Das „Schaufenster Stadtgeschichte“ präsentiert einmal im Monat ein besonderes Dokument oder Objekt aus den Beständen des Stadtarchivs – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte. Auf diese Weise werden nicht nur historische Ereignisse oder Persönlichkeiten vorgestellt. Das „Schaufenster Stadtgeschichte“ gewährt auch einen Einblick in die bunte Vielfalt der historischen Zeugnisse, die zum kulturellen Erbe Bochums gehören und die im Stadtarchiv – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte verwahrt werden.
Im August geht es um das Modell des „Ruhrstadions“:
Seit 1911 wird an der Castroper Straße am Standort des heutigen „Vonovia-Ruhrstadions“ Fußball gespielt. Der VfL Bochum verfügt damit über eine der traditionsreichsten Wettkampfstätten des deutschen Profifußballs. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs bot der Ausbau des Sportplatzes dem Publikum 6.500 Sitzplätzen auf einer Tribüne sowie 30.000 bis 40.000 Stehplätzen, die auf Erdwällen rund um das Spielfeld angeordnet waren. Hier fanden bis zum Zweiten Weltkrieg Heimspiele des VfL, Endrundenspiele um die Deutsche Meisterschaft und Länderspiele statt. Ebenso diente es als Austragungsort nationaler und internationaler Leichtathletikwettbewerbe. Auch Adolf Hitler kam im Wahlkampf 1932 nach Bochum und nutzte das Stadion für einen massenwirksamen Wahlkampfauftritt.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ging das Stadion 1947 vollständig in Besitz der Stadt Bochum über, die es erneuerte und 1955 mit dem so genannten „Starenkasten“ eine überdachte Tribüne einweihen konnte. Als der VfL schließlich 1971 erstmals in die Erste Bundesliga aufstieg, forderte der damalige Vereinspräsident Ottokar Wüst von der Stadt den Bau eines angemessenen, neuen Fußballstadions. Nachdem eine zweite Tribüne und Flutlichtmasten errichtet worden waren, erfolgte in der Saison 1972 / 73 die Umbenennung zum „Ruhrstadion“. Es gab politische und gesellschaftliche Diskussionen um Sinn oder Unsinn eines Stadionneubaus. Da sich der VfL jedoch dauerhaft in der Bundesliga behauptete und die Einnahmesituation im alten Stadion weit hinter den Möglichkeiten anderer Bundesligisten zurückblieb, erhöhte dies den Handlungsdruck auf die Stadt.
In dieser Situation schufen Ottokar Wüst und der mit ihm befreundete Architekt Dipl.-Ing. Karl Oettinghaus einen Vorentwurf für ein neues „Ruhrstadion“. Ein auf dieser Grundlage ebenfalls von Wüst und Oettinghaus gebautes Modell sollte die Politiker in Stadt und Land für den Neubau gewinnen und überzeugte die Entscheidungsträger. Das Modell weicht in einigen Details vom tatsächlich gebauten Stadion ab. Nachdem es bereits die Bochumer Politikerinnen und Politiker für eine Realisierung eingenommen hatte, fuhr es der damalige Oberbürgermeister Heinz Eikelbeck zur Einwerbung von Fördermitteln kurzerhand im Kofferraum seines Wagens durch die Republik. Zumindest in der damaligen Bundeshauptstadt Bonn hatte er mit diesem Modell einigen Erfolg, doch den größten Zuschuss trug letztlich das Land Nordrhein-Westfalen.
Nach knapp vierjähriger Bauzeit fand die Einweihung des Bochumer „Ruhrstadions“ am 21. Juli 1979 mit einem großen Fest statt. Seither erlebte der VfL dort sowohl große Triumphe als auch bittere Niederlagen und es fanden Spiele internationaler Wettbewerbe statt. Mehrfach wechselte das Stadion seither seinen Namen, wurde erweitert, modernisiert und den Bedürfnissen der Zeit angepasst. Geblieben ist ein architektonisches Zeugnis der 1970er Jahre, das nicht nur für VfL-Fans zu den schönsten Stadien Deutschlands zählt.
Das Modell, das vielleicht den letzten entscheidenden Impuls für die Realisierung dieses Projekts gegeben hat, bewahrt das Stadtarchiv – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte als Zeugnis unserer Geschichte dauerhaft auf.
Quelle: Stadt Bochum
Foto: Foto: Lutz Leitmann / Stadt Bochum, Referat für Kommunikation