Das „Schaufenster Stadtgeschichte“ präsentiert einmal im Monat ein besonderes Dokument oder Objekt aus den Beständen des Stadtarchivs – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte. Auf diese Weise werden nicht nur historische Ereignisse oder Persönlichkeiten vorgestellt. Das „Schaufenster Stadtgeschichte“ gewährt auch einen Einblick in die bunte Vielfalt der historischen Zeugnisse, die zum kulturellen Erbe Bochums gehören und die im Stadtarchiv – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte verwahrt werden.
Im März geht es um den „Plan zur Bebauung des Ehrenfeldes“. Interessierte können die Exponate auch im Stadtarchiv – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte, Wittener Straße 47, besichtigen. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.bochum.de/stadtarchiv.
Noch Mitte des 19. Jahrhunderts war das Gebiet des heutigen Ehrenfeldes eine Wald- und Wiesenlandschaft mit vereinzelten Wohnhäusern und Bauernhöfen, bekannt unter dem Namen „kleine Tocke“. Das Gebiet gehörte damals zum Haus Rechen und dessen Besitzer Otto von Schell. Nach dem siegreichen Deutsch-Französischen Krieg wurde das Areal durch die Anwohner 1874 in „Ehrenfeld“ umgetauft.
Der Bochumer Immobilienspekulant und Bauunternehmer Clemens Erlemann konnte das Ehrenfeld von der Familie von Schell erwerben, um dort Pläne für ein gehobenes Wohnviertel zu realisieren. Noch vor der Eingemeindung Wiemelhausens nach Bochum am 1. April 1904 wurden Mitte März das Bebauungsprojekt und die Anlage eines neuen Straßennetzes genehmigt. Der ausgestellte Plan KP / 520 lag dem Antragsgesuch (Akte B / 795) bei. Großzügige Straßenachsen, die Prachtstraße Königsallee sowie ein zentraler Platz mit Aufenthaltsqualität waren vorgesehen. Erlemann schenkte der evangelischen und katholischen Kirchengemeinde jeweils Grundstücke mit der Auflage, dort neue Kirchengebäude zu errichten. So entstanden die Melanchthonkirche und die Kirche St. Meinolphus und Mauritius. Im Tausch gegen ein Grundstück in der Innenstadt entstand das neue, prachtvolle Verwaltungsgebäude des Allgemeinen Knappschaftsvereins. Auf eigene Kosten ließ Erlemann 1907 das Orpheum- und spätere Apollotheater errichten. Kurzum: Erlemann versuchte mit allen Mitteln, die Attraktivität des neuen Viertels zu erhöhen, um Bauparzellen an ein zahlkräftiges Bürgertum verkaufen zu können.
Die Bebauung war noch vor Beginn des Ersten Weltkrieges abgeschlossen. Clemens Erlemann selbst geriet aufgrund von Misswirtschaft mit seinem Theater 1912 in Insolvenz. Die Stadt Bochum erwarb das Gebäude und ließ es zum Stadttheater umbauen. Nach dessen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg entstand an gleicher Stelle das heutige Schauspielhaus. Auch wenn das Ehrenfeld im Krieg insgesamt stark beschädigt wurde, hat sich doch durch die Beibehaltung der meisten Straßenzüge viel von seinem Charme bewahrt. Es zählt zu einer der beliebtesten Wohnlagen in Innenstadtnähe und gilt mit seinen Boutiquen, Restaurants, Cafés, Bars und dem Schauspielhaus als Szeneviertel.
Quelle: Stadt Bochum