Trotz Einsatz, Kampf und leidenschaftlicher Unterstützung der blau-weißen Fans ist dem VfL Bochum gestern nicht gelungen, Bayer 04 Leverkusen Punkt(e) abzutrotzen. Im Abendspiel des 33. Spieltages der 1. Bundesliga verloren die Bochumer vor ausverkaufter Kulisse am Ende deutlich mit 0:5 (Halbzeit: 0:2) gegen den zukünftigen Deutschen Meister.
Ein früher Platzverweis und ein Elfmeter brachten den VfL, der den Klassenerhalt noch aus eigener Kraft schaffen kann, bereits früh auf die Verliererstraße. Somit entscheidet sich erst am letzten Spieltag, ob auch in der nächsten Saison Erstliga-Fußball an der Castroper Straße zu sehen sein wird. Bochum spielt dann auswärts in Bremen.
Mit einer „Liebesbeweis“ – Choreografie in der Ostkurve lieferten die blau-weißen Fans bereits vor Anpfiff erneut den Beweis ihrer „Erstligatauglichkeit“ ab. Auch die Bochumer Mannschaft zeigte gleich zu Beginn, dass sie unbedingt ein weiteres Jahr in der ersten Liga bleiben möchte: Mit leidenschaftlichem Kampf und frühen Pressing hat der VfL in dieser Saison bereits Bayern München und RB Leipzig zu Hause schlagen können.
Die Anfangsminuten gehörten klar dem VfL und auch die erste Großchance gehörte den Bochumern (11. Minute, Hoffmann). Doch der erste schnelle Konter von Bayer 04 hatte gleich folgen, die das Spiel entscheiden sollte. Passlack sah wegen seiner Notbremse in der 15. Minute die „Rote Karte“ – ähnlich wie die Leverkusener, die beim letzten Aufeinandertreffen früh in Unterzahl spielen mussten. VfL-Coach Butscher wechselte aus taktischen Gründen Asano für Oermann aus. Leverkusen übernahm in der Folge das Kommando, ohne zwingende Torchancen, die vorherige Druckphase der Bochumer war durch den Platzverweis aber jäh unterbrochen.
Nach 30 Minuten wäre Leverkusen beinahe durch einen Fernschuss von Xhaka in Führung gegangen, doch die Querlatte rettete für den bereits geschlagenen Riemann im Bochumer Tor. Der VfL versuchte sich – über gewonnene Zweikämpfe und mit lautstarker Unterstützung der VfL-Fans – wieder ins Spiel zurückzukommen. Leverkusen dominierte das Spiel weiterhin und in der 41. Minute kam dann das Unausweichliche: das 0:1 durch Schick.
Und vor der Halbzeitpause gab es einen weiteren Nackenschlag für die Bochumer: Schlotterbeck verursachte nach Foul an Tella einen Elfmeter, den Boniface in die Mitte des Bochumer Tors versenkte. 0:2 und die zahlreich aus Leverkusen angereisten Fans feierten die ganze Halbzeit durch ihre Meistermannschaft. In Bochum dagegen herrschte Schockstarre.
Halbzeit: Bochum liegt in Unterzahl 0:2 gegen Bayer Leverkusen zurück
Nachdem die Bochumer Fans vor Anpfiff noch mit einer sehenswerten Choreografie positiv aufgefallen waren, so drehte sich dies zu Beginn der zweiten Halbzeit ins Negative: Das Abbrennen von Feuerwerkskörpern und Bengalos wird dem VfL erneut eine Strafzahlung abverlangen.
Nach der Aufregung auf den Rängen folgte allerdings zunächst wenig Aufregendes auf dem Rasen. Leverkusen verwaltete weiter das Spiel und kam in der 49. Minute, der 66. Minute und der 70. Minute zu weiteren Chancen. Zwischendurch gab es in der 61. Minute ein Bochumer Lebenszeichen durch Stöger. Doch in Unterzahl und gegen eine eingespielte Leverkusener Mannschaft waren die Erfolgsaussichten gering, auch wenn der VfL nicht aufgab und in der 73. Minute durch Bero erneut versuchte, den Anschlusstreffen zu erzielen.
Die Schlussviertelstunde, die in den letzten Spielen des VfL immer sehr turbulent und nervenaufreibend waren, blieb das Aufbäumen der Bochumer – kräftetechnisch und spielerisch – aus. In der 74. Minute prüfte Adli Riemann, der wieder glänzend reagierte, aber nur zwei Minuten bei einem Kopfball vom Adli zum 0:3 erneut machtlos war.
Das 0:4 kurz vor Schluss durch Stanisic und das 0:5 durch Grimaldo in der Nachspielzeit untermauerte die enormen Offensivfähigkeiten von Leverkusen eindrucksvoll, die, anders als der BVB am Vortag in Mainz, mit der A-Mannschaft und vollen Elan die Saison zu Ende spielen. Eine noch höhere Niederlage verhinderte VfL-Torhüter Riemann, der zunächst „wütend“ auf seine Vorderleute einredete und dann sichtlich „bedient“ war. Denn auch in Unterzahl hätten besonders die Treffer Vier und Fünf besser und konsequenter verteidigt werden müssen.
So wurde das Ergebnis am Ende deutlich und Bayer hat den Traum des vorzeitigen Klassenerhalts für den VfL im eigenen Stadion, zerplatzen lassen. Auch wenn die Bayer-Elf heute größtenteils nur kontrollierten Verwaltungsfußball anstelle eines Offensivfeuerwerks ablieferte, war dennoch unübersehbar, dass hier die nach Ansicht von Chefcoach Heike Butscher „beste europäische“ Mannschaft aufspielte und auf ihrer „Meistertour“ nicht beim VfL stolperte.
Die 26.000 Zuschauerinnen und Zuschauer im ausverkauften VONOVIA-Ruhrstadion erkannten, dass der mögliche Tripple-Gewinner Bayer 04 Leverkusen heute nicht zu knacken war. Trotzdem feierten die Fans in der Ostkurve ihre Mannschaft, die die Mission Klassenerhalt „vertagt“ hat. Die Hoffnung bei Spielern, Verantwortlichen und Fans ist weiter da.
(c) Sebastian Sendlak / BOND
Schlotterbeck: „Volle Power in Bremen“
Keven Schlotterbeck sagte nach dem Spiel: „Zwei Szenen entscheiden heute das Spiel. Eine davon habe ich mit dem Elfmeter verursacht. (…) Aber es liegt weiterhin in unserer Hand und wir werden alles in die Waagschale werfen und volle Power in Bremen geben.“
Lettau: „Wir werden nicht vom Weg abkommen“
Sportdirektor Marc Lettau betonte nach dem Spiel, dass der VfL weiterhin überzeugt sei, die Klasse zu halten. „Wir werden nicht vom Weg abkommen, den wir uns erarbeitet haben.“
Butscher: „Mussten heute viel leiden, die Mannschaft hat aber eine tolle Mentalität“
Coach Heiko Butscher sagte in der Pressekonferenz nach dem Spiel: „Es war ein intensives Spiel. Wir mussten heute viel leiden, da Leverkusen seine einzigartige Qualität gezeigt hat. Aber die Mannschaft hat eine tolle Mentalität bewiesen und bis zur Roten Karte gut gezeigt, was das Spiel des VfL ausmacht.“ Im Hinblick auf das Saisonfinale am nächsten Spieltag, der Bochum ein Auswärtsspiel beschert, sagte Butscher: „Wir werden Vollgas in Bremen geben.“
Abstiegs-Endspiel des VfL in Bremen – Leverkusen kann „perfekte Saison“ gelingen
Die Ausgangslage vor dem letzten Spiel der Bundesligasaison lautet: Der VfL Bochum braucht noch einen Punkt, um den Klassenerhalt final einzutüten, ansonsten droht die Relegation. Der bereits feststehende Deutsche Meister Bayer 04 Leverkusen möchte die „perfekte Saison“ ohne Niederlage und 90 Punkte einfahren. Die letzte Niederlage der Bayer-Elf erfolgte vor einem Jahr in Bochum, wo der VfL dieses Mal allerdings keine Chance hatte.