch“ geht er an die Spitze der Bühne, als sich der Boden dreht. Zum Vorschein kommt ein Klavier, an das sich Grönemeyer noch das eine oder andere Mal an diesem Abend setzen soll. Hier verpatzt er die letzte Strophe, was ihm aber nicht krumm genommen wird. Stattdessen kommt der selbstironische Spruch „Ich hab mich ungefähr 32 Mal versungen, aber ihr könnt den Text“. Typisch Pott, man nimmt sich selbst gerne mal auf die Schippe und steht dazu.
So verdeutlicht der Sänger mit Schauspielausbildung noch einmal in einer Ansage, dass der Pott anders ist. „Hier in Bochum heißt es, wenn ich anne Bude bin, ‚ach lass den Herbert mal in Ruhe‘, während andere sagen ‚Herr Grönemeyer braucht Ruhe‘ “ definiert er andere Teile des Landes. Im Pott ist das so. Man merkt förmlich die Aufregung, die selbst nach so vielen Jahren auf der Bühne immer noch da ist. Im Ruhrstadion ist das Konzert nicht runtergespielt worden. Es war live. So hadert er in einer kurzen Umziehpause, in der er das viel zu lange und asymmetrisch geschnittene Hemd gegen eine Jacke eingetauscht hat, mit dem Reißverschluss.
Immer wieder wechseln sich schnellere und ruhigere Nummern ab. Auch Kritik in den Ansagen an der politischen Situation oder der Herkunft bleiben nicht aus. Die Statements sind klar und gehen in die Richtung, dass alle gleich sind. „Das wissen wir im Pott am besten“, sagt Grönemeyer.
Grönemeyer hat „Deal“ mit Bochum
Als auf den riesigen LED-Leinwänden an den Seiten und in der Mitte der Bühne die ersten Bilder von Bochum erscheinen, wissen die rund 25.000 Zuschauer „Jetzt spielt er Bochum“. Und zwar die gesamte Platte – nur in variierter Reihenfolge. Gerade bei der Hymne „Bochum“ braucht Grönemeyer nicht viel zu tun. Das gesamte Stadion singt mit und einige Stellen bestehen aus blau-weißen VfL-Schaals, die in die Höhe gehalten werden. Gänsehaut pur!
Nach „Mambo“ ist Schluss. Aber „Herbie“ wäre nicht „Herbie“, wenn er seinem „Zuhause“ nicht noch drei Zugaben gegönnt hätte. So wird „Wunsch eines einsamen Vegetariers“ ein fleischiges Stück, nämlich die „Currywurst“ gespielt. Einen Seitenhieb hat Grönemeyer nach einem seiner letzten Konzerte in Bochum nicht vergessen. Und das haben ihm die Bochumer damals übel genommen. Er hat während der Mensch-Tour 2003 lediglich einmal „Bochum“ gesungen. Diesen Fehler hat er dieses Mal nicht gemacht und singen lassen. In der Zugabe hat er lediglich angestimmt und das Publikum hat den Rest gemacht.
„Wir haben mit der Stadt einen Deal: Um 23 Uhr ist Schluss. Zwei Minuten haben wir noch“, sagt Grönemeyer kurz vor 23 Uhr. Somit ist der Rausschmeißer am ersten von vier Konzertabenden „Immerfort“. Danach ist Schicht im Schacht. Publikum und „Herbie“ selbst sind sich einig: „Schön, dass es dich/euch gibt“.
Ein kleines Manko gibt es dennoch: Die Currywurst kostet 6 € und das Bier 6,50 € zuzüglich Becherpfand von 3 €.
Setliste von Herbert Grönemeyer im Vonovia Ruhrstadion am 12.06.2024
Mein Lebensstrahlen (Instrumentalversion)
Das ist los
Sekundenglück
Kopf hoch, tanzen
Halt mich
Glück
Was soll das
Vollmond
Doppelherz
Musik nur wenn sie laut ist
Mensch
Komm zur Ruhr (Instrumentalversion)
Bochum
Für dich da
Amerika
Alkohol
Erwischt
Jetzt oder nie
Flugzeuge im Bauch
Fangfragen
Männer
Mambo
Zugaben:
Kinder an die Macht
Mein Lebensstrahlen
Zeit, dass sich was dreht
Der Weg
Herzhaft
Bleibt alles anders
Currywurst
Angstfrei
Land unter
Demo (Letzter Tag)
Bochumer Jungenlied
Bochum
Immerfort