Am Samstag um 15:30 Uhr dürfen 13.799 Zuschauer im Ruhrstadion das B1-Derby zwischen dem VfL Bochum und Borussia Dortmund sehen. Das erste mal seit über 11 Jahren steigt die Vorfreude bei den Fans.
Die Corona-Bedingungen sorgen bei diesem Highlight des Aufsteigers für Diskussionsstoff. So sind auf dem Schwarzmarkt bereits Tickets zwischen 300 und 1.200 Euro zu finden. Der VfL strebt nun mit Hilfe einer Anwaltskanzlei eine Aufklärung und Abmahnungen gegen die Händler an.
Auch die Personalsituation auf beiden Seiten ist nicht optimal. So muss der BVB nicht nur auf Akanji und Malen verzichten. Auch Trainer Marco Rose muss nach seiner Gelb-Rote Karte beim Heimspiel gegen die Bayern im Ruhrstadion auf der Tribüne Platz nehmen. Beim VfL Bochum werden neben dem Corona infizierten Eduard Löwen auch Danny Blum und Takuma Asano ausfallen. Wieder dabei ist Manuel Riemann, der jedoch mit Erling Haaland eine andere Kategorie als Gegenspieler vor den Kasten bekommen wird.
„Erling Haaland ist nicht der einzige Dortmunder, der Tore schießen kann“, erklärte Bochums Coach Thomas Reis am vergangenen Mittwoch. Aus diesem Grund will sich der VfL Bochum nicht nur auf die Defensive versteifen, sondern versuchen auf Konter zu setzen.
In der laufenden Saison hat der BVB genau hier die größten Schwächen gezeigt. Gerade gegen vermeintlich kleinere Gegner schwamm die Verteidigung um Mats Hummels gewaltig. Eine Chance für den Aufsteiger?
Im Stadion selber wird neben der 2G Regelung auch eine dauerhafte Maskenpflicht herrschen. Sollte das bei diesem Spiel nicht funktionieren, hat der Verein bereits angekündigt, dass bei zukünftigen Spielen in der Pandemie nur noch maximal 7.000 Zuschauer zugelassen werden.
Radio-Kommentatoren bewerten das Spiel
Vor dem Spiel haben wir uns mit Radio 98.5-Kult-Kommentator Günther Pohl, sowie Radio 91.2 Kommentator Björn Pinno unterhalten und sie um eine Einschätzung gebeten.
Bochum Journal: Kann man das Derby zwischen Dortmund und Bochum mit dem Derby gegen Schalke vergleichen und werden wir in Zukunft häufiger dieses Derby sehen?
Günther Pohl: Ich glaube, dass die Derbys zwischen Dortmund und Bochum, auch aufgrund der wirtschaftlichen Situation auf Schalke, in der ersten Liga zukünftig realistischer sind. Schalke scheint die Zeichen der Zeit noch nicht erkannt zu haben und wird es in naher Zukunft schwer haben, auf eine konstante und realistische Planung zurückgreifen zu können. Voraussetzung ist jedoch auch, dass der VfL Bochum die Klasse hält, wovon ich allerdings ausgehe.
Björn Pino: Nein, kann man nicht. Die Spiele gegen Schalke haben einfach eine andere Anziehungskraft. Dafür haben sich aber die Bochumer beachtlich entwickelt und wichtige Punkte auch gegen die Abstiegskandidaten geholt. Ich sehe sie nicht als Abstiegskandidaten, so dass es noch zu ein paar B1-Derbys kommen wird.
Bochum Journal: Was macht den Unterschied aus, wenn das Spiel in Bochum stattfindet und nicht vor der Südkurve in Dortmund? (Auch im Hinblick auf weniger Zuschauer/Gästefans)
Günther Pohl: Im eigenen Wohnzimmer fühlt man sich immer wohler, als wenn man zu Gast ist. In Bochum ist das Stadion „klein, aber fein“, so dass sich die Atmosphäre gerade in dieser Saison zu einem Vorteil auswirkt. Selbst auswärtige Journalisten und nicht zuletzt Trainer schwärmen von der Kulisse in Bochum. Es mag subjektiv sein, aber ich denke, dass Bochum das derzeit lauteste Stadion in Deutschland hat.
Björn Pinno: Alle sind froh, dass überhaupt ein paar Zuschauer zugelassen sind. Auf die Situation hat man sich mittlerweile eingestellt. Fußball ohne Fans ist wie Pommes ohne Majo oder Ketchup.
Bochum Journal: Wie bewerten sie die zwei Duelle zwischen Polter und Kobel auf der einen und Haaland und Riemann auf der anderen Seite?
Günther Pohl: Haaland ist ein fantastischer und effizienter Stürmer, der kaum im 1 gegen 1 in den Griff zu bekommen sein wird. Das ist eine Aufgabe für das Kollektiv. Auf der anderen Seite zerreißt sich Polter, der endlich die notwendigen Pässe zum Beispiel von Holtmann bekommt, die er zum Tore-Schießen benötigt. Bei den Torhütern sehe ich Vorteile bei Manuel Riemann, weil er, im Vergleich zu einem BVB mehr Bälle auf sein Tor bekommt, aber trotzdem sicherer hält.
Björn Pinno: Kobel ist ein Nachwuchstorhüter mit guten Referenzen, Polter ein erfahrener Stürmer. Kein uninteressantes Duell. Erling Haaland dagegen ist eine Urgewalt der hat alles, was man sonst noch nie gesehen hat. Eine absolute Sondererscheinung. Auch wenn Manuel Riemann in dieser Saison eine sehr gute Leistung gezeigt hat, dürfte das Duell ziemlich deutlich für den Stürmer ausfallen.
Bochum Journal: Die Defensive mit Mats Hummels wird derzeit stark diskutiert. Auf der anderen Seite stehen mit Maxim Leitsch und Armel Bella Kotchap zwei junge Talente auf dem Platz. Ist es das Duell Erfahrung vs. Unbekümmertheit?
Günther Pohl: Obwohl im Vergleich zu den letzten Spielen der Aufstiegssaison mit Danilo Soares nur ein Stamm-Verteidiger übriggeblieben ist, hat sich die Qualität mit den beiden jungen Verteidigern Bella Kotchap und Leitsch, die in der 2. Liga zuletzt aus unterschiedlichen Gründen in der Startformation fehlten, gefestigt. In Bochum können sich die Beiden weiterentwickeln, während in Dortmund die international erfahrenen Spieler abliefern müssen. Da ist ein Mats Hummels sichtlich in die Jahre gekommen und die Fehler sind nicht wegzudiskutieren.
Björn Pinno: Ich sehe die Diskussionen um Hummelz überhitzt. Er ist nicht mehr der schnellste. Man kann es aber darauf nicht reduzieren. Hummelz ist der Ankerpunkt in der Abwehr des BVB, wo ich keine Probleme sehe. Wenn man als junger Spieler, wie Leitsch oder Bella Kotchap, frei aufspielen kann, ohne Druck, ist das immer gut und kann in so einem Derby schon recht wichtig sein.