Gestern war es so weit. Das Zeltfestival Ruhr hat begonnen und Silbermond haben den Auftakt gemacht. Dabei haben die vier Musiker die Fans mit auf eine Zeitreise durch mehr als 20 Jahre Bandgeschichte genommen.
„Lasst uns aus dem Abend einen schönen Abend machen“, sagt Silbermond-Frontfrau Steffi Kloß zu den Fans im großen Sparkassen-Zelt auf dem Zeltfestival Ruhr. Hier machen sie im Rahmen ihrer Auf-Auf-Sommer-2024-Tour halt für das erste von zwei Shows. So hat sich im Laufe der Jahre eine gewisse Routine bei den Musikern eingestellt. Kloß hat die rund 5.200 Zuschauer im ausverkauftem Sparkassen-Zelt bereits bei den ersten Takten von „Kleid aus Hoffnung“ voll im Griff. Die Fans sind begeistert, singen und tanzen das gesamte Konzert über mit.
Im Laufe der 24-jährigen Bandgeschichte ist viel passiert, wenn die 38-Jährige an die erste Tour zurückdenkt. Auf ihrer ersten Tour haben die Bautzner ebenfalls Halt in Bochum gemacht, wo sie in der Zeche gespielt habe. „Unsere Eltern mussten damals schon viel Vertrauen haben, als ich mit den Jungs losgezogen bin“, schmunzelt Kloß. Wie oft sie bereits in Bochum gespielt haben, weiß selbst Band-Chronist Thomas Stolle nicht mehr.
Insgesamt ist es die sechste Stippvisite auf dem Zeltfestival. Eine steht noch am 25.8.2024 aus. Vorher haben die Bautzener im Rahmen ihrer „Verschwende deine Zeit“-Tour und auf dem „Bochum Total“ gespielt. Beides war im Jahr 2004. Danach folgten Konzerte in Dortmund, Duisburg, Oberhausen – um nur einige Stationen im Ruhrgebiet zu nennen.
Jetzt, über 20 Jahre später, sind die vier aus Bautzen immer noch gemeinsam unterwegs und haben sichtlich Spaß dabei. Und doch vergessen sie ihre Heimat nicht. Heimat bedeutet für die Vier die B96, die sie so oft nach Hause gebracht hat. Die Straße nach Bautzen haben sie im gleichnamigen, ruhigem Song verewigt.
Neben alten Songs werden ebenfalls neue von der aktuellen Platte „Auf Auf“ gespielt. Doch den Anfang der Zeitreise in Jahr 2004 macht der Song vom gleichnamigen Debüt „Verschwende deine Zeit“. Hierbei handele es sich laut Kloß um einen Song, den sie lange nicht mehr gespielt haben.
Dabei lässt die Sängerin es sich nicht nehmen, ab in den Graben zu gehen und eine Runde Crowd-Surfen zu machen. Mit den Worten „Ich will hier zu den Jungs dahinten auf der kleinen Bühne. Kriegt ihr das hin?“ haben die Fans noch die Chance, ihre Handys wegzutun und die Hände hochzunehmen. Dann lässt sich die Mutter eines Sohnes zur kleinen Bühne in der Mitte des Zeltes auf Händen tragen.
„Wir haben immer klein geträumt, haben uns über kleine Zeitungsartikel gefreut“, erinnert sich Kloß an die Anfänge der Band. Bis heute ist sie dankbar, so viele Menschen zu treffen. „Die Lieder berühren euch immer noch. Das haben wir in euren Nachrichten gelesen“, erzählt Kloß, die an diesem Abend sehr redselig ist. „Aber lange Reden kann ich generell gut“, lacht die Sängerin über ihre eigenen Geschichten, die sie an diesem Abend oft einwirft.
Ein Konzert ist den Musikern in besonderer Erinnerung geblieben. Als sie im Berliner Theater des Westens mit insgesamt 14 Musikern auf der Bühne gestanden und den Song von „Zusammen Abschied“ der bald erscheinenden Platte gespielt haben. Dieses Lied stammt aus der Coronazeit und alle gemerkt haben, dass es weiter gehen muss, aber keine Ahnung hatte, wie und wann alles wieder normal wird. Hierbei sitzt Kloß auf der kleinen Bühne und singt den Text alleine zu Klavierklängen.
Nach dem Song kommen dann die anderen drei dazu und es geht mit „Krieger des Lichts“ weiter. Hier werden die Handylampen herausgeholt. Als der Song zu Ende ist, singen und klatschen die Fans einfach weiter. Frontfrau Stefi steht da und schüttelt mit einem ungläubigen, aber lächelndem Blick den Kopf „Wenn wir mal ’ne Platte machen, nur mit Chor, dann nur im Ruhrgebiet. Versprochen. Ehrenwort.“
„Zeit von 2004 wieder ins hier und jetzt zu kommen.“ Das bunt gemischte Publikum aller Altersklassen tanzt nun zu „Auf Auf“. Zeit, die Stimmung etwas im heißen Zelt abzukühlen. Bei „Symphonie“ werden ruhigere Töne angestimmt. Hier liegen sich die Fans in den Armen. Bei „Nie wieder schlafen“ singt Schlagzeuger Andreas Nowak die zweite Strophe, die im Original von den 1986zig gesungen wird. Das gefällt dem Publikum und Nowak hinter seiner Schießbude wird bejubelt.
Auch Songs wie „Leichtes Gepäck“, bei dem Die Zuschauer die erste Strophe sowie Refrain alleine singen, „Krieger des Lichts“, „Durch die Nacht“ werden ebenfalls gespielt. Stef hat Hoffnung, dass die Gesellschaft die Kurve kriegen kann, wenn sie die ganzen unterschiedlichen Menschen sieht: „Bei all der scheisse die passiert, ich will die Hoffnung nicht verlieren!“
Nach gut zwei Stunden ist Schluss. Aber nicht ohne Zugabe und „Das Beste“.