Michael Patrick Kelly hat beim Zeltfestival Ruhr ein Zusatzkonzert gegeben. Auch dieses Konzert ist praktisch ausverkauft gewesen. Dabei ist dem Musiker der Spagat zwischen neuem Album und alten Songs geglückt.
„Wenn ihr am nächsten Tag heiser seid und der Handyspeicher voll ist, haben wir alles richtig gemacht“, soll Michael Patrick Kelly kurz vor Ende des Zusatzkonzertes beim Zeltfestival Ruhr am Kemnader See sagen. Momentan ist der einstige Teenie-Schwarm mit seinem Album „B-O-A-T-S“ auf Tour und hat auch altes Material mit im Gepäck. Und doch ist die gegenwärtige Tour auf das Album angelegt. Auch wenn die Show an der einen oder anderen Stelle sehr konzipiert und einstudiert herkommt, ist es dennoch ein Live-Genuss.
Michael Patrick Kelly spielt alte und neue Songs beim ZFR
In der heutigen Zeit ist es schwer, Musiker zu finden, die seit mehr als zehn Jahren auf der Bühne stehen. Dennoch gibt es sie. Gerne teilt Michael Patrick Kelly sein Leben in drei Teile ein. Das Erste, mit seinen Geschwistern auf der Bühne, dann die Zeit als Mönch im französischen Kloster und jetzt als erfolgreicher Solo-Künstler, der aus der Musiklandschaft nicht mehr wegzudenken ist. Er hat den Sprung geschafft und schaut eher nach vorn, als zurück. So ist die positive Energie des Musikers etwas, das auch auf das inzwischen bunt gemischte Publikum überspringt. Während des Zusatzkonzertes beim Zeltfestival Ruhr steht zwar das aktuelle Album „B-O-A-T-S“ im Fokus, aber auch ältere Stücke wie ‚Shake away‘.
So beginnt die Show vor einer gelben LED-Wand und das Publikum feiert gleich bei den ersten Takten von „Diamonds and Metals“. Nach der Midtemponummer geht es poppiger und mit wesentlich mehr Tempo in Form von „Throwback“ weiter. Spätestens bei „Earthquake“, einem Song vom aktuellen Album, hat Kelly die Fans auf seiner Seite und es wird gefeiert. Nun greift der Musiker selbst zur Akustikgitarre und die Zuschauer bewegen sich.
Kelly: „Bochum ist die freundlichste Stadt Deutschlands“
Nun ist Zeit, ein wenig mit dem Publikum zu plaudern. „Ich habe vor kurzem eine Statistik gelesen, in der rauskam, dass Bochum die netteste Stadt Deutschlands ist.“ Recht hat er und geht auch gleich auf die unfreundlichste ein. „Da muss man nicht so weit weg gehen. Nur eine Stadt weiter und die fängt mit ‚E‘ an“, schmunzelt Kelly. Die Kurve kriegt er dennoch, ohne es sich mit den Zuschauern aus Essen zu verscherzen und stimmt „Bigger Lights“ an.
Hier übernehmen die Zuschauer den einen oder anderen Part, was dem Sänger Freude bereitet. Ja, der ehemalige Teenie-Schwarm hat das geschafft, was der eine oder andere Kelly nicht geschafft hat. Sich von der Vergangenheit lösen und sie dennoch als Teil von sich zu akzeptieren. So klingt die Musik zwar irgendwo radiotauglich und dennoch rockig. Michael Patrick schafft es, die Massen immer noch mit seiner Musik zu begeistern.
Zwischenzeitlich schnappt sich Kelly eine der Kameras und filmt. Dabei singt er ebenfalls. Es folgt die Feststellung, dass beides nicht geht. „Das ist keine gute Idee“, schmunzelt Kelly, gibt die Kamera ab und liest sich die hochgehaltenen Schilder durch. „B-O-A-T-S“ steht für „Based on a true story“. Somit ist es nicht verwunderlich, dass hier die eine oder andere Geschichte zu den Songs erzählt wird. Besonders auffällig ist die Geschichte zu „Running blind“, in der es um einen Menschen geht, der morgens erblindet aufgewacht ist, den Lebensmut verloren hat und dann doch noch bei den paralympischen Spielen angetreten ist. Die Message des Songs, ist nicht aufzugeben. „Dass es eine Stimme gibt, die einen doch ans Ziel bringt. Das ist die Message von ‚Running blind'“, erzählt Kelly.
Zwischen eigenem Material spielt Kelly Klassiker
So ganz ohne Kelly Family-Song geht es nicht. „Okay, jetzt gibt es ein Leckerli für alle über 40, die sich jetzt wie 15 fühlen“, kündigt der Musiker den nächsten Song an. ‚Fell in love with an alien‘ steht nun auf der Setliste. Dabei wird der Einsatz verpasst, was Kelly lachen lässt. „Aber das machen wir jetzt zusammen. Alleine schaffe ich das nicht.“ So wird gesungen und geklatscht wie zu Kelly-Zeiten. Das Fazit zu dem Song: „Tat nicht weh, oder?“ Anscheinend nicht, denn die Fans jubeln.
Dass sich nicht nur Michael Patrick weiterentwickelt, sondern auch die Fans, wird spätestens daran deutlich, dass er zwar mit Securities im Schlepptau, durch die Zuschauer laufen kann, ohne aufdringliche Fans. Die Freude darüber sieht man ihm an. Er wirkt befreit und genießt den Kontakt sehr. „Im Ruhrpott muss man aufpassen, was man sagt. Deshalb halte ich besser die Klappe“, grinst Kelly, der sonst eine Anspielung auf die Nachbarstadt gemacht hätte. Stattdessen spielt er nur mit Akustikgitarre und Mikroständer mitten in Fans von Bruce Springsteen ‚I’m on fire‘.
Kelly zieht positives Fazit beim ZFR-Zusatzkonzert
„Alter Bochum Schwede, vielen Dank für diese positive Energy. Ich möchte einfach Danke sagen, für alles, was ihr sagt und tut. Eigentlich müsste ich mit allen von euch einen Kaffee trinken gehen und ihr erzählt mit aus eurem Leben. Oder wir machen eine WhatsApp Gruppe auf, wo ihr alles reinschreiben könnt.“ Das Publikum lacht und denkt, es sei ernst. Jetzt dämmert es Kelly, dass das vielleicht keine gute Idee ist: „Nee, nur Spaß. Aber ich muss es einfach sagen: Thank you.“ Bei dem gleichnamigen Song steigt er in das gelbe Boot ein, was ihn einmal quer durchs Publikum fährt.
Nach mehr als zwei Stunden ist „Holy“ der Rausschmeißer. Was bleibt über diesen Abend zu sagen, als dass sich Michael Patrick Kelly vom Teenie-Schwarm zum ernst zu nehmenden Solo-Künstler mit einem Händchen für gute Shows, Texte und Melodien weiterentwickelt hat? Nichts. Er hat alles richtig gemacht und ist nicht umsonst einer der Künstler, die aus der Musikbranche nicht mehr wegzudenken sind.
(C) Jenny Musall
Die nächsten, bestätigten Veranstaltungen auf dem Zeltfestival Ruhr 2023 sind:
30.08.2023 Alvoro Soler
Bisherige Veranstaltungen auf dem Zeltfestival Ruhr:
18.08.2023 Sportfreunde Stiller
21.08.2023 Torsten Sträter
23.08.2023 Mando Diao
24.08.2023 Tokio Hotel
26.08.2023 Sarah Connor