„Es ist bereits möglich, aus der chemischen Zusammensetzung und der Wärmebehandlung eines Werkstoffs auf seine makroskopischen Eigenschaften zu schließen, etwa die Härte“, erklärt Lensing. Sein Ziel sei es jedoch, den Prozess umzukehren und die optimale Zusammensetzung aus den gewünschten Eigenschaften abzuleiten.
Am Lehrstuhl Werkstofftechnik gibt es bereits eine Software, die diesen Ansatz verfolgt. Lensing erweiterte das Programm um den Faktor der Martensit-Starttemperatur. Diese Temperatur gibt an, wann sich beim Abschrecken nach dem Glühen das Gefüge schlagartig verändert. „Diese Veränderung führt zu einer hohen Härte“, sagt Lensing. Die korrekte Einstellung der Martensit-Starttemperatur ist entscheidend, da sie beeinflusst, ob die Gefügeumwandlung vollständig abläuft oder nicht.
Auszeichnung für innovative Forschung
Der Dörrenberg-StudienAward wird seit 2008 jährlich vergeben. Prämiert werden Arbeiten, die sich mit der Herstellung, Weiterverarbeitung und Behandlung von Stahl befassen. Auch Themen wie Additive Manufacturing und Werkzeugbeschichtungen sind Teil der Ausschreibung. Die Preise sind mit insgesamt 10.000 Euro dotiert. Lensing überzeugte die Jury mit seiner praxisnahen Erweiterung der Berechnungsmethode.
Seine Arbeit könnte dazu beitragen, präzisere Voraussagen über Stahleigenschaften zu treffen und somit die Herstellung zu optimieren. Für die Industrie bedeutet dies eine genauere Anpassung von Werkstoffen an spezifische Anforderungen.