„In diesen Tagen, in denen einige wenige Männer in höchsten Ämtern und Positionen der Katholischen Kirche durch Schweigen und Nichtstun schweren Schaden zufügen, wollen 125 Menschen von der Basis der Kirche nicht länger schweigen. Sie sprechen im Rahmen der Initiative #outinchurch offen über ihre sexuelle Orientierung und fordern eine Reform der Sexualmoral der Kirche.
Damit setzen sie ein mutiges und starkes Zeichen für eine Kirche der Vielfalt und Toleranz, wie sie wohl die meisten Christinnen und Christen wollen. Wir sind sicher eine solche Kirche wäre auch im Sinne Jesu Christi.
Der Katholikenrat Bochum + Wattenscheid will eine bunte Kirche, eine Kirche frei von Ängsten, aber voll von Nächstenliebe. Der Katholikenrat stellt sich daher an die Seite derjenigen, die sich aktuell und in Zukunft zu einer solchen Kirche bekennen und für eine Veränderung eintreten. Deshalb unterstützen wir ausdrücklich das Manifest #outinchurch, das sich „für eine Kirche ohne Angst“ einsetzt.
Wir wollen deutlich machen, dass die 125 Menschen nicht allein sind. Dies zeigen auch die kirchlichen Bewegungen, die an vielen Orten entstanden sind und für Vielfalt und gleiche Rechte aller eintreten. Vor Gott sind alle Menschen gleich. Daher unterstützen wir ausdrücklich die Forderung nach der Änderung des kirchlichen Arbeitsrechtes und der Grundordnung des kirchlichen Dienstes.
Wir glauben an Gott und die Kraft des Heiligen Geistes, der nicht nur zu Pfingsten frischen Wind in diese Kirche bringt und werden uns in der Stadtkirche und im Bistum Essen weiterhin für Reformen in der Kirche einsetzen. Deren Grundlagen werden im „Synodalen Weg“ gelegt. Von dessen Vollversammlung vom 03.-05. Februar in Frankfurt a.M. erwarten wir dazu ein Signal, gerade auch von den Bischöfen.
Weitere Informationen gibt es auf der Website https://outinchurch.de/.
Quelle: Katholische Stadtkirche Bochum + Wattenscheid
Auch das Bistum Essen unterstützt Initiative #OutInChurch
125 Mitarbeitende der katholischen Kirche haben sich in einer bundesweiten Kampagne als queer geoutet. Das Ruhrbistum unterstützt die Aktion, die fordert, dass etwa ein homosexuelles Liebesleben keine Konsequenzen für einen kirchlichen Arbeitsvertrag hat.
#OutInChurch – für eine Kirche ohne Angst: 125 Mitarbeitende aus den verschiedensten Bereichen der katholischen Kirche in Deutschland haben sich am Montag in einer bundesweit beachteten Kampagne als schwul, lesbisch oder anderweitig queer geoutet. Ein Manifest, zahlreiche Medienberichte und die ARD-Fernsehdokumentation „Wie Gott uns schuf“ sollen einen neuen Anstoß für eine Diskussion über den Umgang der Kirche mit queeren Menschen geben – insbesondere, wenn sie für kirchliche Einrichtungen arbeiten. Das Bistum Essen unterstützt die von dem Hammer Pfarrer Bernd Mönkebüscher und dem Hamburger Religionspädagogen Jens Ehebrecht-Zumsande gestartete Aktion.
Bischof Franz-Josef Overbeck hatte bereits vor zwei Jahren die Kirche zu einer „Entpathologisierung“ der Homosexualität aufgerufen. In einem Gastbeitrag für die Herder-Korrespondenz regte an, eine „kirchliche Debatte über die Wahrnehmung und Bewertung von Homosexualität so zu führen, dass die kaum vernarbten Wunden vergangener Verletzungen nicht erneut aufgerissen werden“. Mit Blick auf „#OutInChurch“ erklärt er jetzt in der BILD-Zeitung: „Liebe in partnerschaftlicher Verantwortung ist eine Frage des Respekts, der gegenseitigen Achtung und der tiefen inneren Gefühle und Empfindungen.“
Domschatz-Mitarbeiter Teuber erzählt seine Geschichte in der ARD
Für kirchliche Angestellte habe ein offenes Bekenntnis zur Homosexualität keine arbeitsrechtlichen Konsequenzen, stellt Generalvikar Klaus Pfeffer klar. Er verschweigt aber auch nicht, dass dies in der Vergangenheit anders gewesen sei. Davon berichtet auch Rainer Teuber, Leiter Museumspädagogik und Besucherservice der Essener Domschatzkammer, der sich an „#OutInChurch“ beteiligt und einer der Protagonisten der ARD-Dokumentation ist. Darin berichtet er, wie sein heutiger Mann und er 2004 nach der Eintragung ihrer Lebenspartnerschaft Angst hatten, dass die Information darüber auch seinen kirchlichen Arbeitgeber erreicht. Gleichzeitig habe er sich damals mit Blick auf die Grundsätze der katholischen Kirche als illoyal empfunden. Heute ist sein Verhältnis zu seinem kirchlichen Arbeitgeber mit Blick auf sein Privatleben deutlich entspannter. Offiziell geoutet habe er sich vor rund drei Jahren. Damals protestierte Teuber dagegen, dass bei einer öffentlichen Veranstaltung in einem Wortbeitrag „wieder die unselige Verbindung zwischen Homosexualität, Pädophilie und Missbrauch“ gezogen worden sei, sagt Teuber. Für diesen Schritt habe er auch von Bischof Overbeck Zuspruch erhalten.
Generalvikar Pfeffer schreibt Beitrag für „#OutInChurch“-Buch
Generalvikar Pfeffer beteiligt sich im Rahmen von „#OutInChurch“ an einem gleichnamigen Buch, das im Mai im Herder-Verlag erscheint (ISBN: 978-3-451-03367-4). In seinem Beitrag schildert er die Sicht eines Leitungsverantwortlichen der katholischen Kirche auf das Thema und beschreibt seine eigene Entwicklung: Für ihn habe es Homosexualität als Thema weder im Gespräch mit der Familie oder Freunden in seiner Heimat des ländlich-katholischen Sauerlands noch später unter den angehenden Priestern im Ruhrgebiet gegeben. „Es war für mich als heterosexueller Mensch sehr befreiend, im Laufe meines Lebens immer mehr homosexuelle Menschen zu treffen und so ihre Sicht auf das Leben und die Liebe kennenzulernen.“ Zugleich habe er gerade durch diese Kontakte „eine Ahnung von dem enormen Leid erhalten, das unsere Kirche mit ihrer rigiden Sexualmoral Menschen angetan hat, die nicht in dieses hetero-normative Schema passten“. Gerade mit Blick auf das kirchliche Arbeitsrecht sei hier noch viel Aufarbeitung nötig. „#OutInChurch“ setze hier wichtige Impulse, gerade weil diese Initiative nicht nur auf das Ruhrbistum beschränkt sei, sondern bundesweit in der Kirche für neue Diskussionen sorge, so Pfeffer.
Quelle: Pressestelle Bistum Essen