Kommentar: Fußball kann so einfach sein, vor Allem, wenn das Endergebnis die Statistik sehr deutlich widerspiegelt. Beim VfL Bochum 1848 jedoch ist es ein wenig komplizierter und gerade das ist das Problem.
Das Fans nach diesem 1:2 beim 1. FC Köln unzufrieden sind, ist nachvollziehbar. Sehr gut sogar. Erneut, genau genommen zum vierten Mal (2:2 gegen Mainz in der 96.; 1:1 gegen Bremen in der 93.; 1:1 gegen Augsburg in der 92.) kassiert der VfL in diesem Fall sogar zwei Tore in der Nachspielzeit udn vergibt somit die Punkte 7, 8 und 9 in diesen wichtigen Spielen gegen den Abstieg.
Uninteressant ist es dabei, dass man gegen Stuttgart oder Bayern gewinnen konnte, denn als schlechteste Auswärtsmannschaft der Liga spielt man verdient um genau diesen Platz. Platz 15, oder besser: dem ersten direkten „Nicht-Abstiegsplatz“.
Zu Beginn der Rückrunde lief es bis zum Bayern-Spiel hervorragend. Die Tendenz zeigte nach oben und der Abstand zum Relegationsplatz betrug neun Zähler. Gut auch: Die Teams im Keller hatten wirklich Schwierigkeiten zu unkten, sodass selbst zum jetzigen Zeitpunkt noch immer drei Zähler Abstand übrig sind.
Warum also Angst bekommen?
Ein Punkt aus sechs Partien, darunter Spiele gegen die direkte Konkurrenz am Tabellenende. Nach dem unnötigen 2:2 gegen Darmstadt nach einer 2:0-Führung folgte nun die Auswärtspleite beim zweitschlechtesten Heimteam der Liga, was man den Kölnern auch bis zur 89. Minute anmerkte. Nervös aber wurde die Mannschaft schon vorher und das nicht zum ersten Mal in dieser Saison.
„Es ist im Kopf, an der Psyche“, so die Spieler in den Interviews unisono. „Wir kennen die Probleme, haben aber keine Idee, wie wir das Problem angehen können“, so ebenfalls Spieler und Management übereinstimmend nach der Partie am Rhein.
Während Köln feierte, gab es die ersten Reaktionen der Anhänger, direkt ins Gesicht der Spieler.
Hier zeigten sich erneut die Ultras der Bochumer respektlos und ohne Kritik. Es gab einfach schallende Beleidigungen, die man hier in einem Kommentar nicht schreiben kann (Das Video haben wir). Das erbärmliche Bild der Ultras zieht sich mittlerweile wie ein roter Faden durch die letzten Jahre.
Der Boykott der selbsternannten Stimmungsmacher in Liga 2, die Angriffe auf den Vorstand bei Mitgliederversammlungen, das dauernde Abbrennen von Pyrotechnik mit immensen Kosten für den eh schon klammen Verein und eine teilweise unterirdische Auswahl an Gesängen, die garantiert jeden Spieler in Depression verfallen lassen können. In den letzten Jahren gleich mehrfach der Grund für Unruhen im Verein und in der Mannschaft.
Teilweise ist es der Block A, der inzwischen das Zepter in die Hand nehmen und vormachen muss, wie man eine Mannschaft nach vorne peitscht, um vielleicht doch noch in den entscheidenden Augenblicken eine Chance zu haben, wach und konzentriert zu sein. Das Zentrum auf der Osttribüne ist jedenfalls gerade dabei, so ziemlich jede Legitimation zu verlieren, das Sagen in, am und um den Verein herum innezuhaben.
Trainerdiskussion hat bereits begonnen
Dass an sich in der Chefetage mit den Personalien, sowohl der Spieler als auch des Trainers auseinandersetzen muss, liegt auf der Hand und ist nach den Aussagen des Sportvorstandes wohl auch kein Tabu-Thema mehr. Die Probleme in den Schlussphasen sind ein erkennbares Muster, welches der Trainer zum Beispiel durch die auch bereits zugegebenen falschen (defensiven) Einwechselungen mitzuverantworten hat.
Aber auch die Spieler müssen sich Fragen gefallen lassen, warum man in diesen entscheidenden Situationen nicht die notwendige Konzentration und Einsatzbereitschaft zeigt, die man bei einem Profi in der ersten Liga erwarten kann und muss.
Es reicht kaum zu versprechen, dass man in den kommenden sechs Spielen gewinnen will. Es muss ein Umdenken stattfinden, welches das Problem im Kopf lösen kann. Ob dabei ein neuer Trainer bei nur noch sechs Spielen helfen kann, muss letztendlich der Vorstand entscheiden. Sollte solch eine Entscheidung jedoch misslingen, muss sich jeder, der einen Trainerwechsel gefordert, an die eigene Nase fassen. Jede Entscheidung jetzt ist eine Gratwanderung, deren Konsequenz der Abstieg in die zweite Liga sein kann.
Bilder aus Köln:
(c) Sebastian Sendlak / BOND