Schleifen, Sägen, Schrauben: Die Kinder in der kleinen Schreinerei verdienen gerade ihr erstes eigenes Geld – genauer gesagt BoMark. Möglich ist das in der Kinderstadt. Für eine Woche nehmen 140 junge Bochumerinnen und Bochumer von sechs bis 14 Jahren das Jugendfreizeithaus U27 in Gerthe unter ihre Kontrolle – denn hier sind sie die Erwachsenen.
Der Hof des U27 hat sich in eine Zeltstadt verwandelt. Dicht an dicht stehen die weißen Pavillons – in ihnen und im Haus „warten“ insgesamt 22 Berufe auf die Kinder. In der Schreinerei tüfteln die jungen Handwerkerinnen und Handwerker gemeinsam: Sie zersägen alte Palletten und bearbeiten die Holzoberfläche konzentriert mit einem Multischleifer. Sobald die Bretter von den störenden Holzsplittern befreit sind, geht es an das Zusammenbauen. Es wird fleißig gehämmert und getackert. Nach einer kurzen Verschnaufpause sind alle mächtig stolz. Die selbstgebauten Pallettenmöbel sind nun Teil einer Chill-Out-Ecke auf dem Innenhof.
Im Nachbarzelt rattern die Nähmaschinen. In einem Meer von bunten Stoffen – gemustert mit Fußbällen, Einhörnern oder Blumen – nähen Jungen und Mädchen Kissen für ihre Kinderzimmer. Zuerst hatten die Kinder Respekt vor der Nähmaschine. Doch die Helferinnen und Helfer erklären geduldig jeden Arbeitsschritt. Kurz darauf gelingen die ersten Nähversuche. Während der Arbeitszeit herrscht auf dem Gelände reges Treiben. Im Zelt des Rettungswesens haben es die Kinder mit ganz besonderen Patienten zu tun: Hier erhalten Teddybären erst eine Diagnose und im Anschluss Pflaster und Verbände. Die Bäckerei im Jugendfreizeithaus liefert ofenfrische Plätzchen an die Bürgerinnen und Bürger. Auch online ist die Kinderstadt aktiv: Das Social Media Team postet die neusten Neuigkeiten auf Instagram. Ein weiteres Highlight steht mitten auf den Hof: Ein Streifenwagen der Polizei. Begleitet von zwei Polizeibeamten, nehmen die Kinder das Fahrzeug genau unter die Lupe. Und sie sind neugierig: „Wo geht das Blaulicht an?“ „Und was befindet sich im Kofferraum?“ Keine Frage bleibt unbeantwortet.
Wer in der Kinderstadt arbeitet, bekommt selbstverständlich auch Gehalt: Nach der Schicht zahlt die Sparkasse die verdiente BoMark in der Zeltfiliale aus. Über den ganzen Hof reiht sich die Warteschlange der Kinder. Zehn BoMark gibt es nach jeder Arbeitseinheit. Manche Kinder sprinten von der Sparkasse direkt zum stadteigenen Kiosk. Für eine Tüte Chips gehen die soeben verdienten BoMark wieder über die Theke. Andere stecken die bunten Geldscheine behutsam in ihre Brustbeutel – für die Ersparnisse gibt es im Kaufhaus ein T-Shirt oder eine Kappe zu kaufen. Nach der Arbeit ist Freizeit angesagt: Die Kinder können ihr eigenes Geld zum Tanzen in der Disco oder Fußball zocken in der Turnhalle ausgeben.
Das höchste Amt haben in der Kinderstadt Bürgermeisterin Larissa und ihre Stellvertreterin Jolina. Nach einem spannenden Wahlkampf, wählten die Bürgerinnen und Bürger die beiden an die Stadtspitze. Zuvor hatten sie mit selbst verfassten Reden um Stimmen geworben. Bei der feierlichen Amtseinführung durfte ein Gast nicht fehlen: Unter tosendem Applaus übertrug Bochums Oberbürgermeister Thomas Eiskirch offiziell Larissa und Jolina die Macht über die Kinderstadt. Dabei legte er den beiden eine blau-weiße Schärpe um. Damit der Start in die Amtszeit problemlos gelingen konnte, stand Bochums OB Thomas Eiskirch Larissa mit Rat und Tat zur Seite. Sein Tipp: „Nichts versprechen, was man nicht halten kann und mehr halten als man versprochen hat.“ Ihre Ankündigungen aus dem Wahlkampf setzte Larissa daher direkt um: „Wer zu wenig BoMark zur Verfügung hat, bekommt Unterstützung“, verkündete sie in ihrer ersten Amtshandlung.
Werkeln, kreativ sein und politische Repräsentanten wählen: In der Kinderstadt gibt es immer was zu tun. Neben den aufregenden Einblicken in die Welt der Großen steht aber vor allem eins im Vordergrund – jede Menge Spaß.
Heute Nachmittag, am 4. August, schließt die Kinderstadt nach fünf „Arbeitstagen“ ihre Pforten. Oberbürgermeister Thomas Eiskirch hatte sie am Montag, 31. Juli, feierlich eröffnet. Das beliebte Ferienprogramm fand bereits zum dritten Mal statt – ermöglicht durch zahlreiche Mitwirkende. Auch im nächsten Jahr ist die Kinderstadt als Angebot des Bochumer Ferienpasses geplant.
Quelle: Stadt Bochum