Der VfL Bochum 1848 hat eine strategische Klub-Partnerschaft mit dem kanadischen Erstligisten Pacific FC (PFC) geschlossen. Es ist das erste Mal, dass zwei Vereine aus der Bundesliga und der Canadian Premier League (CPL) zusammenarbeiten und dafür eine Partnerschaftsvereinbarung unterzeichneten. Die Partnerschaft ist Teil der Internationalisierungsstrategie des VfL Bochum 1848 und soll zur Realisierung des Wachstumsplans „Vision 100+“ beitragen, mit dem der VfL einen Bundesliga-Umsatz von 100 Millionen Euro erzielen möchte. Erst im März 2024 hatte der VfL eine Kooperation mit dem japanischen J1-League-Klub Júbilo Iwata vereinbart.
Ilja Kaenzig, Sprecher der Geschäftsführung des VfL Bochum 1848: „Zugegeben, unsere Internationalisierung ist eine ‚Variante light‘, sie erfolgt mit Augenmaß. Denn als VfL Bochum wissen wir, dass unsere Heimat an der Castroper Straße ist, dass unser Potenzial die rund 18 Millionen Sympathisanten bundesweit sind. Bei unseren Aktivitäten im Ausland müssen wir smart vorgehen, da dort niemand auf uns gewartet hat. Nichtdestotrotz: Die Zusammenarbeit mit dem Pacific FC bietet jede Menge Chancen für den VfL.“
Der Pacific FC ist ein Klub der Canadian Premier League und hat seine Heimat auf Vancouver Island, British Columbia. In der Saison 2021 sicherte sich der PFC erstmals den Meistertitel in Kanada und qualifizierte sich damit für die Vorrunde der CONCACAF League 2022, dem nord- und mittelamerikanischen Pendant zur UEFA Champions League. Präsident und Miteigentümer des PFC ist der ehemalige kanadische Fußball-Profi Joshua „Josh“ Simpson, der u.a. auch für den 1. FC Kaiserslautern in der 2. Bundesliga aktiv war. Simpson: „Für uns ist die Partnerschaft mit dem VfL Bochum ein wertvoller Schritt in der Klubentwicklung und beinhaltet großes Potenzial. Die Canadian Premier League und Pacific FC sind noch jung, sodass wir in vielen Bereichen unterschiedliche Herangehensweisen an Themen haben als die erfolgreich etablierten Vereine der Bundesliga. Aus eigener Erfahrung weiß ich, welch hohen Stellenwert der Fußball in Deutschland hat und welch große Wirkung daraus entstehen kann. Ich bin ebenso überzeugt, dass alle Beteiligten von der Partnerschaft profitieren werden.“
„Der kanadische Fußballmarkt und insbesondere Pacific FC passt hervorragend zu den Ambitionen des VfL, nicht nur weil Kanada 2026 gemeinsam mit den USA Co-Ausrichter der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft sein wird“, so Tim Jost, Direktor Marketing & Vertrieb und Mitglied der Geschäftsleitung des VfL Bochum 1848: „Wir haben die Canadian Premier League schon länger in unserem Fokus, für uns ist der Markt unter anderem wegen seiner kulturellen Nähe absolut richtig und mit seinen Potenzialen mehr als spannend. Auch hier werden wir wieder ganzheitlich agieren und neben dem Sport auch wirtschaftliche Kooperationen und Bildungspartnerschaften anstreben.“ Der kanadische Fußball wachse organisch, wirtschaftlich wie sportlich, und agiere höchst professionell und gleichzeitig mit einer sehr dynamischen Start-Up-Mentalität, so Jost.
Auch das Land selbst wolle weiterwachsen, bis 2030 rechne die Regierung in Ottawa mit ungefähr zehn Millionen neuen Eingewanderten. Kaenzig: „Die Menschen kommen aus Europa, Asien, Afrika und bringen Fußballbegeisterung aus ihrer Heimat mit. Bereits heute geben mehr als drei Millionen Kanadier und somit zehn Prozent an, deutschstämmig zu sein. Das alles ist ein großartiges fußballerisches Potenzial für uns.“ Der kanadische Fußball sieht sich selbst noch in einer Entwicklungsphase. Gerade in diesem Zusammenhang passt ein Klub wie der VfL perfekt als Kooperationspartner, um mit Know-how zur Entwicklung der Liga beizutragen. Zudem gebe es intensive volkswirtschaftliche Verflechtungen zwischen Kanada und Deutschland, unter anderem durch Beziehungen zu vielen Unternehmen in Nordrhein-Westfalen.
Die sportliche Dimension der Partnerschaft ziele auch darauf ab, jungen kanadischen Spielern einen Entwicklungsschritt in Deutschland zu ermöglichen. Außerdem wird es einen engen Austausch im Bereich Trainerentwicklung, Scouting und Spielanalyse geben. „Für uns ist die Kooperation mit Pacific FC eine besondere, da sie klubübergreifend sowohl die Männer als auch die Frauen einbezieht. Der kanadische Fußballmarkt ist einer der aufstrebenden Märkte im Fußball der Männer und wird sich mit Blick auf die Fußballweltmeisterschaft 2026 weiter rasant entwickeln. Der kanadische Frauenfußball gehört bereits seit Jahren zur internationalen Spitze. Wir werden so sicher voneinander profitieren können“, so Patrick Fabian, Geschäftsführer Sport des VfL Bochum 1848.
Das Engagement des VfL Bochum 1848 korrespondiert auch mit den Plänen der DFL, die Liga verstärkt auf strategisch bedeutenden Auslandsmärkten zu positionieren, um mittelfristig über die erzielte Sichtbarkeit höhere Erlöse in der Auslandsvermarktung erzielen zu können. Der Markt Kanada sei insbesondere deshalb für den VfL Bochum 1848 von Interesse, weil sich der deutsche Fußball dort im Kontext der WM 2026 präsentieren könne. Kaenzig: „Die Partnerschaft mit dem Pacific FC belegt, dass auch ein Klub von der Größenordnung des VfL Bochum mit Engagement und Fantasie proaktiv zum Wachstum der DFL beitragen kann. Dafür gibt es einen Fördertopf, für den wir uns mit dieser Kooperation qualifizieren wollen.“
Die Canadian Premier League (CPL)
Die Canadian Premier League ist eine professionelle Fußballliga unter dem Dach der Canadian Soccer Association sowie der FIFA. Nach ihrer Gründung im Jahr 2017 nahm sie ihren Spielbetrieb im April 2019 mit zunächst sieben Teams auf. Aktuell spielen acht Mannschaften um den Titel. Die Besitzer der Klubs sind zum Großteil Investorengruppen mit Engagements in der National Hockey League (NHL) und der Canadian Football League (CFL). Der Fokus der CPL liegt vor allem auf kanadischen Spielern, um so den heimischen Fußball zu stärken. Die Zentrale der Liga befindet sich in Toronto.
Der Pacific FC
Der Pacific FC ist ein Klub der Canadian Premier League aus Greater Victoria, British Columbia. Gegründet wurde er am 1. Juni 2018 als Verein zunächst ohne feste örtliche Zuordnung unter dem Projektnamen Port City FC. Am 20. Juli erfolgte die Umbenennung in Pacific FC. Der Klub trägt seine Heimspiele im 6.000 Zuschauer fassenden Starlight Stadium in Langford auf Vancouver Island aus. Eigentümerin des Pacific FC ist die SixFive Sports & Entertainment Group, ein weltweit diversifizierter Investmentfonds mit Fokus Fußball. In der Saison 2021 sicherte sich der PFC erstmals den Meistertitel durch einen 1:0-Erfolg gegen den amtierenden Champion Forge FC. In der Saison 2022 konnte sich die Mannschaft erneut für die Play-Offs qualifizieren, schied allerdings im Halbfinale gegen Atlético Ottawa aus. Präsident des PFC ist der ehemalige kanadische Fußball-Profi Joshua „Josh“ Simpson.
Vita Josh Simpson
Joshua „Josh“ Simpson (Jhg. 1983) ist ein ehemaliger kanadischer Fußballspieler. Er ist seit der Gründung im Juni 2018 Präsident und Mitbesitzer des Pacific FC in der Canadian Premier League. Simpson besitzt neben der kanadischen seit 2014 auch die Schweizer Staatsbürgerschaft. Nach Stationen in Kanada und den USA wechselte Simpson im Sommer 2004 nach Europa zum FC Millwall in die englische Football League Championship. Im Sommer 2006 spielte er in der 2. Fußball-Bundesliga für den 1. FC Kaiserslautern. Für die Pfälzer bestritt er 63 Ligaspiele. Es folgten weitere Stationen beim türkischen Klub Manisaspor in der Süper Lig sowie beim schweizerischen Erstligisten Young Boys Bern.
Quelle und Bild: VfL Bochum 1848