Nachspielzeit der Nachspielzeit verhinderte ersten Saisonsieg des VfL Bochum
Freitagabend, Fluchtlichtspiel, viele Emotionen und Abstiegskampf pur. Zum Auftakt des neunten Spieltages empfing der Tabellenvorletzte, der VfL Bochum, den Tabellenletzten, den FC Mainz 05 im ausverkauften Vonovia-Ruhrstadion. Die Bochumer wollten im ersten von vier Abstiegskampf-Duellen endlich den ersten „Dreier“ einfangen und Mainz die „Rote Laterne“ abgeben. Am Ende fehlte dem VfL nur eine Minute zum Sieg und trotz deutlicher Leistungssteigerung fühlte sich nach dem 2:2 der Punktgewinn wie eine Niederlage für die Fans der Bochumer an, die weiter im Abstiegskampf hängen.
Der VfL begann nach der unglücklich und in der letzten Woche viel diskutierten Niederlage in Freiburg kämpferisch und wäre fast nach drei Minuten belohnt worden. Durch Mainz Torwart Robin Zentner lenkte einen Drehschuss von Bernardo Fernandes gerade noch zur Ecke. Zunächst behielt Bochum die Oberhand und Mainz versuchte durch viele Fouls das Aufbauspiel von Bochum zu unterbinden. Eins der Fouls ging dann nach hinten los. In Beratung mit dem VAR – Felix Brych entschied Schiedsrichter Patrick Ittrich in der 18. Minute auf Foulelfmeter für Bochum. Danny Da Costa traf Kevin Schlotterbeck am Fuß. Kevin Stöger verwandelte klar, Zentner flog in der 21. Minute in die falsche Ecke.
Bochum drängte auf den schnellen zweiten Treffer und zeigte auch in der Abwehr eine starke Verbesserung gegenüber dem Freiburg-Auswärtsspiel. Der flinke Außenbahnspieler Takuma Asano (17. Minute) und der überraschend von Beginn an spielende Stürmer Moritz Broschinski (25. Minute) kamen zu ersten Chancen. Von Mainz war in dieser Phase bis auf eine harmlose Ecke wenig zu sehen, wenngleich sich die Gäste auch nicht aufgaben.
In der 32. Minute kam es zu einem Bruch im Spiel. Ivan Ordets musste verletzungsbedingt das Spiel verlassen und wurde durch Erhan Masovic ersetzt. Auch Mainz reagierte. Trainer Bo Svensson versuchte mit einem Doppelwechsel (Tom Krauß/ Jae Sung Lee) neuen Schwung zu bringen. In dessen Folge erhöhten sich der Spielanteil der Mainzer und Bochums Torwart bekam erstmals zu tun. Doch auch die zweite Ecke von Mainz in der 39. Minute brachte nichts ein. Doch VfL – Trainer Thomas Letsch forderte an der Seitenlinie mehr, da das kontrollierte Aufbauspiel seiner Mannschaft nachließ. Gefühlt war die Führung der Bochumer nicht so deutlich wie die 7:0 Torschuss-Statistik am Ende der ersten Halbzeit, die nach einer fünf-minütigen Nachspielzeit endete, aufzeigt.
(c) Sebastian Sendlak / BOND
Zu Beginn der zweiten Halbzeit wäre Bochum fast das vorentscheidende 2:0 durch Moritz Broschinski gelungen, doch sein Treffer wurde in der 46. Minute wegen Abseits zu Recht aberkannt. Doch Bochum kam wieder besser in die Partie. Sowohl auf dem Rasen als auch auf den Rängen, an denen sich beiden Fanlager lautstarke Gesangsduelle lieferten. Aber auch die Mainzer stecken nicht auf und kamen nach einer Standardsituation etwas glücklich sowie mit kräftiger Unterstützung von Kevin Schlotterbeck zum Ausgleich (Eigentor, 49. Minute). Und dies mit der ersten richtigen Torchance der Gäste.
Mainz witterte, dass an diesem Abend – nach schlechtem Start – vielleicht doch noch etwas möglich ist. Und Bochum wankte, hielt aber dagegen. VfL – Trainer Thomas Letsch brachte unterstützend in der 67. Minute durch Goncalo Paciencia und Philipp Hofmann zwei frische Spieler auf Feld. Und fast hätte in der 68. Minute Philipp Hofmann das 2:1 erzielt. Aber der Ball wurde noch nach Parade von Robin Zentner noch von der Linie gekratzt. Bochum wollte mehr, teilweise zu viel. Daher war von kontrollierten Aufbauspiel des VfL nicht viel zu sehen. Kampf und Einsatz stimmten zwar, aber ansonsten war von kontrollierten Aufbauspiel der Heimmannschaft zwischendurch nicht viel zu sehen.
Zu Beginn der Schlussviertelstunde musste sich VfL-Torwart Manuel Riemann ganz lang machen, um den Rückstand zu verhindern (Aymane Barkok, 75. Minute). In der 81. Minute belohnten sich die Bochumer endlich für die engagierte Leistung. Nach einem Standard köpfte Kevin Schlotterbeck dieses Mal ins richtige Tor und erzielte die vielumjubelte Führung für Bochum. Dessen Trainer Thomas Letsch reagierte mit Wechsel, um die Führung über die Zeit zu retten. Kevin Schlotterbeck, der an allen ersten drei Treffern beteiligt war, verließ den Platz.
In der 88. Minute hielt Manuel Riemann die Führung bei einem Schuss von Aymane Barkok fest. Die Bochumer Fans wollten ihren VfL zum lang ersehnten ersten „Dreier“ schreien und mussten aber zunächst eine fünfminütige Nachspielzeit überstehen. Es wurde noch einmal eng und Manuel Riemann hielt zunächst eine Hereingabe fest und war dann in der sechsten Minute der Nachspielzeit bei einem von Lukas Daschner abgefälschten Schuss von Tom Krauß dennoch machtlos. Es blieb beim 2:2, denn nach dem Wiederanpfiff war direkt Schluss.
Weiter warten auf den ersten Dreier
„Ihr habt gekämpft, wir haben es gesehen“, sang die Ostkurve und dennoch fühlte sich der Punktgewinn unter den 26.000 Zuschauern im Vonovia-Ruhrstadion für die Bochumer Fans eher wie eine Niederlage an, wohingegen die Mainzer Fans den am Ende mehr als glücklichen Punktgewinn feierten.
VfL – Trainer Thomas Letsch lobte nach dem Spiel einerseits das Spiel seiner Mannschaft in den ersten 35 Minuten, kritisierte aber die Chancenverwertung. „Die wenigen Chance, die wir haben, müssen wir auch nutzen“ und bezog sich dabei auch auf die Chancen von Moritz Broschinki und Bernardo Fernandes. Trotz einer zwischenzeitlich schlechten Phase blieb die VfL – Abwehr lange stabil, weil sich die Mannschaft in alle Zweikämpfe warf. Dabei verletzte sich Ivan Ordets und zwei unglücklich abgefälschte Schüsse sowie die geringe Torausbeute verhinderten am Ende dennoch den ersten Saisonsieg des VfL.
Der Abstiegskampf geht für beide Mannschaften nächste Woche weiter, ebenso wie das Warten um den ersten Saisonsieg. Der VfL spielt am nächsten Freitag um 20:30 Uhr auswärts in Darmstadt, die Mainzer spielen am nächsten Samstag um 15:30 Uhr zu Hause gegen Leipzig.