Rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten bereits am vergangenen Donnerstag, 8. September, auf der zweiten Bochumer Sozialkonferenz in der Evangelischen Hochschule darüber, wie sich das Leben in Bochum im Alter jetzt und in Zukunft gut gestalten lässt. Neben Expertinnen und Experten aus Politik, Wissenschaft, Verwaltung sowie Trägerinnen und Trägern der freien Wohlfahrtspflege nahmen auch knapp 40 zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger teil.
Oberbürgermeister Thomas Eiskirch betonte, dass das Leben im Alter auch bedeutet, Umbrüche zu erleben, die Veränderungen mit sich bringen, wie etwa der Ausstieg aus dem Beruf. „Älter werden bedeutet nicht nur, hilfebedürftiger zu werden, sondern bietet auch die Chance, neue Lebensperspektiven zu entwickeln“, so Eiskirch. Die neu eingerichtete städtische Fachstelle „Leben im Alter“ sowie die Schwerpunktsetzung des aktuellen Sozialberichtes und der diesjährigen Sozialkonferenz verdeutliche nochmal die Wichtigkeit, sich den Herausforderungen des demografischen Wandels zu stellen.
Franz Müntefering, Gast der Sozialkonferenz sowie früherer Bundesminister und SPD-Vorsitzender, unterstrich die gemeinsame Verantwortung von Staat, Gesellschaft und auch jeder und jedes Einzelnen, zum Gelingen des demographischen Wandels beizutragen, und griff das Tagungsthema in seinem lebensnahen Vortrag augenzwinkernd auf: „Eines Tages werden wir sterben. Aber an allen anderen Tagen nicht“, zitierte Müntefering die Comicfiguren Snoopy und Charlie Brown. Gerade im Alter habe sich ein Motto für ihn besonders bewährt: Leben, Laufen, Lachen.
Sozialdezernentin Britta Anger stellte die Situation älterer Menschen in Bochum dar: „Von über 100.000 Menschen, die über 60 Jahre alt sind, befinden sich rund 3.900 in Pflegeeinrichtungen. Diese Generation ist vielfältig und vor allem im Alter noch sehr aktiv. Jede und jeder Zweite über 50 Jahre engagiert sich beispielsweise ehrenamtlich.“
Christiane Knirsch und Hedwig Diekwisch vom Modellprojekt „Zukunftswerkstatt Kommunen – Attraktiv im Wandel“ stellten Beispiele vor, wie sich Städte und Kreise erfolgreich auf den demografischen Wandel einstellen.
In vier verschiedenen Foren diskutierten Gäste der Sozialkonferenz zu den Themen „Teilhabe und Engagement – on- und offline erleben“, „Wohnen und Quartiersleben – Selbstbestimmung ermöglichen“, „Gesundheit und (Selbst-)Fürsorge – Ressourcen stärken“ und „Pflege und Arbeitsbedingungen – gemeinsam stark“. In der ersten Phase erarbeiteten sie verschiedene Problemstellungen, um dann in einer zweiten Workshop-Runde mit Ideen für die Zukunft daran anzuknüpfen. Die entwickelten Vorschläge trugen sie anschließend im Forum zusammen.
Ziel der Veranstaltung war es, unter anderem Anregungen für das Handlungskonzept „Leben im Alter“ zu gewinnen und neue Kernaktivitäten für die Bochum Strategie zu entwickeln. Die Ergebnisse der Sozialkonferenz möchte die Stadt nach der Auswertung in den nächsten Monaten der Kommunalpolitik und der Öffentlichkeit vorstellen.
Die erste Bochumer Sozialkonferenz fand 2019 statt. Auch in diesem Jahr griff die Sozialkonferenz das Schwerpunktthema des jüngsten Sozialberichts auf. Dieser ist online unter www.bochum.de/sozialberichterstattung abrufbar. Die nächste Sozialkonferenz soll 2025 stattfinden.