Das „Schaufenster Stadtgeschichte“ präsentiert einmal im Monat ein besonderes Dokument oder Objekt aus den Beständen des Stadtarchivs – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte. Auf diese Weise werden nicht nur historische Ereignisse oder Persönlichkeiten vorgestellt. Das „Schaufenster Stadtgeschichte“ gewährt auch einen Einblick in die bunte Vielfalt der historischen Zeugnisse, die zum kulturellen Erbe Bochums gehören und die im Stadtarchiv – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte verwahrt werden.
Im August geht es um das Werk „Erste Linien der Allgemeinen Kräuterwissenschafft: Carl Arnold Kortums Lehrbuch der Botanik“. Interessierte können die Exponate auch im Stadtarchiv – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte, Wittener Straße 47, besichtigen. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.bochum.de/stadtarchiv.
„Botanica, die Kräuterwissenschaft oder Kräuterkunde ist überhaupt diejenige Wissenschaft, welche die Kenntniß der Vegetabilien oder Pflanzen lehret. […] Derjenige, welcher sich mit der Kräuterwissenschaft beschäftigt, wird Botanicus, ein Kräuterkundiger genennt.“ Mit diesen Worten leitet Carl Arnold Kortum seine „Ersten Linien der Allgemeinen Kräuterwissenschafft“ ein. Das 1815 verfasste Botaniklehrbuch ist ein Geschenk des damals 70-Jährigen an seinen „lieben und schätzbaren“ Enkel, den späteren Arzt und Naturforscher Wilhelm Ludwig Döring (1802–1877). Auf 70 handgeschriebenen Seiten plus Vorrede und Anhang stellt Kortum seine Typologie der Pflanzenmerkmale vor, die er aus der zeitgenössischen Literatur und eigener Forschung ableitet.
Fast jede Seite des Buchs ist mit Beispielzeichnungen in Tinte und Aquarell illustriert. So beschreibt Kortum etwa in den hier aufgeschlagenen Seiten, „woraus eine Pflanze, wenn sie vollkommen ist, besteht“: von Radix (Wurzel) über Caulis (Stängel) bis hin zu Fructus und Semen (Frucht und Same). Links zeigt er diese Merkmale an einer Beispielpflanze – womöglich einem Wiesen-Storchschnabel, rechts sind verschiedene Wurzeltypen zu sehen. Die liebevoll-detailreichen Illustrationen lockern den eher nüchternen Text etwas auf, wofür Kortums 13-jähriger Enkel und Privatschüler sicherlich dankbar war.
Heute ist Kortum vor allem als Schriftsteller und insbesondere Jobsiade-Dichter bekannt. Sein Schaffen als „Botanicus“ ist mehr von historischem und weniger von biologischem Interesse. Trotzdem ist Kortums Lehrbuch, das nie zur Veröffentlichung bestimmt war, ein ganz im Wortsinn einzigartiges Zeitdokument.
Quelle: Stadt Bochum