Liebe Bochumerinnen und Bochumer,
mit 2022 ist ein Jahr zu Ende gegangen, das – wieder einmal – so ganz anders war, als wir es uns am Neujahrstag gewünscht hatten. So ganz anders, als wir es uns überhaupt vorstellen konnten: Der Angriff Putins auf die Ukraine am 24. Februar hat die Welt verändert. Und die Folgen spüren wir auch hier in Bochum. Neben Corona und dem Klimawandel ist dieser schreckliche Krieg die nächste große Herausforderung, die wir bewältigen müssen. Alles gleichzeitig! Gelingen kann und wird uns das nur gemeinsam und solidarisch. Deshalb bin ich froh und dankbar dafür, dass ich bei meinen vielen Begegnungen mit Bochumer Bürgerinnen und Bürgern, Vereinen und Unternehmen auch in 2022 immer wieder erleben durfte, wie die Menschen und Institutionen in unserer Stadt in schwierigen Zeiten zusammenstehen. Es beeindruckt mich zutiefst, wie viele Freiwillige die Ärmel hochkrempeln und sich um die Geflüchteten kümmern, die bei uns Schutz suchen. Und wie viele Menschen Hilfsgüter spenden, wie viele sich bei der Gesellschaft Bochum-Donezk als Helferinnen und Helfer engagieren und Pakete packen, die zu den Menschen gebracht werden, die im Kriegsgebiet geblieben sind, auch wenn sie dort alles verloren haben. Ihnen allen möchte ich an dieser Stelle von Herzen danken. Sie zeigen, dass das Bochumer WIR-Gefühl kein leeres Wort ist. Kein Slogan, mit dem sich die Stadt schmückt. Es ist gelebter Alltag.
Keine Frage, der vor uns liegende Winter wird für uns alle noch einmal eine harte Belastungsprobe. Drohende Energieknappheit, steigende Preise, hohe Inflation. Das alles bereitet uns Sorgen. Für die einen sind es existenzielle Sorgen: Wie soll es weitergehen, wie die Rechnung morgen noch bezahlt werden? Andere sehen den Lebensstandard bedroht, den sie sich über viele Jahre hart erarbeitet haben. Ich glaube jedoch, dass es – auch dank diverser Hilfspakete – uns allen gemeinsam gelingen wird, die größten Härten abzumildern. Und ich bin der festen Überzeugung: Wenn wir zusammenhalten, kriegen wir das hin! Deshalb, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, blicke ich auf jeden Fall auch mit einer gehörigen Portion Optimismus in die Zukunft. Bochum hat sich trotz multipler Krisen in den letzten Jahren in vielerlei Hinsicht positiv weiterentwickelt. Und das wird es auch weiterhin tun. Seien wir zuversichtlich und freuen wir uns im Rückblick auch ein bisschen über das, was wir in 2022 an schönen und positiven Dingen erlebt und erreicht haben. Es war tatsächlich eine ganze Menge und ich möchte hier nur einige Beispiele nennen.
So konnten wir im Sommer, als sich die Corona-Lage allmählich entspannt hat, ein Event nachholen, dass eigentlich schon 2021 zur 700-Jahr-Feier geplant war: das Stadtpicknick. Das war ein wirklich tolles Erlebnis. Endlich wieder zusammen sein, endlich wieder gemeinsam feiern! In friedlicher, harmonischer und absolut entspannter Atmosphäre. Ich glaube, wir alle haben das genossen. Ebenso wie auch Bochum Total, Ruhr International, das Zeltfestival Ruhr und die vielen traditionellen Veranstaltungen, die wir so lange vermisst hatten.
Ein tolles Gemeinschaftserlebnis am Rande des Musiksommers war z. B. die Premiere des RathausClubbings. Das Konzert im Rathaus-Innenhof war der Auftakt dieser Projektreihe, mit der die Verwaltung das Rathaus für Sie, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, immer mehr öffnen will. Inzwischen gab es auch schon eine Lesung im Ratssaal und weitere Events werden folgen.
Das RathausClubbing ist übrigens ein Projekt der Bochum Strategie 2030, mit der wir Bochum fit für die Zukunft machen wollen. 50 Projekte sind bislang angelaufen und in 2022 konnten wir eine überaus positive Halbzeitbilanz ziehen: Neue Bäume, neue Bänke, neue Arbeitsplätze, mehr Kultur im Stadtbild, verbesserter Service der Stadtverwaltung, mehr Unterstützung für bürgerschaftliches Engagement durch den Bochum Fonds und die Ehrenamtsagentur – das alles sind Effekte, die man schon heute sehen und spüren kann. Und es geht weiter. 13 neue Projekte sind im vergangenen Jahr an den Start gegangen, so z. B. die Verschönerung des Stadtbildes mit hochwertiger Graffiti-Kunst – das erste Werk ist am U-Bahnhof „Bermuda3eck/Musikforum“ zu sehen –, und die Verbesserung des Mikroklimas in den Stadtteilen durch Pocket Parks – der erste wurde an der Riemker Straße in Hofstede eröffnet.
All diese erfolgreichen Strategie-Projekte machen unsere Stadt immer lebens- und liebenswerter. Daneben sind auch Projekte in Arbeit, die, wenn sie fertig sind, eine Strahlkraft über die Stadtgrenzen haben werden. So zum Beispiel die Modernisierung des Lorheidestadions in Wattenscheid, das nach Umbauende das erste und einzige Leichtathletikstadion für nationale und internationale Sportgroßveranstaltungen in NRW sein wird, das den Anforderungen der FISU und des Deutschen Leichtathletikverbandes genügt. Den Umbau hat der Rat in 2022 beschlossen, in 2023 geht es los.
Auch mit Projekten wie dem „Haus des Wissens“ und Mark 51°7 ist Bochum bundesweit im Fokus. Das „Haus des Wissens“ wird als eines von nur 18 Projekten bundesweit als „Nationales Projekt des Städtebaus“ vom Bund mit 7,85 Millionen Euro gefördert. Diese Nachricht, die uns im Juli erreicht hat, ist eine tolle Anerkennung der Idee und Konzeption des HdW, über die ich mich sehr gefreut habe. Ebenso wie über die Auszeichnung mit dem Brownfield Award als „Bestes Industrie- und Gewerbeprojekt“, die Mark 51°7 im Mai erhalten hat.
Und seit September haben wir auch schwarz auf weiß, dass Bochum zu den digitalsten Städten Deutschlands zählt. Seit 2019 untersucht der IT-Branchenverband Bitkom den Digitalisierungsgrad deutscher Großstädte. Bochum belegt aktuell Platz 8 im Ranking und ist damit nicht nur wieder zum wiederholten Male unter den Top 10, sondern auch Spitzenreiter im Ruhrgebiet.
Noch eine andere Zahl gibt Anlass zu Optimismus: Im Jahr 2022 gibt es in Bochum 4.000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze mehr als noch ein Jahr zuvor. Das ist ein Stück Stabilität in diesen instabilen Zeiten. Das spiegelt sich nicht nur im großen Interesse junger Start-ups wieder, sich bei uns anzusiedeln, sondern auch im deutlichen Bekenntnis zum Standort, das ein Bochumer Traditionsunternehmen in 2022 gegeben hat: Thyssenkrupp-Steel investiert über 100 Millionen Euro in den Stahlstandort Bochum und baut ihn zu einem Kompetenzzentrum aus, in dem besonders dünner und harter Stahl unter anderem für die Elektromobilität produziert werden soll. Darüber freue ich mich natürlich, denn diese millionenschwere Investition macht wichtige Arbeitsplätze in unserer Stadt zukunftssicher.
Ja, in Bochum tut sich viel. Das spürt man – leider auch an den Baustellen, die oft eine Geduldprobe und, vor allem für die direkten Anlieger, eine große Belastung sind. Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen Betroffenen für ihr Verständnis bedanken. Denn ohne Bauen keine Veränderung, kein Fortschritt.
Liebe Bochumerinnen und Bochumer,
ich könnte noch viele weitere Projekte nennen. So sind wir im vergangenen Jahr auch bei der digitalen Ausstattung unserer Schulen einen großen Schritt vorangekommen: Über 35.000 neue Tablets für Schülerinnen und Schüler konnten an die Bochumer Schulen verteilt werden.
Das passt natürlich auch zu unserem Smart-City-Konzept, das den Breitbandausbau, das digitale Rathaus, klimafreundliche Mobilität, die Entwicklung einer Smart City App für Bochum und vieles mehr umfasst. Hierfür haben wir im Sommer vom Bund eine Förderzusage im Rahmen von „Modellprojekte Smart Cities“ erhalten. Das ist wichtiger Rückenwind für unser Vorhaben, Bochum zur Vorreiterin modernen Stadtmanagements zu entwickeln. Ein Thema, über das wir uns in 2022 übrigens auch mit Gästen aus unserer japanischen Partnerstadt ausgetauscht haben. Im November war eine Delegation aus Tsukuba unter Leitung von Oberbürgermeister Igarashi in Bochum und wir konnten die nächsten Schritte unserer Zusammenarbeit besprechen.
Wenn man sich all dies vor Augen führt, wird schnell klar, wie viel Positives wir doch auch im vergangenen Jahr erlebt haben. Der Jahreswechsel, liebe Bochumerinnen und Bochumer, ist eine gute Gelegenheit, uns daran zu erinnern. Auch wenn wir uns 2022 in mancher Hinsicht sicher anders, besser gewünscht hätten, hatte dieses Jahr doch nicht nur Schattenseiten, sondern auch viele kleine und größere Lichtblicke, die wir nicht übersehen sollten. Lichtblicke, die wir gemeinsam erlebt und die wir gemeinsam erarbeitet haben. Wenn wir uns das bewusst machen, können wir daraus Kraft schöpfen für einen guten Start ins neue Jahr. Es gibt keine Kristallkugel, in der wir sehen könnten, was es uns bringen wird. Begrüßen wir es mit Zuversicht!
Ich wünsche Ihnen alles Gute für 2023!
Ihr
Thomas Eiskirch