Der VfL Bochum schafft das „kleine Wunder von der Castroper Straße“ und erkämpft sich nach 0:3 Halbzeitstand durch einen Hattrick von Boadu das 3:3 gegen den Champions League-Teilnehmer aus Leipzig. Zum Abschluss der „englischen Woche“ freuen sich die blau-weißen Fans nach dem „Pflichtsieg“ über St. Pauli über den ersten „Big Point“ gegen einen Großen der Bundesliga.
Bochums Chefcoach Dieter Hecking brachte vier Änderungen in der Startelf: Oermann, de Witt, Boadu und Broschinski starten für Masovic, Holtmann, Miyoshi und Hofmann. Leipzigs Trainer Marco Rose musste wegen der Gelb-Roten-Karten von Openda und Sesko ebenfalls handeln und stellte dafür Baumgartner und Nusa in die Startelf.
Die erste Chance des Spiels hatte allerdings der VfL: In der 3. Minute wurde der Seitfallzieher von Broschinski nach Flanke von Passlack gerade noch geblockt wird. Bochum versuchte die spielerische Überlegenheit der Gäste, die erwartungsgemäß das Spiel dominierte, immer wieder durch Pressing und Kampf entgegenzusetzen. In der 7. Minute jubelten die Gästefans. Doch das Tor von Baumgartner wurde wegen einer Abseitsstellung aberkannt. Drei Minuten später war allerdings VfL-Keeper Drewes bei einem Kunstschuss von Orban machtlos. Der Favorit, der die letzten 12 von 13 Begegnungen der beiden Mannschaften gewonnen hatte, führte. Leipzig hielt den Druck hoch und erzielte in der 13. Minute die 2:0 Führung durch Nusa, die auch die Überprüfung durch den Videoassistenten Guido Winkmann standhielt (wobei es wohl technische Probleme im „Kölner Keller“ gab, da keine Linien gezogen werden konnten).
Die Hausherren, die eigentlich gut ins Spiel gestartet waren, brauchten etwas, um sich vom Doppelschlag der Leipziger neu zu sortieren, aber genau in die Phase fiel die 3:0 Führung der Gäste durch Baumgartner (21. Minute). Beide „Ersatzstürmer“ von Leipzig trafen somit. Danach schalteten die Gäste einen Gang zurück, die Hausherren warteten auf Kontermöglichkeiten, waren aber auch gleichzeitig auf Schadensbegrenzung bedacht.
In der 32. Minute gab es nach einer Ecke ein Lebenszeichen durch Ordets für den VfL, der anschließend zu einer kurzen Drangphase ansetze. Aber entweder war ein Leipziger Spieler dazwischen oder RB-Torhüter Gulacsi schnappte sich den Ball. So blieb es zur Halbzeit bei der klaren Führung des Favoriten, auch wenn sich der VfL nicht aufgab.
3:0 Halbzeitführung des Favoriten
VfL – Trainer Dieter Hecking brachte zu Beginn der zweiten Hälfte Holtmann für Passlack und dies hatte Folgen: Holtmann flankte in der 48. Minute nach einem schnellen Vorstoß an die Grundlinie auf Boadu, der den 1:3 Anschlusstreffer erzielte. Im VONOVIA-Ruhrstadion kam wieder Hoffnung auf „wir leben“-Rufe kamen von den Rängen. Leipzig schien ein paar Minuten etwas verunsichert. Und in dessen Folge erzielte Boadu in der 56. Minute per Doppelpack das 2:3. Bochum drückte weiter, lautstark angefeuert von den heimischen Fans. Und in der 60. Minute zeigte Schiedsrichter Robert Hartmann auf den Punkt: Elfmeter für den VfL Bochum. Mit dem Hattrick vom Punkt erzielte Boadu den vielumjubelten Ausgleich zum 3:3. Ein kleines Wunder an der Castroper.
Die Gäste, dass bis dahin das Spiel unter Kontrolle hatte, wankten. Das Momentum lag bei den Hausherren. Trotzdem hatte Leipzig aufgrund seiner individuellen spielerischen Überlegenheit seine Chancen (67. Minute). Der Underdog aus Bochum schmiss sich in jeden Ball und versuchten mit Einsatz und Kampf gegen den Favoriten zu bestehen und suchte seinerseits den „lucky Punch“ (70. Minute). Marco Rose reagierte mit einem Doppelwechsel (68./71. Minute) Haidara und Poulsen kamen neu ins Spiel. Leipzig erhöhte infolgedessen den Druck und kam zu weiteren Chancen (74. Minute), auch weil die Aufholjagd den Bochumern viel Kraft gekostet hat. Doch mit Hilfe der blau-weißen Fans in Rücken warf der VfL alles rein (Chancen in 79. / 81. Minute), wobei die Latte die Führung für aufopferungsvoll kämpfende Bochumer bei Witteks Ecke verhinderte. Auf der Gegenseite vergab Joker Poulsen vor dem Bochumer Tor einen Fallrückzieher.
(c) Sebastian Sendlak / BOND
Und so ging es in die letzten regulären Fünfminuten eines Spiels, welches nach 20 Minuten bereits klar für den Favoriten entschieden schien. In der 88. Minute hielten die Bochumer Fans noch mal den Atem an, als Baumgartner knapp vor dem VfL-Tor verzieht.
In der vierminütigen Nachspielzeit gab es zunächst einen 3er-Wechsel: Masovic, Hofmann und Daschner kamen neu ins Spiel. Und am Ende hatte Bochum Glücksgöttin Fortuna auf der Seite, als in der letzten Nachspielminute Poulsen die Flanke von Xavi verpasst.
Hecking: „Die Art und Weise wie wir spielen macht Mut“
In der Pressekonferenz nach dem Spiel hob VfL-Trainer Dieter Hecking hervor: „Wir haben nach dem Rückstand heute Haltung gezeigt und den Leipzigern einen offenen Schlagabtausch geliefert. Am Ende haben wir einen verdienten Punkt geholt.“
Auf Bochum-Journal-Nachfrage lobten sowohl Spieler Gerrit Holtmann und Coach Dieter Hecking den Support der VfL-Fans. „Es war nicht selbstverständlich, was die Fans heute geleistet haben. Wir brauchen die Fans, denn die Fans sind der Schlüssel. Aber zunächst einmal muss die Mannschaft liefern und die Fans glücklich machen. Das haben wir heute ab der 30. Minute geschafft.“
Zum Abschluss der „englischen Wochen“, in der VfL Bochum mit dem Sieg gegen St. Pauli am Mittwoch und dem heutigen Punkt gegen RB Leipzig neuen Mut im Abstiegskampf schöpft, betonte der VfL-Trainer: „Die Art und Weise wie wir spielen macht Mut. Du musst jetzt aber auch jeden Samstag um 15:30 Uhr liefern.“