Letzte Woche war „Deadline“-Day – zumindest in Deutschland. Zum Ende der Transferphase schlug der VfL Bochum noch mal zu und sicherte sich wieder die Dienste eines Japaners: Koji Miyoshi kam aus England und soll – neben Dani de Witt – das Kreativspiel beflügeln. Denn nach der erfolgreichen Stabilisierung der Abwehr durch Jakov Medic schießt der VfL-Sturm zu wenig Tore. Das Defizit in der Offensive beschäftigt die VfL-Beobachter bereits seit zwei Spielzeiten.
Zu viele Chancen vorne ausgelassen und zu viele Tore kassiert, das ist in kurzen Worten der Grund gewesen, warum der VfL Bochum in der letzten Saison in die Relegationsspiele musste und sich erst auf den „letzten Drücker“ beim Rückspiel in Düsseldorf den Klassenerhalt sicherte. Doch danach kam der – erwartbare – große Umbruch im VfL-Kader. Schlüsselspieler, wie Stöger und Schlotterbeck konnten finanziell ebenso wenig gehalten werden, wie Osterhage und Asano. Sportdirektor Marc Lettau hatte eine enorme Aufgabe vor sich, zumal die bisherige Nummer 1 im Tor (Riemann) aus dem Kader gestrichen wurde und die Nummer 2 im Tor (Luthe) die Fußballschuhe an den Nagel hing. Doch dem VfL gelang die ein oder andere Überraschung auf dem Transfermarkt: Dani de Witt, Ibrahim Sissoko, Jakov Medic, Timo Horn, Myron Boadu und Samuel Bamba. Dazu die Rückkehrer aus Leihe oder Verletzung Gerrit Holtmann und Moritz-Broni Kwarteng sowie „Heimkehrer“ Patrick Drewes im Tor. Auf dem Papier ist der Kaderwert des VfL zwar um 3,9 Millionen Euro auf 59 Millionen Euro gesunken (Quelle: transfermarkt), aber spielerisch hoffen Cheftrainer Peter Zeidler und Sportdirektor Marc Lettau erneut eine „bundesligataugliche Mannschaft“ zu stellen.
Zeidler: „Integrationsprozess läuft, braucht aber noch Zeit“
In der Pressekonferenz vor dem ersten Heimspiel des VfL (Endstand 0:2 gegen Borussia Mönchengladbach) sagte Chefcoach Peter Zeidler auf Frage des Bochum-Journals: „Der Integrationsprozess der neuen Spieler läuft, braucht aber noch Zeit.“ Eine Herausforderung bleiben dabei auch die (Langzeit-) Verletzten. Moritz-Broni Kwarteng kam nach sechs Monaten Ausfall am Donnerstag beim Testspiel gegen Rot Weiß Essen (Endstand 3:1 für den VfL) erstmals wieder zum Einsatz, zwei weitere Abwehrspieler sind noch verletzt. Der „gesetzte“ Ivan Odets und Bernardo, der zwischenzeitlich mit Borussia Mönchengladbach liebäugelte, dann aber wegen seiner Verletzung des Medizin-Check nicht bestand, werden auch nach der Länderspielpause noch nicht für den VfL auflaufen können, wie Cheftrainer Peter Zeidler bekanntgab.
Lettau:“ Es gab viele Anfragen anderer Vereine“
Am Rande der letzten Pressekonferenz konnte Bochum-Journal kurz mit Marc Lettau sprechen und dieser betonte auf BJ-Anfrage am „Deadline“-Day: „Es gab erstaunlich viele Anfragen anderer Vereine, aber nichts konkretes.“ Da sich bis Ende des Tages nichts mehr tat, bedeutet dies auch, dass keine weiteren Transfereinnahmen bis zur Winterpause zu erwarten sind. Da ist es eine gute Nachricht, dass die Fernsehgelder des VfL in dieser Spielzeit bei 39,9 Millionen Euro (Quelle: sport.de) liegen. Zumal der VfL durch das Ausscheiden in der ersten Runde des DFB-Pokals (Endstand: 0:1 bei Jahn Regensburg) wieder mal weitere Einnahmen liegen ließ. Geld für große Sprünge, wie in der Saison 2008, als der VfL 4,4 Millionen Euro für neue Spieler ausgab (Quelle: transfermarkt), kann Marc Lettau aktuell nicht machen. Er setzte in dieser Transferphase (bis auf Miyoshi) vor allem auf ablösefreie Spieler oder auf Leihen (mit Kaufoption).
Sturmproblem hält weiterhin an
Auch wenn es dem VfL durch die Sommertransfers gelungen ist, in vielen Mannschaftsbereichen entweder einen „Ersatz“ für ausgeschiedene Spieler (Tor) oder eine „Verstärkung“ zu erreichen (Mittelfeld, Abwehr) bleibt die Offensive weiterhin das „Sorgenkind“ des VfL. Hofmann, dessen Tore in der Relegation den VfL am Leben hielten, traf zwar jetzt im Test gegen RW Essen, aber in drei Pflichtspielen davor nicht. Noch schlechter sieht die Bilanz für Sturmkollegen Broschinski aus, der im Pokal und am ersten Spieltag in Leipzig 100%ige Chancen vergab. Die jungen Offensiven wie Myron Boadu (traf gegen RW Essen) und Aliou Balde „brauchen noch Zeit“, wie Trainer Peter Zeidler sagte, aber diese läuft Bochum davon. Nach der Länderspielpause müssen in Freiburg (A) und gegen Holstein (Kiel) Tore und Punkte her. Eine Option könnte dann auch Samuel Bamba sein, der durch seine Zeit beim BVB II. weniger Anpassungszeit zu benötigen scheint.
(c) Sebastian Sendlak / BOND
Eigentlich braucht Lukas Daschner diese Anpassungszeit nicht. Aber aktuell kann der offensive Mittelfeldspieler noch nicht an seine guten Leistungen aus der Vorsaison anknüpfen. Weiterhin noch unklar ist, welche Rolle der wechselwillige „Tor des Jahres“-Torschütze Gerrit Holtmann in den Offensivplänen von Peter Zeidler spielen wird und ob der VfL – anders als in der letzten Saison- in der Wintertransferpause noch mal im Sturm nachlegen wird? Es wäre wohl an der Zeit?!