Schwedischer Besuch beim Zeltfestival Ruhr 2023. Mit Mando Diao ist einer der Schwergewichte des Indie-Rock an die Ruhr gereist. Im Rahmen ihrer Dance With Somebody-Tour 2023 haben die Musiker das Publikum bereits mit den ersten Takten in ihren Bann gezogen.
Skandinavische Länder sind für ihre Rock-Bands bekannt, die lange auf dem internationalen Musikparkett mitspielen. Entsprechend hoch sind die Erwartungen, wenn eine entsprechende Band auftritt. Daher ist es nicht verwunderlich, dass auch die Schweden von Mando Diao es verstanden haben, sich eine treue Fan-Basis zu erspielen. Mit ihrer Mischung aus Rock’n’Roll und Indipendend entführt das Quintett in der ersten Woche des Zeltfestival Ruhr ihr Publikum in eine Welt des 70er-Jahrerockes. Handgemachte Musik mit ehrlichen Texten und einer Show, die nicht nur Frontman Björn Dixgård den Schweiß herunterfließen lässt, sondern auch dem Publikum wird im Zelt getanzt und ausgelassen gefeiert.
Mando Diao werden beim Zeltfestival Ruhr politisch
Zugegeben, auf dem Album kommen die Schweden oftmals nicht so energetisch her, wie bei einem Konzert. Was auf einem Album vielleicht gelegentlich einmal fehlt, nämlich der Drive nach vorn, ist live definitiv vorhanden. So ist bereits nach den ersten drei Songs klar: Das wird eine Party. „We already love you, Zeltfestival“, sagt Bassist Carl-Johan Fogelklou nach „Society“. Eine kleine Verschnaufpause gibt es bei „Orchestry“. „Wir hoffen auf Frieden“, sagt Sänger Björn. Und das soll nicht das einzige politische Statement an diesem Abend bleiben. Bevor es mit „Frustration“ weitergeht, wo es um frustrierende Situationen geht, gibt es ein weiteres Statement. Auch Carl-Johan lässt es sich nicht nehmen, vor „Frustration“ ein kleines Statement abzugeben, in dem er die politische Situation in Russland, der Türkey und Deutschland anprangert. Das kommt bei der Wortwahl beim Publikum nicht sonderlich gut an. Es gibt den einen oder anderen Buh-Ruf. Auch wenn die Aussage, dass die aktuelle Situation für alle frustrierend sei, gerechtfertigt ist, so ist auch die Lage in Schweden gerade ebenfalls angespannt. Und doch kriegt der Musiker noch die Kurve und holt die Fans zurück auf die eigene Seite. „Lasst uns stattdessen Liebe verbreiten“, meint der Bassist.
Nach gut 50 Minuten auf der Bühne wird der nächste Song der Band „Kraftwerk“ gewidmet. „Von der ersten Minute an wart ihr toll“, findet der Bassist. „Ihr liebt den 70er-Jahre-Rock, genauso wie wir. Daher widmen wir das nächste Lied „Kraftwerk““. Schon erklingen die ersten Takte des 2004 veröffentlichten Songs „Down in the past“. Auch der Klassiker „Gloria“ darf nicht fehlen. Hier entledigt sich Björn seines durchgeschwitzten Hemdes und rockt oben ohne weiter. Doch nicht nur Altbekanntes steht auf der Setlist. „Ich sehe seit einer Stunde, dass ihr „Rock’n’Roll genauso liebt, wie wir. Ist ein Song vom neuen Album okay?“ fragt der Sänger. So lässt „Stopt the train“ auch hier keine Hand unten und das Tanzbein wird geschwungen.
90 Minuten tanzen und feiern mit Mando Diao
Kaum ist die Band von der Bühne runter, schallen schon die ersten „Zugabe“-Rufe durch das Zelt am Kemnadersee. Nun erklingt erneut das Intro, was dem geneigten Zuschauer sofort eine Friedhofsatmosphäre assoziieren lässt. Dieses Bild im Kopf wird durch das Bühnenbild gestützt, denn es finden sich an den Verstärkern kleine Karikaturen von Totenköpfen und Skeletten. Ganz im Zeichen der aktuellen EP „Stop the train“.
Der Rausschmeißer des Abends ist „Dance with somebody“. Hier singen die Fans noch einmal den kompletten Refrain und tanzen. Nach dem Song erhofft sich der eine oder andere Fan vielleicht eine Zugabe, aber das Licht im Zelt geht an. Nach 90 Minuten ist Schluss. Ob es sich lohnt, die Band aus Schweden live zu sehen? Ja, denn es wird eine einzigartige Rock-Show geliefert, bei der sich nicht gefragt wird, wann es vorbei ist, sondern, ob noch mehr aus der inzwischen 24-jährigen Bandgeschichte kommt.
(C) Jenny Musall
Die nächsten, bestätigten Veranstaltungen auf dem Zeltfestival Ruhr 2023 sind:
24.08.2023 Tokio Hotel
29.08.2023 Michael Patrick Kelly