„Keine Experimente, dafür Tempo – Tempo – Tempo!“ sagte Ilja Kaenzig beim Pressegespräch am Donnerstag vor den im Ruhrstadion versammelten Medien. In einem langen Gespräch zwischen Vorstand, Geschäftsführung und Medienvertretern ging es aber nicht nur um die sportliche Diskussion.
Noch vor der eigentlichen Medienrunde kam der Knall: Vorstandschef Hans-Peter Villis lässt aus gesundheitlichen Gründen sein Amt ab sofort ruhen. Schon beim Gespräch war der Aufsichtsratsvorsitzende der KGaA und Vorstandvorsitzende des VfL Bochum 1848 nicht mehr anwesend. Die Regularien waren klar und so übernimmt Uwe Tigges und Martin Volpers (im e.V.), respektive Uwe Tigges (in der Kapitalgesellschaft) die Aufgaben von Villis.
Uwe Tigges zeigte sich direkt etwas sauer über die zuvor gestartete Berichterstattung zweier Medien, in denen die „Wahrheit verdreht“ worden sei. Gerade von einem Zerwürfnis innerhalb des Vorstandes wolle er, aber auch die anwesenden Volpers und Tenhagen nichts wissen. Auch Geschäftsführer Ilja Kaenzig dementierte entsprechende – nicht belegte – Aussagen seitens der Medien.
Sportliche Situation sollte Thema sein
Dafür ging Kaenzig auf das eigentlich geplante Thema ein: Die sportliche Situation und die daraus resultierenden personellen Veränderungen der letzten Tage.
Kaenzig nahm dabei kein Blatt vor den Mund und nahm auch sich selbst klar in die Verantwortung der gemeinsamen Entscheidungen zu Gunsten der Trainer Letsch und Zeidler. Beide, denn das Gesamtkonzept der sportlichen Ausrichtung möchte der Vorstand heute als „Gesamtbild“ sehen. Das Gesamtbild „hat aber so nicht funktioniert“, gestand Kaenzig ein. Das bedeute jedoch auch, „dass wir in jetzt keine Experimente machen dürfen, bei der Suche eines Trainers und eines Sportdirektors.“
Experimente waren es wohl, zwei Trainer zu holen, die nicht aus der Bundesliga stammten. Alleine die Philosophie kann keine Spiele gewinnen und so muss zwar aufs Tempo bei der Suche der vakanten Stellen gedrückt werden, die Anforderungen jedoch sind klar. „Der neue Trainer muss „Bock auf die Aufgabe“ haben“, so Kaenzig. „Ein Trainer der keine Chance sieht, dem Abstieg trotz dieser deutlich schlechten Situation zu entgehen, braucht hie rnicht anzufangen.“ Dennoch ist dem Geschäftsführer des VfL bewusst, dass ein erfahrener Mann an der Seitenlinie gefunden werden muss, der Autorität und auch Sicherheit ausstrahlen kann, um die Mannschaft auf die Siegerstraße zurückzuführen.
Mittel sind begrenzt
Bleibt offen, in welcher Reihenfolge der VfL sein Personal nun sucht. „Lehrbuch wäre wohl erst der sportliche Leiter vor dem Trainer“, so Kaenzig weiter. „Wenn aber jetzt ein Trainer um die Ecke biegt, sagen wir nicht nein, wenn er passt.“ Auch muss dem neuen Coach klar sein, dass die Mittel begrenzt sind. „Eben drei neue Assistenten mitbringen und drei Königstransfers fordern, ist nicht drin“, stellt Kaenzig unisono mit dem Vorstand klar. Der neue Trainer muss mit den vorhandenen Zutaten klarkommen.
Während allen Beteiligten diese Hürde klar ist, stellt Vorstandsboss Uwe Tigges dabei auch klar: „Ein Abstieg hätte enorme Konsequenzen, wirtschaftlich und sportlich. Es würde unseren Plan um Jahre zurückwerfen und uns bei der Wettbewerbsfähigkeit einschränken. Auch wenn wir im ersten Jahr in der zweiten Liga wirtschaftlich im oberen Teil mitspielen können, ist das kein Garant für eine direkte Rückkehr in Liga 1.“ Kaenzig ist aber auch die sportliche Situation klar: „Da sind ganz andere wirtschaftlich starke Teams in der zweiten Liga, die Probleme haben hoch zu kommen.“
Ziel: Kontinuität
Dass der VfL Bochum in den letzten Monaten von seiner geplanten „Kontinuität“ abgekommen ist, sieht man deutlich. Trotz der nun gesamtheitlich schlechten umstände, muss sich jedoch der Vorstand gemeinsam mit der Geschäftsführung einen Plan überlegen, wieder auf die Schiene zu kommen. Auch müssen die Fans wieder näher ans Team rücken, als es in den letzten Wochen der Fall war. „Im der letzten Saison war das lauter im Stadion“, so Kaenzig. Das Feuer muss daher wieder zwischen Mannschaft und Fans zu spüren sein, um in den kommenden Wochen zu bestehen und die Saison mit dem Ziel „Klassenerhalt“ zu überstehen.