Obwohl die Gestapo eine Teilnahme verbot, strömten trotzdem rund 1000 Menschen auf den Hauptfriedhof, um Fritz Husemann die letzte Ehre zu erweisen. Am 26. April 1935, also vor 89 Jahren, wurde der ehemalige Reichstagsabgeordnete für Bochum auf dem Hauptfriedhof beerdigt.
Der 1873 im lippischen Leopoldsthal geborene Friedrich Ernst Karl Husemann, genannt Fritz, siedelte 1892 ins Ruhrgebiet über. Er war zunächst als Maurer und Bergmann auf Dortmunder Zechen tätig. Später zog er nach Bochum um. Nach einem Bergarbeiterstreik 1893 intensivierte Husemann seine Arbeit im Verband der Bergarbeiter Deutschlands. 1904 wurde er Gewerkschaftssekretär, 1920 Leiter des Verbandes der Bergarbeiter Deutschlands und Mitglied des Vorstands im Internationalen Bergarbeiterverband. Daneben hatte Husemann wichtige politische Ämter inne: Er war Mitglied des Bochumer Arbeiterrates und Soldatenrates und des Preußischen Landtags. Von 1924 bis 1933 war er Reichstagsmitglied für Westfalen-Süd.
Als Reaktion auf die Machtübertragung auf die NSDAP 1933 organisierte Husemann im Februar neben Franz Vogt und Heinrich König in Bochum eine Demonstration für die Demokratie mit über 10.000 Teilnehmenden. Im März 1933 wurde der engagierte Gegner des Nationalsozialismus erstmals verhaftet. Nach seiner Entlassung blieb Husemann trotz zahlreicher Warnungen in Deutschland, um sich für inhaftierte Regimegegner einzusetzen. Nach der vierten Verhaftung im März 1935 wurde Fritz Husemann im April in das KZ Esterwegen deportiert. Hier verstarb er einige Tage nach seiner Einlieferung am 15. April 1935 an den Verletzungen, die Lagerwachen ihm willkürlich beigebracht hatten. Die offizielle Version lautete wie in so vielen anderen Fällen: „Auf der Flucht erschossen!“, die von niemanden geglaubt wurde.
Seine Beerdigung war eine beeindruckende Kundgebung für die große Popularität des Politikers und hatte demonstrativen Charakter, was die Gestapo auch so verstand und umgehend sechs Teilnehmer verhaftete.
„In Zeiten massiver Anfeindungen ist Fritz Husemann seinen sozialen und demokratischen Überzeugungen treu geblieben, auch wenn diese den Feinden der Demokratie ein Dorn im Auge waren. Sein politisches und gesellschaftliches Engagement hat er schließlich mit dem Leben bezahlt“, so der Leiter des Stadtarchivs – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte, Dr. Kai Rawe.
In Bochum wurde 1947 der frühere Wilhelmsplatz in Husemannplatz umbenannt. Vor dem Reichstag in Berlin ist sein Name im Denkmal der 96 von den Nationalsozialisten ermordeten Reichstagabgeordneten eingetragen. Die heutige Begräbnisstätte auf dem Hauptfriedhof entstand in den 1960er, hier ruht neben 19 weiteren KZ-Opfern auch sein Schwiegersohn, der 1943 an Misshandlungen starb. Sein Grabstein trägt die Inschrift „Ein Leben für die Bergarbeiter“.