Bochum – Kiel 2:2
Die Mannschaft von Peter Zeidler konnte auch im zweiten Heimspiel keine Dreier an der Castroper Straße einfahren. Gegen Aufsteiger Holstein Kiel reichte es nur zu einem 2:2. Vor dem schweren Revierderby in Dortmund am nächsten Wochenende steht daher nur ein Punkt auf der Habenseite des VfL Bochum. Trotz gesteigerten Sturm bleibt die Abwehr weiterhin fehleranfällig.
Der Himmel über dem Vonovia-Ruhrstadion strahlte blau-weiß als gestern um 15:30 Uhr das Heimspiel des VfL Bochum gegen Aufsteiger Holstein Kiel angepfiffen wurde. Beide Mannschaften waren zuvor ohne Punkte in der Bundesliga-Saison 2024 / 2025 geblieben und besonders die Bochumer Fans unter den 26.000 Zuschauern, ersehnen den ersten „Dreier“.
Aber auch die Gäste aus Kiel wollen heute erstmals Punkte und setzen die Gastgeber früh unter Druck. In der 2. Minute gelingt den Störchen nach einem Freistoß von Porath beinahe die Führung, aber Becker verpasst. Bochum brauchte 10 Minuten Zeit, um dem Pressing der Kieler etwas dagegenzusetzen, die auch einen höheren Spielanteil hatten. In der Folge gelang den Gästen in der 15. Minute auch die Führung durch Pichler, der nach einer gescheiterten Abseitsfalle den weit aus dem Tor herausgekommenen Drewes umkurvte. VfL – Coach Peter Zeidler wechselte früh und brachte in der 16. Minute Losilla für Masovic, um mehr Stabilität ins Bochumer Spiel zu bringen. Und dies zeigte Wirkung, der VfL bekam mehr Zugriff auf Spiel und in der 22. Minute gleich Bero nach Vorlage von Boadu zum 1:1 aus. Bero peitschte seine Mitspieler anschließend nach vorne und das Spiel verlagerte sich immer mehr in die Kieler Hälfte.
Dennoch steckte Kiel nicht auf, aber das Spiel der Störche war nicht mehr so strukturiert und so verpufften auch zwei Ecken. Bochum hatte das Moment für sich und in der 35. Minute gelang Daschner nach Vorlage von Hofmann die vielumjubelte 2:1 Führung für die Gastgeber. Im Anschluss bekamen die Kieler wieder Oberwasser, doch Bochum hielt glücklich die knappe Führung zur Halbzeit, auch weil Kiel’s Kelati den Ausgleich (45+2 Minute) verpasste.
Halbzeit: Bochum führt im Kampf der Punktlosen
Zu Beginn der zweiten Halbzeit, wollte Bochum schnell den Sack zumachen. VfL-Coach Peter Zeidler peitschte seine Mannschaft an der Seitenlinie nach vorne und die VfL – Fans sangen „steht auf für den VfL“. Auf dem Rasen, wo beim VfL Losilla die Kapitänsbinde von Hofmann übernommen hatte, hatte aber wieder Kiel – dass wieder die Anfangsphase dominierte – in der 54. Minute die erste Chance durch Kelati. Auf der anderen Seite vergab Hofmann klar per Kopf (57. Minute). Beiden Mannschaften fehlte es zu diesem Zeitpunkt an Ideen, so dass das Spiel zerfahren und vielen Ballverlusten geprägt war. Die VfL-Fans wurden unruhig, insbesondere da in der 61. Minute Kiel den Ausgleich beim Schuss von Gigovic knapp verpasste.
Zeidler reagierte mit einem Doppelwechsel (63. Minute) Daschner und Batu wurden gegen Broschinski und Kwarteng ausgetauscht. Auch bei Kiel folgte ein Doppelwechsel (Skrzybski für Holtby und Arp für den glücklosen Kelati). Die Störche aus Kiel waren jetzt wieder öfter in der Bochumer Hälfte, aber bei einem Konter in der 68. Minute musste Weiner in letzter Sekunde beim Schuss von Broschinski nach Vorlage von Kwarteng retten. Der VfL war jetzt körperlich präsenter und angetrieben von Losilla und Hofmann hatte Bochum weitere Chancen (z.B. durch Passlack) und war dem 3:1 näher als Kiel dem 2:2 zu Beginn der zweiten Halbzeit. Dennoch war die Spannung im Stadion aufgrund der nur knappen Führung der Bochumer zu spüren. Kiel führte zu Beginn der 80. Minute zwei weitere Wechsel (Machino kam für Geschwill und Remberg für Gigovic) durch. Bochum presste jetzt früh und Peter Zeidler brachte in der 85. Minute Pannewig für den auffälligen Hofmann. Dennoch wackelte die Bochumer Abwehr und da auch die Konter der Bochumer übereilt verliefen, war der erste Sieg des VfL Bochum in dieser Saison bis zum Ende wackelig. Und so kam es, wie es kommen musste: In der 89. Minute gelang dem eingewechselten Machino der 2:2 – Ausgleich, da gleich zwei Bochumer Abwehrspieler beim schnell ausgeführten Freistoß „geschlafen“ hatten. Fast wäre Bochum doch noch der „lucky punch“ gelungen, aber der rechte Innenpfosten verhinderte beim Kopfball von Pannewig den ersten Saisonsieg der Bochumer. Und so blieb es auch nach der Nachspielzeit beim 2:2.
Die Kieler Fans feierten den ersten Punkt wie einen Sieg, während die Bochumer Mannschaft vor der Ostkurve den Dialog zu den Fans suchte, die sich bereits für das anstehende Revierderby in der nächsten Woche beim Borussia Dortmund einstimmten. Trotzdem war der Frust rund um das Vonovia-Ruhrstadion bei Fans, Verantwortlichen und Spielern gestern allgegenwärtig.
(c) Sebastian Sendlak / BOND
Hofmann: „Wir müssen clever spielen und cooler sein“
In der Mixed-Zone waren sich die Spieler Hofmann und Daschner und Sportdirektor Lettau einig, dass der VfL „heute nicht unser bestes Spiel gemacht haben“ (Hofmann) und das Ergebnis extrem „bitter“ (Hofmann, Daschner) war. „Wir haben heute zu viel zugelassen“, kritisierte Lettau und während Hofmann von fehlender Cleverness und Coolness sprach, sah Daschner fehle Kraft sowie körperliche und mentale Probleme als Grund für den (wieder) verpassten Sieg.
Zeidler: „Verrücktes Spiel, aber gerechtes Ergebnis“
VfL – Chefcoach Peter Zeidler zeigte sich in der Pressekonferenz nach dem Spiel nicht angetan davon, wie seine Mannschaft zu Spielbeginn und zu Beginn der zweiten Halbzeit gespielt hat. „Das war nicht unser Plan und wir haben den Ball zu langsam nach vorne gebracht“. Daher habe Zeidler mit der Einwechslung von Losilla schnell reagieren wollen „auch ohne das Gegentor“, wie Zeidler ausführte. Er lobte wie seine Mannschaft „mit Begeisterung und teilweise verrückten Spiel“ sowie zwei „schön herausgespielten Toren“ das Spiel aber zur Halbzeit gedreht habe. „Zu Beginn der zweiten Halbzeit hatten wir keine Kontrolle auf den Gegner“ und am Ende „fehlten nur zehn Zentimeter zum Sieg“ (Kopfball von Pannewig, Anmerkung des Autors). Aufs gesamte Spiel bezogen bezeichnete Zeidler das 2:2 als ein „gerechtes Ergebnis“. Trotz des ersten Punktes auf der Habenseite war dem VfL-Coach, der nach dem Spiel den Dialog mit den Journalisten im Presseraum suchte, die Frustration über den verpassten Dreier deutlich anzumerken. Zeidler hatte um Zeit gebeten, damit sich das neue Spielsystem (Raute) und die neuen Spieler eingewöhnen können. Doch so langsam laufen Zeidler und dem VfL die Zeit sowie die Punkte davon. Hoffnung könnten die Rückkehr von Bernardo und Ordets in die anfällige Abwehr geben.
Lettau: „Wir müssen uns steigern“
Im Hinblick auf das bevorstehende Revierderby gegen den BvB am kommenden Freitag gibt Lettau die Vorgabe vor „wir müssen uns steigern“ und wir vor allem, dass sich der VfL mehr Chancen herausspielt. „Es wird verdammt schwer, aber wir wollen Dortmund ärgern“, blickt Hofmann kämpferischer auf den 5. Spieltag der Saison. Aber es ist klar, bis zur zweiten Länderspielpause braucht Bochum noch Punkte, damit (wieder) Ruhe an der Castroper Straße und vor allem im Umfeld eintreten kann. Sonst droht dem VfL mehr als nur ein Fehlstart, sondern eine handfeste Diskussion über den Trainer und die Bundesligatauglichkeit des Kaders. Aber noch ist Zeit. Und dass der VfL auswärts überraschen kann, hat er bereits in Leipzig gezeigt.