Die Projektkoordination in Bochum übernimmt eine geflüchtete Wissenschaftlerin.
Damit ukrainische Studierende naturwissenschaftlicher Fächer ihr Studium fortsetzen können, entwickeln Lehrende und Studierende der Ruhr-Universität Bochum (RUB) und der Taras Shevtchenko National University Kyiv (TSNU) in einem Projekt Varianten von Laborpraktika. Das Projekt Digital Laboratories for Students at risk (DigiLabStar) wird vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) mit rund 143.000 Euro gefördert und läuft bis Ende 2022.
Evakuierungen und Flucht: Auswirkungen auf die Lehre
Die Notwendigkeit für das Projekt liefert der Krieg in der Ukraine, der dazu führt, dass ukrainische Universitäten die Lehre weitestgehend online rganisieren. Das ist einerseits den Evakuierungen von Universitäten und den andauernden Bombardements geschuldet, andererseits erlauben Online-Angebote, die vielen ukrainischen Studierenden zu erreichen, die vor dem Krieg in andere Landesteile oder ins Ausland geflohen sind. Ukrainische Studierende naturwissenschaftlicher Fächer, die Laborpraktika für ihr Studium benötigen, trifft die ausschließliche Online-Lehre allerdings hart. Deshalb werden in dem Projekt DigiLabStar verschiedene Laborpraktika entwickelt, die von der virtuellen Vorbereitung, Begleitung und Nachbereitung kurzer Praktika bis zu komplett virtuellen Praktika reichen.
Im Projekt sollen Videos und Materialien entstehen, die sich an den ukrainischen Curricula der Fächer Medizin, Biologie, Chemie und Physik orientieren. Studierende aus der Ukraine sollen damit die Möglichkeit bekommen, weitere Kreditpunkte für ihr Studium zu sammeln, auch wenn sie nicht vor Ort an ihrer Hochschule Laborpraktika absolvieren können.
Ukrainische Studierende zu Gast in Bochum
An der Konzeption und Produktion der Lerninhalte werden 20 ukrainische Studierende der TSNU beteiligt und dafür an der RUB von September bis November 2022 zu Gast sein. In dieser Zeit werden sie Praktika in verschiedenen Laboren absolvieren und dabei zum Curriculum der TSNU passende Praktikumsverläufe entwickeln. Forschende der RUB und der TSNU sowie studentische Mentoren begleiten die Studierenden dabei. Die 20 Studierenden bekommen im Zuge der DAAD-Förderung ein Stipendium für ihren Aufenthalt und die Reisekosten.
Geflüchtete Wissenschaftlerin übernimmt Projektkoordination
Die Projektkoordination in Bochum übernimmt Dr. Iryna Kompanets, eine aus der Ukraine geflüchtete Wissenschaftlerin der TSNU. Sie sichert die Kommunikation zwischen den universitären Fachbereichen, leitet die Mentoren an und sorgt für die sprachliche, institutionelle und kulturelle Integration der ukrainischen Studierenden. Dr. Stephanie Heimgartner vom Zentrum für
Wissenschaftsdidaktik der RUB begleitet das Projekt
Prorektorin für Lehre und Studium, Prof. Dr. Kornelia Freitag, freut sich auf die Kooperation mit den ukrainischen Lehrenden und Studierenden und betont: „Das wichtigste Ziel von DigiLabStar ist die nachhaltige Unterstützung der Taras Shevchenko National University Kyiv, ihren Studierenden allen Widrigkeiten zum Trotz den Studienfortschritt zu ermöglichen“.
Das Projektteam hofft, die im Rahmen der Kooperation entstehenden Lernmaterialien auch längerfristig für Studierende beider Universitäten online zur Verfügung zu stellen.
Unterkünfte gesucht in Bochum
Für den sechs- bis achtwöchigen Aufenthalt der ukrainischen Studierenden werden noch Gastgeber gesucht. Geeignet sind Wohngemeinschaften oder Privathaushalte in Bochum und Umgebung, die ein Zimmer freihaben. Weiterhin wäre eine gute verkehrstechnische Anbindung zum RUB-Campus von Vorteil und die Bereitschaft, auch persönlich Zeit mit den Gästen zu verbringen. Eine Kostenbeteiligung ist möglich. Interessierte melden sich bitte per E-Mail bei Stephanie Heimgartner.
Dr. Stephanie Heimgartner
Zentrum für Wissenschaftsdidaktik
Ruhr-Universität Bochum
E-Mail: stephanie.heimgartner@rub.de