Das landesweite Medienkunstfestival FUTUR 21 – kunst industrie kultur bringt im März 2022 digitale Kunst in die 16 Industriemuseen von LWL und LVR. Die Arbeiten knüpfen an die Geschichte der Orte an und beschäftigen sich mit der Zukunft der Industriegesellschaft im 21. Jahrhundert.
Frisch aus dem Winterschlaf erwacht die Zeche Hannover im Rahmen des Festivals mit SLOW VIOLENCE von Joanie Lemercier. Die audiovisuelle Installation auf dem Außengelände der Zeche macht die Eingriffe des Menschen in die Umwelt zum Zwecke der Energiegewinnung sichtbar und reflektiert die sichtbaren wie unsichtbaren Folgeschäden der industriellen Nutzung des Planeten. Zorka Wollny entwickelt für das Industriemuseum die Soundarbeit SINGING MACHINE, welche den Zuzug von Menschen metaphorisch als „Energiefluss“ thematisiert.
Auch die Henrichshütte macht mit
50 Jahre lang wurden auf der Henrichshütte in Hattingen Eisen und Stahl erzeugt, gegossen, geschmiedet und gewalzt. 1987 wurden die Hochöfen „ausgeblasen“. Über 100 chinesische Arbeiter zerlegten Hochofen 2 und verschifften ihn nach Hunan, um dort wieder Eisen zu produzieren. Seither hat sich die Stahlproduktion weltweit verdoppelt, 15 Prozent des nach wie vor steigenden CO2-Ausstoßes kommen aus Hochöfen und Stahlwerken. Die Henrichshütte erzählt die Geschichte eines Ortes und seiner Menschen und bindet sie in globale Zusammenhänge ein.
Als Ankerpunkt für ihre multidimensionale Videoarbeit nutzt Su Yu Hsin die Messwarte des Hochofens. In Blast Furnace No. 2 kombiniert die Künstlerin spektakuläre Satellitenaufnahmen mit Archivmaterial und Interviewausschnitten und erkundet die Themen Stahlproduktion, Globalisierung und den kosmischen Ursprung des Metalls Eisen kaleidoskopartig aus erdgeschichtlicher, sozialhistorischer und ökologischer Perspektive.
Ausflüge in alternative Realitäten
Der in Los Angeles lebende Medienkünstler Refik Anadol entwickelt für die Henrichshütte in Hattingen eine digitale Datenskulptur, die im Außenbereich des Geländes in Form einer monumentalen LED-Wand an die Stelle des 1990 nach China verkauften Hochofen II rückt. Im Mittelpunkt stehen konkrete Fragen zum Energieverbrauch in der Stahlindustrie. Der Künstler bedient sich riesiger Datensets und themenspezifischer Bildarchive, die er von einer KI erforschen und von hochentwickelten Algorithmen künstlerisch weiterspekulieren lässt.
Refik Anadol beleuchtet dabei im Spannungsfeld von historischem Ort und digitalem Objekt unsere veränderte Wahrnehmung von Raum und Architektur, die sich durch den Einzug von Smartphones und städtischen Bildschirmen in unseren Alltag kontinuierlich weiter vollzieht. Die Ergebnisse sind Ausflüge in von der Quantenphysik inspirierte alternative Realitäten, die uns unsere eigene Wirklichkeit aus einer neuen Perspektive betrachten lassen.
Die Festivalwoche findet vom, 12.-19. März statt. Öffnungszeiten: So. 11 – 22 Uhr / Mo. und Di. 14 – 21 Uhr / Mi. bis Sa. 14 – 22 Uhr. Es gilt die 3G-Regel, der Eintritt ist frei.
Quelle: LWL Industriemuseum Henrichshütte und Zeche Hannover