Rund 51.700 Menschen betroffen – AOK bietet Unterstützung für Angehörige
Depressionen gehören zu den häufigsten und schwerwiegendsten psychischen Erkrankungen. Laut dem aktuellen AOK-Gesundheitsatlas Depressionen wurden im Jahr 2022 rund 51.700 Menschen ab zehn Jahren in Bochum wegen einer Depression ärztlich behandelt – das entspricht 15,5 Prozent der Bevölkerung.
„Depressionen verursachen nicht nur persönliches Leid und schränken die Lebensqualität der Betroffenen erheblich ein, sondern belasten auch das Gesundheitssystem und die Wirtschaft enorm“, erklärt Jörg Kock, Serviceregionsleiter der AOK NordWest. Trotz der Verfügbarkeit professioneller Hilfe suchen viele Betroffene diese nicht in Anspruch, häufig aus Angst vor Stigmatisierung oder beruflichen Nachteilen.
Hohe Belastung für Arbeitnehmende
Im Jahr 2023 verzeichnete die AOK NordWest bei ihren versicherten Beschäftigten in Bochum über 104.500 Fehltage aufgrund von Depressionen – die durchschnittliche Dauer eines Falls lag bei 45 Tagen. Besonders stark betroffen sind Berufsfelder wie die Haus- und Familienpflege, Sozialverwaltung, Altenpflege, Kinderbetreuung sowie Bus- und Straßenbahnfahrer:innen.
Die Symptome einer Depression sind vielfältig: Während manche Betroffene sich zurückziehen und das Interesse an positiven Aktivitäten verlieren, reagieren andere gereizt oder sogar aggressiv. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend für die Heilung. Neben Psychotherapie und medikamentöser Unterstützung spielt das soziale Umfeld eine zentrale Rolle im Umgang mit der Erkrankung.
Für Angehörige depressiv Erkrankter stellt die AOK ein kostenloses Online-Programm zur Verfügung: den AOK-Familiencoach Depression. Dieser richtet sich an Angehörige, die oft eine tragende Rolle in der Unterstützung von Betroffenen übernehmen, jedoch selbst durch die Belastung gefährdet sind.
„Angehörige sind häufig die wichtigste Stütze für Betroffene, laufen aber Gefahr, sich zu überfordern oder selbst zu erkranken“, so Kock. Der Familiencoach bietet praxisnahe Hilfestellung, ersetzt jedoch keine ärztliche oder therapeutische Beratung.
Fünf Trainingsbereiche für mehr Verständnis
Das Programm umfasst fünf leicht verständliche Module mit Video- und Textmaterial, die dabei helfen sollen:
- Die Erkrankung besser zu verstehen.
- Beziehungen zu stärken.
- Depressionen im Alter zu berücksichtigen.
Ein integrierter Videochat mit Expert:innen ergänzt das Angebot. Studien zeigen, dass das vermittelte Wissen die Belastung der Angehörigen reduzieren und das Rückfallrisiko bei Betroffenen senken kann.
Der AOK-Familiencoach Depression wurde in Zusammenarbeit mit der Universitätsklinik Freiburg, der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und betroffenen Angehörigen entwickelt. Die wissenschaftliche Leitung liegt bei Prof. Dr. Schramm, einer Expertin für die Versorgung depressiv Erkrankter und deren Umfeld.
Depressionen sind behandelbar, und frühzeitige Intervention kann Leben retten. Neben der ärztlichen Betreuung ist es wichtig, auch das Umfeld der Erkrankten einzubeziehen. Der Familiencoach ist ein wertvoller Baustein, um den Umgang mit Depressionen für alle Beteiligten zu erleichtern.