Der Bochumer Arbeitsmarkt zeigte im Jahr 2024 sowohl Fortschritte als auch Herausforderungen. Während die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten weiter stieg, erhöhte sich gleichzeitig die Arbeitslosigkeit. Experten betonen die Bedeutung von Qualifizierung und Weiterbildung, um langfristig die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage zu schließen.
Beschäftigung auf Rekordniveau
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Bochum erreichte im März 2024 mit 148.597 Personen den höchsten Stand seit 15 Jahren. Dies entspricht einem Zuwachs von 1,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders die Beschäftigung geflüchteter Menschen hat sich positiv entwickelt. Seit 2019 hat sich ihre Zahl fast verdreifacht – von 1.503 auf 4.338 Personen.
Trotz der gestiegenen Beschäftigung meldeten Unternehmen 2024 so wenige neue Stellen wie seit 15 Jahren nicht mehr. Mit 6.915 neu gemeldeten Arbeitsplätzen sank die Zahl um 7,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Unternehmen zeigten sich skeptisch gegenüber der wirtschaftlichen Entwicklung und ihrer Möglichkeit, freie Stellen zu besetzen.
Die Arbeitslosigkeit in Bochum stieg 2024 im Jahresdurchschnitt um 4,7 Prozent auf 17.755 Personen. Besonders betroffen waren junge Menschen. Fast 1.400 Arbeitslose zwischen 15 und 25 Jahren wurden registriert, was einen deutlichen Anstieg darstellt. Auch die Langzeitarbeitslosigkeit nahm leicht zu, blieb jedoch im historischen Vergleich moderat.
Fachkräftemangel als zentrale Herausforderung
Ein zentrales Problem ist der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. Fast zwei Drittel der Arbeitslosen verfügen über keine abgeschlossene Berufsausbildung. Gleichzeitig erfordert die Mehrheit der Stellen qualifizierte Fachkräfte. Die Agentur für Arbeit verzeichnete zwar eine Zunahme der Stellen auf Helferniveau, langfristig bleibt der Bedarf an gut ausgebildetem Personal jedoch entscheidend.
Christopher Meier, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit, sieht Qualifizierung als Schlüssel zur Bewältigung der Herausforderungen. „Der Arbeitsmarkt benötigt Fachkräfte – nicht nur heute, sondern auch in Zukunft. Wir müssen verstärkt in die Ausbildung junger Menschen investieren“, betonte er. Oberbürgermeister Thomas Eiskirch rief die Unternehmen dazu auf, mehr Ausbildungsplätze anzubieten und so der Jugendarbeitslosigkeit entgegenzuwirken.
Das Jobcenter Bochum setzte 2024 verstärkt auf die Integration geflüchteter Menschen und konnte in diesem Bereich Erfolge verzeichnen. Über 300 Geflüchtete aus der Ukraine fanden eine Anstellung. Insgesamt wurden 1.500 Menschen aus verschiedenen Herkunftsländern in den Arbeitsmarkt integriert.
Ausblick
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bleiben angespannt. Die Agentur für Arbeit erwartet eine weitere Zunahme der Arbeitslosigkeit, sieht aber Chancen in gezielten Qualifizierungsmaßnahmen. Mit Blick auf das kommende Jahr soll der Fokus auf Aus- und Weiterbildung sowie eine intensivere Beratung gelegt werden, um Arbeitsuchenden langfristige Perspektiven zu bieten.
Der Arbeitsmarkt in Bochum zeigt damit zwei Gesichter: Er ist robust genug, um Beschäftigung zu schaffen, stößt jedoch auf strukturelle Probleme, die nur durch nachhaltige Maßnahmen gelöst werden können.