Gedenken an 22 Opfer des Bombenangriffs im Lager Bochum-Bergen
Am 2. Februar 2025, erinnert Bochum an ein tragisches Kapitel seiner Geschichte. Im Rahmen einer Gedenkveranstaltung werden die Schicksale von 22 Zwangsarbeitern gewürdigt, die bei einem alliierten Luftangriff auf das Lager Bochum-Bergen ums Leben kamen.
Ein Bombenhagel in den letzten Kriegsmonaten
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die Luftangriffe auf Bochum immer heftiger. Das Ziel der Alliierten: militärische Einrichtungen und Industrieanlagen. Doch auch Lager für Zwangsarbeiter, oft in direkter Nähe zu Betrieben gelegen, blieben nicht verschont. In der Nacht des 2. Februar 1945 traf es das Lager Bochum-Bergen.
Unter den Opfern waren 21 italienische Militärinternierte sowie ein 20-jähriger sowjetischer Zwangsarbeiter namens Wasyl Hejderin. Sie starben nur zwei Monate vor der Befreiung Bochums im April 1945.
Erinnern und Namen zurückgeben
Die Veranstaltung am neuen Gedenkort in der Bergener Straße 116c hat sich das Ziel gesetzt, den Opfern ihre Namen und Geschichten zurückzugeben. Vertreter der Initiative Gedenkort Bochum-Bergen haben umfangreiche Recherchen unternommen und die Lebenswege der Zwangsarbeiter bis nach Italien, Montenegro und Kreta verfolgt — Orte, aus denen die jungen Männer verschleppt wurden, nachdem das faschistische Bündnis zwischen Nazi-Deutschland und Italien im September 1943 zerbrochen war.
Zwangsarbeit im Schatten der Zeche Constantin
Ab Oktober 1943 wurden auf dem Schacht 4/5 der Zeche Constantin 744 italienische Militärinternierte zur Zwangsarbeit eingesetzt. Sie lebten unter unmenschlichen Bedingungen, oft im Barackenlager in Bochum-Hiltrop, das mehr als 1.000 Menschen beherbergen konnte.
Im Sommer 1944 stellten die sogenannten italienischen Militärinternierten die zweitgrößte Gruppe ausländischer Arbeitskräfte auf der Zeche Constantin. Nur die sowjetischen Zwangsarbeiter im Zillertal waren zahlreicher — 1.733 von ihnen litten unter besonders harten Arbeits- und Lebensbedingungen, die viele nicht überlebten.
Wie viele Italiener im sogenannten „Ostarbeiter-Lager Bergen“ untergebracht waren, lässt sich mangels Quellen nicht genau feststellen.
(c) Sebastian Sendlak
Wörtliche Rede von Susanne Wycisk, Initiative Gedenkort Bochum-Bergen
„Laut Zeichnungen des Ukrainers Wasyl Zjupa (*7.02.1919, Markennr. 3816) wurden die meist osteuropäischen Zivilarbeiter in den 8 Barackenzügen getrennt nach ihrer unterschiedlichen Herkunft untergebracht. So gab es außer der Kommandantur für den Lagerführer und der Baracke für die Wachmannschaften („Polizei“) am Appellplatz, einen Block für polnische Arbeiter, für Westukrainer (aus Galizien), Ostukrainer (aus dem Donbass) und auch diesen Block für sogenannte italienische Militärinternierte. Die Zeichnung, die einige Baracken auf dem Gelände vermissen lässt, ist nur eine Annäherung an die Gegebenheiten, aus der Erinnerung aufgezeichnet,“ sagt Susanne Wycisk, Initiative Gedenkort Bochum-Bergen während der Veranstaltung.
Wörtliche Rede von Alfredo Vernazzani
Auch Alfredo Vernazzani hat mahnende Worte, da das Geschehene nicht noch einmal passieren darf: „Viele Geschichten der IMIs sind jedoch inzwischen vergessen worden. Erst seit relativ kurzer Zeit haben Historiker begonnen, die genauen Ausmaße und Ausmaße der Odyssee der IMI aufzudecken. Die meisten IMIs, die das Glück hatten zu überleben, darunter auch mein Großvater Filippo Speciale, ließen bei ihrer Rückkehr zu ihren Familien die Erinnerung an die Gefangenschaft, die langen kalten Nächte, die Demütigungen und die Schande zurück. Andere, die ihr schlimmstes Schicksal erlitten und in Zwangsarbeitslagern starben, sind heute nur noch Namen, und wieder andere sind fast völlig vergessen und durch die Zeit verschwunden. Das Mindeste, was wir tun können, ist, ihre Erinnerung wach zu halten und uns daran zu erinnern, dass ihr „Nein“ zum Faschismus noch immer einer der Eckpfeiler unserer heutigen demokratischen Gesellschaften ist.“