Das „Schaufenster Stadtgeschichte“ präsentiert einmal im Monat ein besonderes Dokument oder Objekt aus den Beständen des Stadtarchivs – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte. Auf diese Weise werden nicht nur historische Ereignisse oder Persönlichkeiten vorgestellt. Das „Schaufenster Stadtgeschichte“ gewährt auch einen Einblick in die bunte Vielfalt der historischen Zeugnisse, die zum kulturellen Erbe Bochums gehören und die im Stadtarchiv – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte verwahrt werden.
Im November geht es um „Kemnade International – Erinnerung an ein eindrucksvolles Bochumer Festival“. Interessierte können die Exponate auch im Stadtarchiv – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte, Wittener Straße 47, besichtigen. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.bochum.de/stadtarchiv.
Die Anfänge des heutigen Festivals „Ruhr International“, das inzwischen alle zwei Jahre vor der Jahrhunderthalle stattfindet, reichen zurück bis in das Jahr 1974. Der damalige Leiter des Museums Bochum (heute: Kunstmuseum Bochum), Peter Spielmann, kreierte ein kulturelles Zusammenkommen und gegenseitiges Kennenlernen, das sowohl für den künstlerischen, politischen und gesellschaftlichen Austausch der unterschiedlichen internationalen Gruppen gedacht war, die in den 1960er und 1970er Jahren als sogenannte „Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter“ vorwiegend aus Italien, Japan, Spanien und der Türkei ins Ruhrgebiet kamen und dort schwere Arbeit verrichteten. Bereits während der ersten Veranstaltung vom 28. bis 30. Juni 1974 vermochte das Festival im Burghof des Wasserschlosses Haus Kemnade circa 12.000 Besucherinnen und Besucher anzulocken, die von der Musik, dem Tanz und den kulinarischen Köstlichkeiten mitgerissen wurden. „Kemnade International“ entpuppte sich schnell als großer Erfolg und zog zu seinen Glanzzeiten 60.000 bis 80.000 Menschen an.
Im Nachgang des fünften und des sechsten Festivals wurden 1978 und 1980 jeweils Schallplatten herausgegeben, die die Atmosphäre dieses Festivals widerklingen lässt. Dass es hierbei nicht ausschließlich um ausgelassenes Feiern ging, zeigt ein Blick auf die insgesamt elf Titel zählende Schallplatte „Kemnade Live!“ von 1978. So wurde etwa das Leben Che Guevaras besungen oder das altbekannte „Bella Ciao“ des Widerstandes gegen Mussolini angestimmt. Es dauerte jedoch, nach Aussage Spielmanns, bis zum dritten Festival, bis der Austausch über politische Probleme und Diskurse sich als fester Bestandteil des Festivals etabliert hatte. Gleichzeitig offenbaren die bei Wind und Wetter entstandenen Aufnahmen die hohe Qualität der Auftritte und die Vielfalt der Instrumente und Sprachen. So war etwa der Bağlama-Virtuose Hüsnü Işık regelmäßig vertreten.
Genauso vielseitig wie das Programm waren die Gäste. Hier feierten Studierende, Arbeitende, Alte und Junge der unterschiedlichsten Kulturkreise zusammen und lernten sich gegenseitig kennen. Eine ausführliche Beschreibung von Michael Fehr über die Hürden und Lösungen, die während der Planung und Veranstaltung des ersten Festivals gefunden wurden, begleitet die Schallplatte.
Anlässlich des Festival-Jubiläums präsentierte das Kunstmuseum Bochum in diesem Jahr mehrere Monate die Ausstellung „Die Verhältnisse zum Tanzen bringen. 50 Jahre Kemnade International“. Das Stadtarchiv übernimmt eine Auswahl der dort ausgestellten Film-, Foto- und Schriftdokumente zur dauerhaften Aufbewahrung.