Ein Brite verliebt sich in Bochum. Nicht in eine Person, sondern in einen Fußballklub. Ryan Williams lebt seine Fanseele zwischen Currywurst, Grönemeyer und Groundhopping.
Wenn Ryan Williams über den VfL Bochum spricht, funkeln seine Augen. Der 35-jährige Engländer aus der Nähe von Manchester hat mehr als 35.000 Abonnenten auf YouTube, 7.800 Follower auf Instagram – und ein Herz, das im Takt des Ruhrstadions schlägt. Auf seinem Kanal „Rys footy paradise“ nimmt er seine Community mit auf seine emotionale Reise durch die Stadien Europas. Doch in Bochum ist er nicht mehr nur auf der Durchreise.
„Es war Liebe auf den ersten Blick“, sagt er über sein erstes Spiel: Bochum gegen Hoffenheim, Anfang 2024. Bochum siegte, zum ersten Mal nach zehn sieglosen Spielen. Für Williams war es mehr als ein Sieg – es war der Beginn einer Beziehung, die nichts mit Logik, sondern alles mit Gefühl zu tun hat.
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Mehr Informationen(c) Sebastian Sendlak
Zwischen Stadionliebe und Stehplatzkultur
Was ihn an Bochum so fasziniert? „Hier ist alles ehrlicher, echter. In England darf man kein Bier im Stadion trinken, Stehplätze sind verboten. Hier gehört das dazu.“ Der ehrliche Fußball sei es, der ihn so begeistert – einer, der keinen Glanz, sondern Haltung zeigt. Auch seine Freunde in England hätten anfangs irritiert reagiert. Warum Bochum? Warum nicht Dortmund oder Schalke, die international bekannter sind? Doch inzwischen verstehen sie, was er daran liebt: den Charme des Ruhrstadions, die Nähe zu den Fans, die raue Herzlichkeit.
Seine Verlobte, die zu Hause in England auf die gemeinsamen sieben Hunde aufpasst, sei sehr verständnisvoll. „Ich habe das Fitnessstudio und den VfL“, sagt Williams und lacht. Früher spielte er selbst Fußball, bis eine Knieverletzung das beendete. Heute lebt er seine Leidenschaft am Spielfeldrand – mit Kamera, Stimme und Herzblut. Er kommt alle paar Wochen nach Bochum, macht Videos, die ihm durch Werbeeinnahmen die Tickets, Flüge und Hotels finanzieren. „Es ist verrückt. Ohne die Leute, die meine Videos schauen, könnte ich das alles gar nicht machen.“
Mit der Europameisterschaft 2024 hat alles angefangen
Eigentlich kam er 2024 nur zur Europameisterschaft nach Deutschland. Doch statt der großen Bühnen zog ihn ein unscheinbarer Verein in seinen Bann. „Bochum ist wie ein glücklicher Unfall“, sagt er. Bochum sei ein Ort, der nicht vorgibt, mehr zu sein, als er ist. Und genau das macht ihn besonders. „Hier gibt es keine Hierarchie“, sagt Williams. Ob Fan oder Funktionär – in Bochum zählt nicht der Status, sondern das Miteinander. Er schwärmt von seinem Lieblingsspieler Philipp Hoffmann, den er für den „deutschen Harry Kane“ hält. Und davon, wie herzlich ihn andere Fans aufgenommen haben.
Natürlich, er wird erkannt – inzwischen häufiger in Deutschland als in England. Doch der Ruhm interessiert ihn wenig. Ihm geht es um die Gemeinschaft, um das Gefühl, Teil von etwas Echtem zu sein. „Ich will, dass Leute diesen Klub entdecken, aber nicht als Touristen. Kauft euch eine Mitgliedschaft, seid Teil davon.“ Er wolle zeigen, wie besonders Bochum ist, ohne dass die Magie verloren geht. Denn für ihn ist klar: „Bochum ist das Herz des Ruhrgebiets. Und das Ruhrgebiet ist der Herzschlag des deutschen Fußballs.“
Ryan Williams ist mehr als ein Groundhopper. Er ist ein Botschafter der Fußballkultur – einer, der sie nicht nur dokumentiert, sondern lebt. Mit Bier, mit Kamera, mit Herz. Und mit dem wohl besten Grönemeyer-Zitat im Ohr: „Bochum, ich komm’ aus dir.“