Das Ergebnis von 0:2 für Borussia Mönchengladbach am 27. Spieltag rückt in den Hintergrund. Mindestens ein Zuschauer aus dem Block A sorgte mit einem Bierbecherwurf auf den Linienrichter für einen Spielabbruch und nahm dem VfL Bochum jede Chance, das Ergebnis in den verbliebenen 20 Minuten noch zu drehen.
Flutlichtspiel anner Castroper – Was für eine schöne Überschrift für ein echtes Topspiel zwischen dem VfL Bochum und Borussia Mönchengladbach. Erstmals seit zwei Jahren durften wieder 25.000 Zuschauer an diesem Abend ins „Wohnzimmer“ an der Castroper Straße. Endlich wieder ein etwas ungezwungeneres Umfeld für diese Begegnung.
Sportlich fing es gar nicht einmal so schlecht an. Bochum drückte und hatte die Gäste recht gut im Griff. Bis auf die Zweikämpfe lag Bochum in der Statistik bei den Torschüssen und auch den Ecken vorne. Das 0:0 auf der Anzeigetafel tat dennoch nicht weh, denn mit sieben Ausfällen beim Gastgeber präsentierten sich die Hinterbänkler der Mannschaft gut, aber kaum überragend.
Es war ein hitziges Spiel mit vielen Fights. Es war klar, dass diese Partie ein Kraftakt werden würde für eine dünn besetzte Mannschaft wie den VfL an diesem Abend.
Im zweiten Durchgang machte erneut Bochum zunächst das Spiel. Dann aber sorgte ein Doppelschlag durch Plea und Embolo für eine kleine Schockstarre beim VfL. Die Arbeit wurde wieder nicht belohnt und Mönchengladbach setzte nach.
Becherwurf aus Block A
Dann aber sackte Plötzlich der Linienrichter Christian Gittelmann direkt vor dem Block A zusammen. Ein Bierbecher traf den Assistenten am Hinterkopf. Alle Beteiligten verließen den Platz, die Bochumer Spieler diskutierten aufgebracht mit den Zuschauern. Knapp 15 Minuten später war klar: Das Spiel wird abgebrochen – Eine dicke Strafe wird Bochum in den kommenden Tagen bekommen. Es war nicht der erste Becher an diesem Abend, nicht der erste Becher in dieser Saison.
Block A ist die Heimat einiger alteingesessener Ultras. Seit Jahren ist in der Fanszene das Problem mit den fliegenden Bierbechern aus diesem Block bekannt. Am Freitag also der traurige Höhepunkt, nur Stunden nach einem Aufruf des Vereins, diese Werferei sein zu lassen. Auf Videos, die dieser Redaktion exklusiv vorgelegt werden konnten, sieht man, wie der Ordnungsdienst zwei Personen abführt. Die Hoffnung, dass zumindest die Übeltäter gefunden wurden, ist jedoch nur ein kleiner Trost. Beim Linienrichter wurde eine Schädelprellung und ein Schleudertrauma diagnostiziert.
Die Strafe wird spürbar sein. Ein mögliches Szenario sind erneute Geisterspiele, die wohl jeder Anhägner dieses Sports nicht mehr wiederhaben wollte. Ein Bärendienst eines Einzelnen oder weniger Unbelehrbarer zum Schaden eines ganzen Vereins, der sich in den letzten Jahren wieder ins Oberhaus des Fußballs zurück gekämpft hat.
(c) Sebastian Sendlak
Stimmen seitens des VfL Bochum:
Hans-Peter Villis erklärte nach dem Spiel gegenüber Radio Bochum und in der Bild: „Was sollen wir noch machen? Wir haben vor dem Spiel ein Video produziert, in dem wir sagen, dass unsere Fans die ständigen Becherwürfe sein lassen sollen und man das Fiege-Bier lieber trinken soll. Das ist nicht der VfL. Der Abbruch ist völlig korrekt, absolut richtig.“
„Ich möchte mich in aller Form und im Namen des gesamten Vereins bei ihm entschuldigen“, sagte der sportliche Leiter Sebastian Schindzielorz gegenüber dem übertragenden Sender DAZN.
Simon Zoller drückte sich bei Twitter direkt aus: „Wir, der VfLBochum1848eV schreiben seit knapp 2 Jahren eine unfassbare Geschichte. Diese Aktion ist einfach nur respektlos gegenüber all denen die sich jeden Tag den Arsch aufreißen um diese Reise zu erleben! Geschweige denn dem Linienrichter! DU hast im Stadion nichts verloren!
Co-Trainer Markus Gellhaus sagte auf der Pressekonferenz: „Das muss man sich in aller Deutlichkeit entschuldigen. Das ist peinlich und nicht akzeptabel. Das ist sehr traurig, dass das Spiel nicht sportlich zu Ende geführt werden kann, weil so etwas passiert.“
Statement des VfL Bochum 1848 zum Spielabbruch im Spiel gegen Borussia Mönchengladbach:
Das Spiel zwischen dem VfL Bochum 1848 und Borussia Mönchengladbach fand am Freitagabend ein jähes Ende. Schiedsrichterassistent Christian Gittelmann wurde in der 69. Minute von einem gefüllten Plastikbecher am Kopf getroffen, konnte das Spiel nicht fortsetzen und musste im weiteren Verlauf zur Untersuchung ins Krankenhaus gebracht werden. Der VfL Bochum 1848 distanziert sich in aller Form von denjenigen, die Becher und Gegenstände werfen und bittet speziell beim Getroffenen um Entschuldigung für dieses nicht tolerierbare Verhalten. Des Weiteren hoffen wir natürlich, dass es Christian Gittelmann gut geht und die Verletzung sich als nicht folgenschwer erweist.
Im Mittelpunkt steht nun die Täterermittlung, die Auswertung der Bilder läuft noch. Der VfL hofft auf eine schnelle Aufklärung und wird die Polizei bei ihren Ermittlungen tatkräftig unterstützen. Wer sachdienliche Hinweise zur Identifizierung beitragen kann, wendet sich bitte an die Polizeidienststelle Bochum.
Im Falle einer Identifizierung wird der VfL Bochum 1848 weitere Schritte einleiten, zum Beispiel Stadionverbot, Vereinsausschluss oder Einzug der Dauerkarte, und behält sich Schadenersatzansprüche vor. Denn wir gehen davon aus, dass der VfL verbandsseitig bestraft wird.
Es hätte ein spannender Fußballabend werden sollen. Es ist ein Abend geworden, der uns fassungslos und traurig zurücklässt. Die Taten einzelner beschädigen erheblich das positive Bild, das der VfL Bochum 1848 und seine Fans in den vergangenen Monaten abgegeben haben. Wir stehen für Toleranz und Fairplay. Das Werfen von Bechern und Gegenständen gehört definitiv nicht dazu.